Die Brioche und ich. Wir haben einen weiten Weg zurückgelegt, bis wir an dem Punkt angekommen sind, an dem wir uns nun befinden. Ich habe ja eine stark ausgeprägte Schwäche für warmes, süßes Hefegebäck. Brioche, Hefezopf oder Streuselbutterkuchen. Wenn mir das in lauwarmem Zustand vor die Nase gesetzt wird, komme ich mit meiner Disziplin in Sachen gesunder Ernährung jedes Mal an meine Grenzen. Im Übrigen zähle ich dazu auch Dampfnudeln. Wenn ich als Kind wusste, dass es Dampfnudeln zum Mittagessen gibt, bin ich vom Schulbus nach Hause gerannt. Und wenn ich es nicht wusste, hab ich es gefühlt schon unten am Gartenzaun gerochen. Am liebsten hätte ich mich direkt in den Topf gesetzt und mich mitsamt den Dampfnudeln mit der ganzen Kanne Vanillesauce übergossen.
Leider verschwanden die Dampfnudeln mit meinem Auszug von Zuhause irgendwie aus meinem Leben. Einmal während des Studiums haben meine damalige Mitbewohnerin und ich nochmals Dampfnudeln gemacht. Das war ein Fest, kann ich euch sagen! Tja, seitdem gabs aber keine Dampfnudeln mehr. Zum einen natürlich meiner Ernährungsweise geschuldet (wobei wir ja gelernt haben, dass Ausnahmen immer erlaubt sind), zum anderen weiß ich ehrlich gesagt auch gar nicht, wann ich Dampfnudeln machen soll. Mittags geht das gar nicht – da fall ich im Büro um und bleibe den restlichen Nachmittag liegen. Und zum Abendessen was Süßes geht irgendwie auch nicht. Aber was rede ich hier auch die ganze Zeit über Dampfnudeln?! Es geht schließlich um Brioche.
Was die Sache zumindest dahingehend leichter gestaltet, dass man sich nicht die Frage stellen muss, wann man Brioche isst. Für mich ganz klar zum Frühstück. Am liebsten sonntags. Ein herrlich gemütliches Sonntagsfrühstück. Langsam und verschlafen. Mit großem Milchkaffee, Eiern, frischem Obst, vielleicht etwas Müsli. Mit selbstgemachter Marmelade und Honig von Papas Bienen. Und eben mit Brioche. Lauwarmer buttriger Brioche. Ein Träumchen. Der Weg zu dieser Brioche war allerdings, wie schon erwähnt, alles andere als easy. Zunächst stand ich mir selbst im Weg. Ich wusste nämlich gar nicht, was ich wollte. Wollte ich tatsächlich ein Paket Butter in meiner Brioche haben? Und dann noch viele Eier und Zucker? Vom Weißmehl ganz zu schweigen.
Nee, eigentlich wollte ich das nicht. Also fing ich an zu tüfteln. Mit Dinkelmehl. Weniger Butter und weniger Eier kamen in den Teig. Das Ergebnis war… ein Hefezopf. Zwar lecker, aber eben keine Brioche. Also hab ich dann doch mal die Buttermenge erhöht. Aber irgendwie war ich immer noch nicht zufrieden. Dann kam meine PopUp Bakery. Und mein liebster Herzensmensch hat mir dafür mal wieder ein neues Backbuch geschenkt. „Die Kunst der französischen Patisserie“ heißt das Schätzchen. Im Übrigen das tollste Bachbuch, das ich aktuell kenne. Selbstredend schaute ich sofort nach, ob ein Briocherezept darin zu finden war. Natürlich war es das. Nochmals mit einer ganz anderen Zubereitungsart als ich es bisher ausprobiert hatte. Die Grammzahl die vor der Buttermenge stand, hat meine Atmung kurz in Schnappatmung verwandelt.
Ich hab mich aber relativ schnell wieder gefangen. Und im Stillen gedacht, dass ich das Rezept mit genau der Menge Butte rund nach genau der Zubereitungsform sofort ausprobieren muss. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt. Und das Ergebnis… Naja, es war perfekt. Die perfekte Brioche. Mit der typisch weichknusprigen Kruste. Und innen flaumig, zart, buttrig. Ich war begeistert. Seitdem habe ich kein anderes Rezept mehr ausprobiert. Wenn ihr euch also an einem gemütlichen Sonntagmorgen direkt nach Frankreich träumen wollt. Bitteschön, geht ganz easy. Und weil auf Instagram so viele um das Rezept meiner Erdbeermarmelade gebeten hatten, bekommt ihr die noch gratis dazu. Ich schmeiß quasi ne Runde. Der guten Brioche und meiner ewigen Suche danach wegen. Und weil ihr so treue Leser seid.
