Bei Butter scheiden sich ja die Geister. Wobei. Eigentlich streiten sie sich. Die gesunden Geister mit den geschmacksorientierten Geistern. Ich wollte sie jetzt nicht ungesunde Geister nennen. Denn das sind sie per se nicht. Deshalb geschmacksorientiert. Des einen Freud, des anderen Leid. Das ist die Butter. Der Gaumen freut sich ganz besonders über sie, die Hüften beäugen sie argwöhnisch. Auch mit mir hatte die Butter es ganz arg lange nicht leicht. Ich fand sie schmierig, fettig und schlicht unnötig. Phasenweise hatten wir weniger Schwierigkeiten, dann gab es wieder Zeiten, da hab ich sie regelrecht am Frühstückstisch abblitzen lassen. Sorry Butter, ohne dich heute. Ich mag mein Brötchen gerne trocken essen. Der Honig wird’s schon alleine richten. Der braucht dich nicht. Also tappelte die Butter hängenden Kopfes zu meinem Papa rüber, der sie ganz schnell wieder fröhlich stimmte. Butter unter die Leberwurst. Alter. Und wenn wir gefühlt einmal im Jahr Nutella im Haus hatten, dann wurde da auch nicht lange rumgemacht. 1cm Butter und 1cm Nutella. So sah das Brot von Papa dann aus. Kann man machen, muss man aber nicht.
Irgendwann kam bei mir aber dann auch der Tag, an dem ich die Butter in mein Leben gelassen hatte. Aber halt. So leicht hatte es die Butter nicht. Schritt für Schritt ging das. Ein Eingewöhnungsprozess war das. Anfangs habe ich die Butter in Nuancen unter Honig oder die Marmelade auf mein Brötchen geschmiert. Und das aber auch nicht immer. Und unter Käse ging damals sowieso nach wie vor nicht. Langsam ging es dann vorwärts. Mittlerweile sind die Nuancen etwas kräftiger geworden, wobei man bei mir immer noch durch die Butter durchgucken und das Brötchen sehen kann. Wo ich allerdings wirklich ganz stolz auf mich bin und auch wirklich lange an mir gearbeitet habe ist, wenn es um den Einsatz von Butter beim Kochen geht. Da bin ich mittlerweile tatsächlich auch ein Butterfreund. Wenn irgendwo im Rezept Butter vorkommt, lese ich lässig drüber hinweg und befolge das dann einfach. Früher hätte ich sie im Zweifel weggelassen.
Mittlerweile habe auch ich akzeptiert, dass die Butter eben durch ihren hohen Fettgehalt ein ganz toller Geschmacksträger ist. Lässt man sie weg, schmeckts halt nicht so gut. So einfach ist das. Da meine Geschmacksnerven allerdings ziemlich verwöhnt sind, sind die absolut sauer mit mir, wenn das Essen nicht schmeckt. Oder zumindest noch Verbesserungspotential hätte und das alles nur wegen der fehlenden Butter. Für vieles greife ich zunächst zu Olivenöl, Ghee oder Kokosöl und man merkt geschmacklich keinen Unterschied. Aber es gibt dann doch so einige Dinge, die ohne Butter nur halb so gut sind. Risotto zum Beispiel. So ein richtig schlonziges Risotto. Besticht jetzt nicht gerade durch Leichtigkeit. Dafür sorgt ein großzügiger Stich Butter und eine gute Handvoll Parmesan. Aber mal ehrlich, trockenes Risotto geht gar nicht. Oder Zimtschnecken. Hier MUSS die Füllung aus Butter, Zimt und Zucker bestehen. Schon mal Zimtschnecken mit Kokosöl und Kokosblütenzucker gemacht? Ist leider nicht so der Renner. Ich halte das mittlerweile aber tatsächlich ziemlich entspannt. Wo ich der Meinung bin, da tut es auch weniger oder gar keine Butter oder stattdessen ein gutes Olivenöl, dann bevorzuge ich das gerne. Und bei anderen Dingen wiederum kommt die Butter zum Einsatz und dann wird da auch nicht komisch rumgespart. Wir essen ja nicht jeden Tag Risotto und dann noch Zimtschnecken und dann noch zwei Löffel pure Butter. Ich zumindest nicht. Und wer das doch tut, Prost Mahlzeit. Ich will hier niemanden belehren. So und warum jetzt wieder dieser endlos Monolog?
