„Du musst das anders sehen“. Sage ich immer zum Herzensmenschen, wenn sich wieder die ganze Woche Hülsenfrüchte, Quinoa, Grünkern und wie sie alle heißen, auf unseren Tellern tummeln. „Wie nochmal?“ Ist stets seine Frage. „Wir essen uns nachhaltig gesund und alt. Wir versorgen unseren Körper mit wichtigen Nährstoffen und erhalten als Dank Gesundheit, Vitalität, eine tolle Haut, ein gutes Immunsystem und eine gute Verdauung.“ Der Herzensmensch nickt dann und isst brav weiter.
Ich kann mich wirklich nicht beschweren- ist er ja grundsätzlich meiner Meinung und isst sehr gerne sehr intuitiv sehr gesund. Und nutzt aber ab und an die kleinen Chancen, wenn ich nicht da bin. Da fährt er dann schon mal los und isst sich durch ein BigMac-Menü, holt dann noch Ben&Jerrys Eiscreme und an ganz guten Tagen düst er noch schnell durch die Süßigkeitenröhre im Breuninger. Und dann reicht es ihm wieder und er linst beim nächsten Abendessen über meine Schulter und freut sich über viel Gemüse. Über Kichererbsen, die in der Pfanne rösten. Und über Hirsebratlinge.
Letztere hab ich euch heute nicht umsonst mitgebracht. Die besten Hirsebratlinge überhaupt. Die, die selbst muskelbepackte ich-esse-nur-Pute-und-trinke-Eiweißshakes-Männer überzeugen. Die, die den letzten Hirseskeptiker aus seiner Ecke hervorlocken. Und ich schwöre feierlich: diese Hirsebratlinge werde ich unseren Zimmermännern beim Richtfest vorsetzen und ich garantiere, dass die Platte ratzeputz aufgegessen ist. Das mache ich im Übrigen für meinen Papa. Der nicht oft genug sagen kann: „Deinen Zimmermännern kannst du beim Richtfest aber nicht sowas hinstellen.“ Pah. Klar, kann ich.
Na gut. Sie bekommen schon auch noch andere Dinge. Versteh ich ja. Rote Wurst, meint der Herzensmensch. Spanferkel, meint mein Papa. Ist mir alles schnuppe: ich serviere unter anderem diese Bratlinge und werde auch heimlich meinem Papa einen unterjubeln. Der tricky Clou an diesen wunderbar würzigen Teilchen sind die Zwiebeln, die bis zur Unkenntlichkeit geröstet werden, bevor sie in die Masse kommen. Ich lege euch also wärmstens ans Herz, die guten Dinger auszuprobieren. Und dann direkt eine Portion mehr zu machen. Man kann sie nämlich wunderbar einfrieren. Bei Bedarf einfach auftauen und nochmal schnell in der heißen Pfanne von alles Seiten anbraten.
Ich mache einen Joghurt-Dattel-Dip mit viel Petersilie gerne dazu. Die Süße der Datteln passt sehr gut zu den würzigen Bratlingen. Der Herzensmensch bevorzugt Ketchup. Fair enough. Aber es gibt auch noch andere Ideen, wie sich die Bratlinge hervorragend kombinieren lassen:
- in einer Herbstbowl mit ofengeröstetem Kürbis, Babyspinat und Fetakäse
- als Teil einer Mezzeplatte (kalt oder warm)
- kalt mit Avocado und roten Balsamicozwiebeln in eine Stulle packen
- zu bunten Möhren aus dem Ofen, dazu passt cremiger Hummus
Ihr seht, es gibt keinen Grund, die Bratlinge nicht auszuprobieren. Langweilig wird euch mit ihnen jedenfalls nicht. Und ganz nebenbei punkten dann auch noch die tollen Nährstoffe, die in Hirse stecken. Neben Hafer ist die Hirse nämlich das Getreide mit der größten Menge an wichtigen Nährstoffen, Mineralien und Spurenelementen. Sie strotzt nur so vor Vitaminen aus dem B-Komplex, Beta-Carotin und dient vor allem Vegetariern und Veganern als wichtige Eisenquelle, hilft unserer Haut, unseren Haaren und unseren Nägeln auf die Sprünge. Die kann also was, die liebe Hirse.
Und genau das meine ich auch, wenn ich zum Herzensmenschen sage: „Du musst das anders sehen. Mit dem gesunden Zeugs. Damit tun wir uns was Gutes. Das ist doch schön.“ Und damit meine ich aber nicht, dass man diese Spur nicht auch mal verlassen darf. Ein kurzer Umweg auf der Käsekuchenspur hat noch niemandem geschadet. Aber das wisst ihr ja. Noch mehr Hirseinspiration gibt es übrigens hier, hier und hier. Nur für den Fall der Fälle, dass sämtliche Skeptiker überzeugt wurde.
Habt es fein.
Eure Hannah
Hirsebratlinge mit Dattel-Petersiliendip
Zutaten
Für die Hirsebratlinge
- 1 Zwiebel
- 100 g Hirse
- 1 Ei
- 2 EL Kichererbsenmehl (oder normales Mehl)
- 3 EL Haferflocken (am besten Zartblatt)
- 100 g Möhren
- 2 EL Petersilie
- 1 TL Majoran
- 1/4 TL gemahlener Kreuzkümmel
- 1/2 TL Cayennepfeffer
- Salz
- Pfeffer
- Gemüsebrühe (für die Hirse)
Für den Datteldip
- 100 g Frischkäse
- 100 g Quark
- 2 Datteln
- 1/2 Bund glatte Petersilie
- Salz
- Pfeffer
- Olivenöl
Anleitungen
Für die Hirsebratlinge
- Die Hirse nach Packungsanleitung in Gemüsebrühe garen. Auskühlen lassen.
- Die Zwiebel schälen und fein hacken. Die Möhre schälen und grob raspeln. Die Petersilie waschen, trockenschütteln und fein hacken.
- Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Die Zwiebel darin bei mittlerer Temperatur unter Rühren anbraten, bis sie Röstaromen entwickelt. Das dauert so ca. 7-10 Minuten. Lieber etwas zu viel rösten.
- Alle Zutaten in einer Schüssel miteinander vermengen und mit den Gewürzen abschmecken. Golfballgroße Bratlingen formen.
- Wieder etwas Olivenöl in der Pfanne erhitzen und die Bratlinge von allen Seiten ein paar Minuten anbraten, bis sie schön goldbraun sind. Mit dem Dip und einem grünen Salat servieren.
Für den Datteldip
- Den Frischkäse mit den Datteln pürieren. Quark und Petersilie unterrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken und mit etwas Olivenöl beträufeln.
2 Kommentare
Danke für das gute Rezept. Allen hat es geschmeckt in meiner Familie, die außer mir v.a. aus Fleischtigern besteht. Liebe Grüße aus Wien von Irmi E.
Liebe Irmi,
na, das freut mich natürlich, wenn das Rezept die Fleischtiger überzeugt hat 🙂
Viele liebe Grüße
Hannah