Habt es fein.
Eure Hannah
PS: Ich habe euch alle Tipps für die Brioche aufgeschrieben. Bitte unbedingt daranhalten.
PPS: Meine Marmeladen funktionieren alle nach dem 3:1-Prinzip. Schmeckt mehr nach Frucht und weniger süß. Ich variiere nur mit den hinzugefügten Geschmäckern etwas. Zum Beispiel:
Kirschmarmelade mit Tonkabohne (ca. ¼ ger. Tonkabohne je Kilo Kirschen)
Aprikosenmarmelade mit Vanille (1 Vanilleschote je Kilo Aprikosen)
Brombeermarmelade mit Vanille (s. Aprikosenmarmelade)
Erdbeer- und Himbeermarmelade bewahre ich in der Gefriertruhe auf. So behalten sie ihre tolle Farbe und schmecken nach dem Auftauen wie frisch gekocht.
Für eine Brioche (z.B. eine große Kastenform) nach einem Rezept aus „Die Kunst der französischen Patisserie“
400 g Mehl (ich: Dinkelmehl 630)
20 g frische Hefe
10 g Salz
200 g Butter
250 g Vollei (ca. 5 Eier)
40 g Zucker
Ei zum Bestreichen
Hagelzucker zum Bestreuen
Alle Zutaten eine Stunde vor Verwendung in den Kühlschrank stellen.
Die zerkrümelte Hefe zusammen mit Mehl, Salz, Zucker und Eier in die Schüssel der Küchenmaschine geben. Die Zutaten auf niedriger bis mittlerer Stufe kneten, bis der Teig sich von der Schüsselwand löst. Er sollte elastisch, jedoch nicht warm werden. Die Butter würfeln und nach und nach dazugeben und sorgfältig einarbeiten. Den Briocheteig in eine leicht bemehlte Schüssel geben und leicht mit Mehl bestäuben. Das verhindert, dass der Teig beim Gehen eine Kruste bildet. Mit einem Küchentuch abdecken und für 11/2 bis 2 Stunden (oder über Nacht) in den Kühlschrank stellen. Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen, abschlagen (also 2-3 Mal kräftig durchkneten, damit die sich gebildeten Luftbläschen weichen), in vier Portionen teilen und diese zu Kugeln formen. Eine Kastenform mit Backpapier auskleiden. Die Kugeln nebeneinander hineinsetzen. Im Backofen bei 30 Grad oder an einem warmen Ort 11/2 bis 2 Stunden gehen lassen, bis sich das Teigvolumen verdoppelt hat. Den Backofen auf 200 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Kugeln längs mit einer Schere einschneiden, mit verquirltem Ei bestreichen und mit Hagelzucker bestreuen. Etwa 30 Minuten backen. Die Brioche darf außen schön braun werden. Aus dem Ofen nehmen, aus der Form lösen und auf einem Kuchengitter abkühlen lassen. Die erste Scheibe am besten lauwarm genießen.
Für die Erdbeermarmelade
1 kg reife Früchte
333 g 3:1 Gelierzucker
Saft einer halben Zitrone
Mark einer halben Vanilleschote
Die leeren Marmeladegläser mit kochendem Wasser ausspülen und bereitstellen.
Die Früchte waschen und den Strunk entfernen. In eine große Schüssel füllen und zu einer sämigen Masse ohne Stückchen pürieren. Zusammen mit Gelierzucker, Zitronensaft und Vanillemark in einen großen Topf geben. Unter Rühren aufkochen lassen. Sobald die Masse kocht ca. noch 3-4 Minuten weiterrühren. Vom Herd nehmen und sofort in die ausgespülten Gläser füllen. Deckel gut zuschrauben und die Gläser auf den Kopf stellen. Sobald sie abgekühlt sind, am besten im Gefrierfach aufbewahren.
4 Kommentare
„stelle es zum Auskühlen auf den Kopf“
Warum wird dieser Unsinn immer noch empfohlen. Das ist das unnötigste beim Marmeladen oder Chutney kochen
LG
Angelika
Danke für den Hinweis, liebe Angelika – du hast es sicher netter gemeint, als du es geschrieben hast 😉
Viele Grüße
Hannah