Vermutlich habe ich das Rad mal wieder nicht neu erfunden. Das passiert gastronomisch gesehen sowieso in den wenigsten Fällen. Verschiedene Kombinationen oder unterschiedliche Kreationen mit den gleichen Zutaten, ja, das natürlich. Aber das tatsächlich Rezepte kreiert werden, die es weder in der Form noch in dem Zusammenspiel von Zutaten noch niemals nie irgendwo gegeben hat, das ist selten. Das überlassen wir den Spitzenköchen dieser Welt. Dafür dürfen die dann ihre Sterne absahnen. Wie das eben so ist mit Erfindungen. Ich habe weder die Begabung noch den Anspruch noch den Ehrgeiz, mich auch nur ansatzweise in diese Richtung zu begeben.
Und trotzdem. Neues ausprobieren und auszutüfteln, was wie gut oder weniger gut zusammenpasst und dem Ganzen meine eigene Handschrift zu verleihen. Das mag ich sehr. Deshalb gibt es ja auch Schokoladenpfeffer. Und ich kann mir auch vorstellen, irgendwann mal noch einen Schritt weiterzugehen. Mit dem was ich hier tue. Und tüftle. Und ausprobiere. Und vor allem liebe. Meine Herzenssache. Deshalb befindet sich in unseren Hausplänen auch eine Gastroküche. Im Untergeschoss. Meine Schokoladenpfefferküche.
Mit Abfluss in der Mitte. Und komplett gefliest. Mit einem tollen Backofen. Und mit einem Fettabscheider. Heftiges Wort. Lernt man alles, wenn man sich mit Hausbau und Gastroküchen beschäftigt. Ob ich den wirklich brauche, steht noch nicht fest. Eigentlich will ich ihn schon wegen dem Wortlaut nicht. „… und hier schau, das ist mein Fettabscheider. Ja, genau. F-E-T-T-A-B-S-C-H-E-I-D-E-R. Ähm ja, gehen wir mal zu meinem tollen Backofen über. “ Nee, ich höre mich das so nicht sagen. Wir werden sehen. Jedenfalls freu ich mich wie ein kleines Kind auf meine Küche.
Der Herzensmensch darf sie auch benutzen. Für ZING. Darüber bald mehr. Aber er muss lieb fragen. Vielleicht können wir auch mal beide gleichzeitig drin arbeiten. Aber ich bin die Bestimmerin. Das alles dauert aber ja noch eine kleine Weile. Bis dahin tüftle ich noch hier in meiner Stuttgarter Küche. Und bring eben die Rezepte auf den Blog. Anstatt irgendetwas herzustellen und zu verkaufen. Wegen dem Gesundheitsamt und so. So entstanden auch diese Apfel-Zimtschnecken. Vor Urzeiten habe ich mal Zimtschnecken aus Quark-Öl-Teig gemacht und fand die irgendwie toll. Also richtig toll.
Ich finde zwar auch frisches Hefegebäck unheimlich toll und freu mich jetzt schon wieder auf das Kürbiszupfbrot (klick), aber die Betonung liegt auf frisch. Also am besten direkt aus dem Ofen und nur dezent abgekühlt. Lauwarm. So schmeckt das doch am besten. Am nächsten Tag finde ich es schon nicht mehr ganz so toll. Was die Sache manchmal wirklich schwierig macht. Etwas hinderlich finde ich auch oft die Gehzeit des Hefeteiges. Wenn einen spontan Briochegelüste (klick) überkommen, kann man schon mal vier Stunden warten, bis die gestillt wird. Bis dahin sind sie vielleicht schon wieder weg.
Tja, liebe Hefe, manchmal haben wir eine schwierige Beziehung. Für solche Hefe-Hannah-Beziehungs-Tiefs habe ich also die Zimtschnecken aus Quark-Öl-Teig in peto. Und ich sag euch: die haben es wirklich in sich. So saßen der Herzensmensch und ich letzten Sonntag, als der erste herbstliche Regentag uns Kakao, Kuscheldecke und herbstliche Glücksmomente bescherte, auf dem Sofa und haben eine Apfel-Zimtschnecke nach der anderen vernascht. Heftigstes Apfel-Zimtschnecken-Glück, sag ich euch. Dazu gab es ungefähr einen Liter Vanillesauce, denn Vanillesauce und warme Apfel-Zimtschnecken ist ungefähr wie ein Sechser im Lotto. Ich finde, die Schnecken schmecken ein bisschen wie Dampfnudeln. Damit haben sie sowieso schon gewonnen. Das Beste jedoch: der Teig ist schneller fertig und zu Schneckchen aufgerollt als der Backofen aufgeheizt hat. Geht’s noch besser?
Habt es fein.
Eure Hannah
Für ca. 8-10 kleine Schnecken
Für den Teig
150 g Mehl (ich: Dinkel 630)
2 TL Backpulver
60g Quark
50 ml Milch (ich: Hafermilch)
50 ml Öl (ich: Olivenöl, schmeckt man überhaupt nicht raus)
30 g Rohrohrzucker
Für die Füllung
1 kleiner Apfel
2 EL Sahne
1 EL Quark
2 TL Zimt
20 g Rohrohrzucker (ich: Kokosblütenzucker)
Hier geht’s zur Vanillesauce
Den Backofen auf 175 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
Für den Teig die trockenen Zutaten in einer Schüssel gut vermischen. Die feuchten Zutaten hinzugeben und alles zu einem weichen Teig verkneten. Bei Bedarf noch etwas Mehl hinzufügen. Den Apfel waschen, schälen, das Kerngehäuse entfernen und in kleine Würfelchen schneiden. Die restlichen Zutaten für die Füllung gut miteinander verrühren.
Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche rechteckig, etwas weniger als fingerdick, ausrollen. Die Füllung darauf verstreichen und mit den Äpfeln belegen. Von der langen Seite her aufrollen und in 8 bis 10 Stücke schneiden. Die Schnecken dicht an dicht auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen. 20-25 Minuten goldbraun backen. Pur oder mit Vanillesauce servieren.
Die Schnecken halten luftdicht verpackt bis zu 3 Tagen frisch.