Erbsen-Gnudi mit Zucchini-Erbsengemüse – Namentlich.

Gnudi. Als ich das erste Mal davon hörte, war ich sofort verliebt. In das Wort. Ich fand es unglaublich süß, dass die kleinen Knödelchen so heißen. Und musste sie natürlich direkt ausprobieren. Des Namens wegen. Damals dacht ich allerdings auch noch, dass man es so ausspricht, wie man es schreibt. Zwischenzeitlich belehrte ich mich selbst eines Besseren. Gnudi sind die kleinen Brüder der Gnocchi. Allein dadurch sollte klar sein, dass man sie Njudi ausspricht. Naja. Sei’s drum. In meinem Herzen bleiben sie Gnudi. So wie man es schreibt. Und ich bleibe in den Klang des Wortes verliebt.

Als Kind habe ich mal aufgeschrieben, welche Wörter ich schön finde. Also den Klang der Wörter. Ganz schön viele gab es da: Holunderblüte. Holunder im Allgemeinen. Libelle. Calla (die Pflanze). Romarin. Maibaum. Manschettenknopf. Herznote. Notenschlüssel. Marbella. Indianer. Kirschblüte. Vielleicht auch Blüte im Allgemeinen. Rosenrot. Buchteln. Mirabellenkompott. Marmor. Lavendel. Mehr fallen mir grad nicht ein. Aber die, die ich genannt habe, finde ich auch heute noch sehr schön. Schöne Wörter haben für mich irgendwie einen Zauber. Wenn ich sie höre oder spreche, macht sich ein wohliges Gefühl in mir breit. Ganz leise und ganz automatisch. Ich mag das.

Selbstredend, dass ich die Gnudi deshalb unbedingt in mein Repertoire der schönen Wörter aufnehmen musste. Vermutlich wäre ich etwas enttäuscht gewesen, wenn sie mir damals, als ich sie das erste Mal versucht habe, nicht geschmeckt hätten. Glück gehabt. Ich fand sie ultralecker. War vielleicht auch zu vermuten, nachdem ich ein Faible für Nocken oder Knödel aller Art habe. Falls ihr euch nicht erinnert, schaut doch mal hier, hier, hier oder hier. Oder einfach im Blogarchiv. Da dürfte für jeden Geschmack etwas dabei sein. Jetzt auch Gnudi.

Falls ihr sie noch nicht kennt, möchte ich sie euch dringend ans Herz legen. Sie bestehen eigentlich aus nicht viel mehr als Ricotta. Was sie so unglaublich flaumig, leicht und überhaupt nicht schwer macht. Im Vergleich zu ihren großen Brüdern, die hauptsächlich aus Kartoffeln und Mehl bestehen. Gnudi passen deshalb unglaublich toll in die aktuelle Jahreszeit. Wir haben sie zusammen mit einem Zucchinigemüse gegessen, die ersten kleinen Zucchini der Saison. Dazu ein frischer, knackiger grüner Salat und wahlweise ein Glas Weißwein und der laue Sommerabend ist perfekt.

Der absolute Oberclou an meinen Gnudi sind aber die Erbsen. Jedes Jahr im Juni und Juli, wenn der Gemüsedealer auf dem Markt Erbsen anbietet, wandern sie ins Marktkörbchen. Erbsen puhlen. Das ist wie mit den Wörtern. Kindheitserinnerung pur. Wie wir früher zwischen Mamas Erbsensträuchern (ich hab gegoogelt, es sind Sträucher!)  rumgekraxelt sind und die prallen Erbsen direkt aus der Schote gepuhlt und vernascht haben. Das war unglaublich toll. Der Herzensmensch teilt diese Erinnerung. Weshalb wir aktuell wieder regelmäßig in der Küche stehen und Erbsen puhlen.

Wir essen sie einfach so. Wir schmeißen sie in den Salat. Wir machen sie ins Omelette. Oder in den Bratreis. Oder ich mache damit Erbsengnudi. Sie geben den Gnudi noch etwas Textur und man hat nicht nur ein flaumiges Häufchen im Mund. Was unbedingt auch ausreicht und toll schmeckt. Aber ich mag das ja. Verschiedene Texturen. Da die Erbsen zuvor blanchiert werden, dann etwas zerstampft und durch das Kochwasser nochmals etwas weicher, kann man problemlos auch Tiefkühlerbsen nehmen.

Einzig fehlt das nostalgische Puhlen, das wohlige Erinnerungen in einem hervorruft. Als Mensch mit einem Hang zu dramatischer Melancholie würde ich das Puhlen also immer bevorzugen. Die Gnudi müssen im Übrigen (idealerweise) einen Tag im Voraus gemacht werden und lassen sich so super vorbereiten. Am Tag des Verzehrens wandern sie einfach ins Kochwasser. Fertig. Ich hoffe, ich habe euch nun Lust auf drei Dinge gemacht: Wörter suchen, die man schön findet. Kindheitserinnerungen wecken. Gnudi machen.