Eigentlich will ich euch doch nur dieses wunderbare Crumble-Rezept zeigen und hier nochmals ausdrücklich darauf hinweisen, welch Freude einem hier die Butter bereitet. Für diese Streusel ist sie nämlich lebensnotwenig. Glaubt mir, ich habe schon auf vielen Wegen das Streuselglück gesucht. Vom richtigen Anteil Mehl, Butter, Zucker geträumt. Die perfekte Menge Crunch durch Nüsse oder Haferflocken herausgetüftelt. Gesunde und halbgesunde Varianten ausprobiert. Zum Beispiel bei meinem gesunden Rhabarbercrumble, den ich im Frühjahr auf den Blog gestellt hatte. Auch superlecker. Aber als absolute Streusel-Sucht-Gefährdete habe ich mit diesem Rezept mein persönliches Streuselglück gefunden. Diese Variante verwende ich jedes Mal dann, wenn es wirklich nicht gesund sein muss. Wenn am Wochenende genascht wird. Dann sind die genau richtig. Leicht knusprig. Buttrig. Perfekt. Ich verwende für dieses Rezept Äpfel. Zwetschgen passen aber genauso gut. Und eigentlich jedes andere crumble-taugliche Obst ebenfalls. Lauwarm. Mit selbstgemachter, cremiger Vanillesauce oder einem Klecks Sahne oder einer Kugel Vanilleeis. Eines meiner liebsten Dessertrezepte. Oder einfach an einem schmuddeligen Sonntagnachmittag im Herbst. Auf der Couch. Passt wieder zur Butter.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für eine kleine Auflaufform 20x20cm oder 3 Cocottes
3 Äpfel
½ TL Zimt (oder mehr nach Belieben)
1 EL Zucker (ich: Kokosblütenzucker)
Für die Streusel
160 g Mehl (ich: Dinkel 630)
40 g Haferflocken
Ein paar Walnüsse (optional)
115 g Butter
100 g Zucker (ich: 80 g Kokosblütenzucker)
Salz
Für die Vanillesauce
200 ml Milch
100 ml Sahne
1 Vanilleschote
2 EL Vanillezucker
1 Ei
Zunächst die Vanillesauce vorbereiten. Dafür die Milch mit der Sahne in einen Topf geben. Die Vanilleschote aufschlitzen, das Mark herauskratzen und zusammen mit der Schote zu dem Milch-Sahne-Gemisch geben. Einmal aufkochen, dann von der Platte nehmen und mit geschlossenem Deckel 30 Minuten ziehen lassen. In der Zwischenzeit das Ei und den Vanillezucker mit dem Handrührgerät schaumig schlagen, bis die Masse deutlich heller wird. Die Vanilleschote aus der Milch entfernen und den Topf wieder ganz langsam erwärmen. Es darf auf keinen Fall kochen, sonst gerinnt das Ei. Sobald die Milch erhitzt ist, die Ei-Zucker-Masse langsam unter Rühren dazugeben. Dabei ständig weiterrühren. Von der Platte nehmen, abkühlen lassen und bis zum Gebrauch in den Kühlschrank stellen.
Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze aufheizen. Die Äpfel waschen, schälen und in ca. 1 cm große Stücke schneiden. Die Apfelstücke in eine Schüssel geben, mit etwas Zimt und Zucker bestreuen und gut wenden. Eine Auflaufform etwas fetten und die Äpfel darin verteilen. Für die Streusel die Butter in einem kleinen Topf bei geringer Hitze schmelzen. Kurz abkühlen lassen. In einer Schüssel das Mehl mit den Haferflocken und dem Zucker mischen. Eine Prise Salz dazugeben. Ggf. die Walnüsse grob hacken und ebenfalls daruntermischen. Die flüssige Butter dazugeben und alles mit den Händen zu Streuseln verarbeiten. Die Streusel großzügig über den Äpfeln verteilen und den Crumble ca. 20-25 Minuten backen. Lauwarm servieren und die Vanillesauce dazu reichen.
5 Kommentare
Sehr sehr lecker , und wird spätestens zum 1. Advent ausprobiert.
Das passt aber auch hervorragend zu einem kuscheligen 1. Advent, liebe Carola 🙂