Es ist so. Eigentlich mag ich meinen freien Freitag sehr. Eigentlich ist das noch untertrieben. Eigentlich liebe ich ihn. Es gibt allerdings eine Ausnahme. 30 heißt die magische Zahl. Klettert das Thermometer über 30 Grad und das über mehrere Tage, wird unsere sonst so sehr geliebte Maisonette-Dachgeschosswohnung zum unerträglichen Oberalptraum. Und unerträglich bedeutet unerträglich. Ohne Witz. Dann steht man in der Küche, schnippelt eigentlich nur einen Salat und es läuft einem Flüssigkeit den Körper herunter. Und zwar überall. Und es ist kein Wasser. Ich wünschte, es wäre welches.
Und jeden Sommer, wenn diese Phase kommt, schnauben der Herzensmensch und ich nur noch. Anders kann man es nicht bezeichnen. Schnauben, stöhnen, ächzen. Unsere Unterhaltungen nehmen ab. Oder werden zumindest durch Schnauben unterbrochen. Und jedes Jahr sage ich: Ach, die paar Tage. Die gehen auch vorbei. Is doch wurscht. Ist es nicht. Denn, auch wenn wir wissen, dass nächste Woche wieder alles vorbei ist, für den Moment ist es eben nicht in Ordnung. Ganz und gar nicht. Heute ist also mein freier Freitag. Mein erster freier Freitag, an dem ich mir wünsche, im Büro zu sein. Und zwar bis mindestens 18 Uhr. Dann wäre ich gegen 19 Uhr zuhause und in der Wohnung hätte es zumindest wieder auf 30 Grad abgekühlt. Statt den tagsüber herrschenden 34 Grad.
Als ich mich heute Nacht mit einem nassen Handtuch zugedeckt habe, habe ich mir tatsächlich kurz überlegt, den Wecker auf die übliche Büro-Aufsteh-Zeit zu stellen. Nee, doch nicht. Der freie Freitag hat dann doch etwas mehr Gewicht als 32 Grad in der Wohnung. Auch wenn ich es mir heute immer wieder schwer vorstellen kann. Hannah, jammer nicht! Dachte ich. Der Herzensmensch hatte das diese Woche fast jeden Tag. Sein Büro ist bei uns in der Wohnung. Schön im oberen Geschoss. Direkt unterm Dach. Da ist nur noch Dach und dann Himmel. Halleluja.
Ich habe mich tatsächlich jeden Tag gefragt, ob er noch ansprechbar ist, wenn ich aus dem Büro kam. War er. Aber nicht mehr ganz bei sich. Zumindest hatte ich manchmal das Gefühl. Seine Tapferkeit wird belohnt und er darf dieses Wochenende mit seinen Jungs ins Saarland. Bissle planschen. Da brauch ich echt nicht jammern. Mit meinem klimatisierten Stehschreibtisch. Trotzdem war das heute Morgen ziemlich heftig. Ich weiß nicht, ob es jemals so heiß in unserer Wohnung war. Einzige Möglichkeit: Flüchten. Laptop einpacken. In die Stadt in ein Café und dort den heutigen Blogpost schreiben.
Um wieder etwas zu mir zu kommen, war ich erstmal shoppen. Klar. Da isses kühl. Hab eh noch ein Kleid für die Hochzeit nächstes Wochenende gebraucht. Schuhe dazu auch. Wobei es dann doch Sandalen wurden. Gut, dass der Herzensmensch meine Blogpost nicht so oft liest. Ihm werden die neuen Schuhe dann erst so in zwei Wochen auffallen. Bis dahin habe ich hundert Ausreden parat. Dann hab ich Mama im Schwarzwald angerufen. Dort wollte ich morgen hinfahren. Kurzer Temperaturcheck, ob das Haus meiner Eltern noch kühl ist. Mein Bruder gind ans Telefon. Er meinte, es hat 22 Grad im Haus. Jackpot. 12 Grad weniger als in unserer Wohnung. Nichts wie hin. Zug ist rausgesucht, um 18 Uhr geht’s los. Und solange bleibe ich hier in diesem Café sitzen. Das im Übrigen auch nicht wirklich klimatisiert ist. Aber so sehe ich wenigstens auch andere Menschen schwitzen.
Zum Glück ist das heutige Rezept hitzetauglich. Ok, ihr müsst dafür den Backofen anschalten. Für mich gerade nicht vorstellbar. Als ich es letztes Wochenende geshootet habe, sah die Welt noch anders aus. Ich möchte es euch trotzdem zeigen. Wenn die Galettes erstmal gebacken sind, kann man sie nämlich auch wunderbar lauwarm oder kalt essen. Ein Glas kühlen Rosé dazu und die Hitze ist eh nicht mehr so tragisch. Im letzten Jahr gab es diese Zucchinigalette. Seitdem sind wir Fans. Und da wir aus der Provence übertrieben viel Ziegenfrischkäse und wunderbar bunte Tomaten mitgebracht haben, wanderte beides in das Rezept. Herrlich schmeckt das. Wer mit Ziegenkäse etwas auf Kriegsfuß steht, kann alternativ Ricotta oder eine Mischung aus zerkrümeltem Fetakäse und Schmand nehmen. Schmeckt auch beides.
Habt es fein. Und behaltet einen kühlen Kopf.
Eure Hannah
Für 1 große oder 3 kleinere Galettes
Für den Teig
150 g Mehl (ich: halb Dinkelmeh 630, halb Dinkel 1050)
110 g eiskalte Butter
1 Prise Salz
50 g Schmand oder saure Sahne
2 EL kaltes Wasser
Für die Füllung
150 g Ziegenfrischkäse (oder Ricotta oder halb Feta/halb Schmand)
50 g Parmesankäse
½ TL Rosmarin
4-5 (bunte) aromatische Tomaten
Salz
Pfeffer
1 Ei
2 EL Milch
Alle Zutaten für den Teig rasch zu einem Mürbteig verkneten. Diesen zu einer flachen Scheibe drücken und in Frischhaltefolie gewickelt mind. 30 Minuten in den Kühlschrank legen.
Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Für die Füllung den Ziegenfrischkäse glattrühren. Den Parmesankäse reiben, den Rosmarin fein hacken. Beides gut mit dem Ziegenkäse vermengen und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Tomaten waschen und in Scheiben schneiden. Den Teig aus dem Kühlschrank holen, in drei Teile teilen und auf einer gut bemehlten Arbeitsfläche grob kreisförmig auswellen. Die Käsemasse mit einem Teigspatel darauf verteilen, zum Rand hin ca. 2 cm Platz lassen. Auf die Masse die Tomatenscheiben leicht überlappend anordnen. Zum Schluss die Teigränder zur Mitte hin einklappen. Das verquirlte Ei mit der Milch mischen und den Rand damit bestreichen. Für ca. 30 Minuten im vorgeheizten Ofen backen. Etwas abkühlen lassen und entweder warm oder kalt servieren. Dazu passt ein frischer grüner Blattsalat.
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