Grießschmarren mit Mirabellenkompott aus dem Ofen – Trampelpfade.

Ich bin ein ziemlicher Routinemensch. Immer schon gewesen. Egal, um was es dabei geht. „Never change a running system.“ Bekomme ich mindestens jeden zweiten Tag vom Herzensmenschen zu hören. Wenn ich mit dem Auto samstags beim Einkauf zielstrebig die immer gleiche Parklücke im Parkhaus anstrebe. Und erstmal drei Mal im Kreis fahre, wenn sie besetzt ist. Was zum Glück höchstens einmal im Jahr vorkommt. Wenn ich jeden Tag um die gleiche Uhrzeit den ersten Kaffee trinke. Um 10 Uhr, um genau zu sein. Geht auch mal später oder früher. Geil find ich es aber nicht.

Die Reihenfolge, in der ich am Wochenende die Wäsche wasche. Dunkel-/Buntwäsche, dann Kochwäsche, dann weiße Wäsche. Im Winter dann noch Strick-/Wollwäsche. Da sollte nichts durcheinanderkommen. Sonst komme ich später mit der Wäsche-Aufhängroutine nicht mehr klar. Und dann geht auch das mit der Reihenfolge, wie ich die Wäsche abhänge und wann ich was bügeln kann, schief. Auch das Frühstück mit dem Herzensmenschen am Wochenende läuft nach strikter Routine ab. Ich habe es absolut perfektioniert, wann ich den Obstteller schneide, die Bohnen für den Kaffee mahle, die Bialetti anschmeiße und wann die Eier auf den Herd kommen. Da kann mir keiner was.

Ganz zu schweigen natürlich, wie das an Weihnachten und sonstigen festlichen Tagen ablaufen muss. Eh klar. Ob ich das toll finde?! Ja und nein. Manches mag ich, manches weniger. Manches find ich schlimmer, manches weniger. Aber auch wenn ich mich sehr gerne in den genannten Trampelpfaden (und noch einigen mehr) bewege, lass ich mich auch gerne mal auf neue Wege führen. Manchmal passiert das auch gezwungenermaßen. So geschehen letztens beim Joggen. Im Übrigen auch eine feste Routine: mein freier Freitag beginnt mit einer ausgiebigen Laufrunde. Wenn das freitags mal nicht möglich ist, kann ich schon etwas quengelig werden. Selbstverständlich habe ich routinierte Laufstrecken. Drei besser gesagt. Eine kurze, eine mittlere und eine lange.

An besagtem Freitagmorgen wollte ich die lange Strecke laufen. Nach ungefähr dem ersten Drittel komme ich im Wald immer an eine Abzweigung, auf der ich den rechts laufenden Weg einschlage. Nicht an diesem Morgen. Völlig in meinen Podcast vertieft, rannte ich schnurstracks in ein Absperrungsband: Waldarbeiten. Stand dort geschrieben. Und weiter hinten sah ich die starken Männer, die mit schweren Kettensägen Bäume fällten. Na toll. Ich muss ziemlich dämlich ausgesehen haben, wie ich mehrere Minuten auf der Stelle hüpfte, unschlüssig, was zu tun. Na gut. Nehm ich eben dieses Mal die linke Abzweigung. Schaden kanns nicht.

Und kam auf einen Weg, den ich noch nie zuvor gelaufen bin. Ich ahnte schon, dass ich mich irgendwo auf Höhe der Bärenseen befand. Genau wusste ich es aber nicht. Der Orientierungssinn ist bei mir nicht unbedingt stark ausgeprägt. Ich nahm noch ein paar Rechts-Linkskombinationen und plötzlich lag er vor mir. Der erste der drei Seen. Ruhig und glitzernd in der Morgensonne. Wie schön das war. Und während ich den See umrundete, war ich den Waldarbeitern so sehr dankbar, dass sie mich gezwungen hatten, meinen Trampelpfad zu verlassen. Die Routine zu durchbrechen. Und einen neuen Weg zu gehen.