Habt es fein.
Eure Hannah

Erbsen-Gnudi mit Zucchini-Erbsengemüse

Portionen 2 gute Esser

Zutaten
  

Für die Gnudi

  • 250 g Ricotta
  • 1 Ei
  • 70 g Erbsen (frisch oder TK)
  • 2 EL geriebener Parmesankäse
  • 250 g feiner Grieß (ich: Dinkelgrieß)
  • Salz
  • Pfeffer
  • Muskatnuss
  • Olivenöl

Für das Zucchini-Erbsengemüse

  • 1 kleine Zucchini
  • 100 g Erbsen
  • 1 kleine Zwiebel
  • 2 EL gemischte Kräuter (ich: Basilikum, Petersilie)
  • 1 EL Pinienkerne
  • etw. Gemüsebrühe
  • Olivenöl
  • Salz
  • Pfeffer

Anleitungen
 

Für die Gnudi (am Vortag)

  • Den Ricotta in ein feinmaschiges Sieb geben und ca. eine Stunde abtropfen lassen.
  • Die Erbsen in kochendem Wasser 2-3 Minuten garen, abgießen und mit dem Kartoffelstampfer grob zerdrücken.
  • Den Ricotta in eine Schüssel geben. Das Ei, die Erbsen und den Parmesankäse dazugeben und alles zu einem weichen Teig vermengen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.
  • Die Hälfte des Grieß in einer Auflaufform verteilen. Vom Ricottateig mit einem kleinen Löffel Nocken abstechen und diese mit einem zweiten kleinen Löffel auf das Grießbett schieben. So mit dem gesamten Teig verfahren. Am Schluss die andere Hälfte des Grieß über den Gnudi verteilen. Mindestens 8 Stunden im Kühlschrank ruhen lassen. Je länger desto besser. Der Grieß entzieht den Gnudi Feuchtigkeit und gibt Stärke für die Bindung ab.

Für das Zucchini-Erbsengemüse (am Tag des Servierens)

  • Die Zucchini waschen und in dünne Scheiben schneiden. Die Erbsen aus den Schoten puhlen oder auftauen. Die Zwiebel schälen und fein würfeln. Die Kräuter waschen, trockenschütteln und fein hacken. Die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett leicht anrösten.
  • In einem kleinen Topf oder einer Pfanne etwas Olivenöl erhitzen. Die Zwiebel darin glasig dünsten. Zucchini und Erbsen dazugeben und ein paar Minuten anbraten. Mit etwas Gemüsebrühe (nicht zu viel!) ablöschen und köcheln lassen, bis die Flüssigkeit verdampft ist. Die Kräuter dazugeben und alles mit Salz und Pfeffer würzen.
  • In der Zwischenzeit einen großen Topf mit Salzwasser zum Kochen bringen. Herunterschalten, so dass es leicht köchelt.
  • Die Gnudi aus dem Kühlschrank holen, den Grieß etwas abklopfen und vorsichtig nach und nach in den Topf mit Salzwasser gleiten lassen. Ein paar Minuten ziehen lassen, bis sie an der Oberfläche schwimmen. Mit einer Schaumkelle herausheben, und auf einen Teller geben.
  • Zum Servieren das Zucchini-Erbsengemüse auf Tellern verteilen. Die Gnudi entweder nochmals in etwas Olivenöl von beiden Seiten leicht anbraten oder direkt auf dem Gemüsebett anrichten. Mit den Pinienkernen bestreuen und etwas frischen Parmesan darüberreiben

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4 Kommentare

  1. Liebe Hannah,
    das hört sich sehr leckeran, aber sag – was machst du mit dem Grießbett, bzw. der Grießdecke? Muss man den anschließend wegschmeißen?
    Herzlich:Hannah

    1. Liebe Hannah,
      guter Punkt, das werde ich noch ergänzen:
      Den Grieß würde ich keinesfalls wegschmeißen, sondern schauen, dass ich ihn direkt weiterverwende.
      Bei uns gab es z.B. am nächsten Tag Grießschnitten mit Salat. Das hat wunderbar funktioniert, trotz der geringen Feuchtigkeit.
      Liebe Grüße
      Hannah

    1. Ich koche den Grieß nach Anleitung in halb Milch/halb Gemüsebrühe, rühre ein Ei, etwas Pfeffer und ein bisschen Parmesan darunter und streiche die Masse fingerdick auf ein Holzbrett. Sobald sie ausgekühlt ist, schneide ich Rauten aus und brate sie in Olivenöl und etwas Butter an. Fertig 🙂
      Liebe Grüße

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