Manchmal ist das wohl so Im Leben. Wir werden gezwungen, alte Muster loszulassen. Um erstmal völlig verwirrt und bedröpelt dazustehen. Vielleicht auch ein wenig hilflos im ersten Moment. Und dann machen wir den ersten Schritt. Und den zweiten. Und wir wissen zwar noch nicht genau, was da nach der nächsten Kurve auf uns wartet, spüren aber schon, dass es gut werden wird. Und es wird gut. Und wieder mal stellen wir fest: oft sind es eben die vermeintlichen Hindernisse, die uns in den Weg gelegt werden, die Umwege, die im ersten Moment den Fluss des Lebens zu stören scheinen, die uns am Ende die Sicht freigeben. Auf neue Wege, neue Dinge, neue Erkenntnisse. Ihr könnt euch denken, dass ich seit jedem Freitag dabei bin, bereits einen neuen Pfad zu trampeln. Aber ich wechsle nun ab. Einmal See, einmal kein See. Und nehme es gelassen. Denn eigentlich mag ich sie ja schon. Meine Routinen. Und die nächsten Waldarbeiten kommen bestimmt.

Für den Mirabellenröster habe ich im Übrigen auch Trampelpfade verlassen, als ich ihn zum ersten Mal gemacht habe. Bisher war ich ein großer Fan von Zwetschgenröster. Röster im Allgemeinen find ich ziemlich gut. In diesem Jahr kann ich jedoch von Mirabellen nicht genug bekommen. Und so durften die kleinen Leckerchen ein Honigbad im Ofen nehmen und herausgekommen ist der wohl leckerste Mirabellenröster überhaupt. Gläserweise. Heute darf er sich zu flaumigen Grießschmarren gesellen. Die beiden geben ein irregutes Team ab. Er passt aber ebenso gut zu Porridge, Waffeln oder einfach mit ner Kugel Vanilleeis. Ein Traum.

Habt es fein.
Eure Hannah

Grießschmarren mit Mirabellenröster aus dem Ofen

Portionen 2 gute Esser

Zutaten
  

Für den Mirabellenröster

  • 500 g Mirabellen
  • 2 EL Honig
  • etw. Tonkabohnenabrieb

Für den Grießschmarren

  • 80 g Grieß (ich: Hirsegrieß)
  • 400 ml Milch (ich: Hafermilch)
  • 1 EL Honig
  • etw. Zitronenabrieb
  • 3 EL Kokosöl (oder Butter)
  • 1 EL Quark
  • 2 kleine Eier

Anleitungen
 

Für den Mirbellenröster

  • Den Ofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
  • Die Mirabellen waschen, halbieren und entsteinen.
  • Die Mirabellen in einen großen Gusseisernentopf oder eine Auflaufform geben. Mit dem Honig und dem Tonkabohnenabrieb vermengen.
  • Im vorgeheizten Ofen ca. 30 Minuten rösten. Die Mirabellen sollten schön weich sein und im eigenen Saft schwimmen. Aus dem Ofen nehmen. In heiß ausgespülte, sterilisierte Gläser abfüllen und abkühlen lassen.

Für den Grießschmarren

  • Die Milch aufkochen. Den Grieß einrieseln lassen und nach Packungsanleitung zu einem dicken Brei kochen. Ein paar Minuten quellen lassen.
  • Ein Esslöffel zerlassenes Kokosöl zusammen mit Quark, Eiern, Honig und Zitronenabrieb gut unter den Grießbrei rühren.
  • Das restliche Kokosöl in einer Pfanne zerlassen.
  • Die Grießmasse in esslöffelgroßen Portionen in die heiße Pfanne geben. Ein paar Minuten bei mittlerer Hitze backen, bis die Unterseite goldbraun ist. Vorsichtig wenden und ebenfalls ein paar Minuten backen. Danach mit zwei Pfannenwendern vorsichtig zerreisen. Von allen Seiten anbraten, bis er überall schön goldbraun ist.
  • Den Grießschmarren auf Tellern anrichten, mit Puderzucker bestäuben und das Mirabellenkompott dazu reichen.

Notizen

Tipp: Man kann den Mirabellenröster auch sehr lange im Ofen schmurgeln. Er wird dann umso aromatischer. Wer also mehr Zeit hat, kann die Mirabellen für ungefährt 1,5 bis 2 Stunden bei 120 Grad schmoren lassen.

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