Morgen ist Muttertag. Und mein Geburtstag. Vermutlich der letzte Geburtstag, den ich hier in Stuttgart feiere. Wenn alles gut läuft. Wenn alles nach Plan läuft. Dann wohnen wir nächstes Jahr schon im Haus. Und essen Erdbeerkuchen auf der Terrasse. Und schauen den Ziegen, die nicht weit entfernt wohnen, beim grasen zu. Ich spekuliere ja schon heimlich auf einen neuen Ziegenkäsedealer. In direkter Nachbarschaft. Das wäre das ganz große Glück. Aber gut. Ich will mich an der Stelle gar nicht so weit aus dem Fenster lehnen.
Denn wie wir alle wissen, wurden so manche Pläne in den letzten Wochen durchkreuzt. Auch die meiner Geburtstagsfeierei. Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht gerade die Flexibilität in Person bin, wenn es um Traditionen geht. Da gehört auch mein Geburtstag mit dazu. Und das traditionelle große Familien-Spargelessen, das immer am Muttertag stattfindet und an dem dann auch mein Geburtstag gefeiert wird. Wenn er nicht unbedingt direkt auf den Muttertag fällt. Traditionell backe ich die Kuchen für den nachmittäglichen After-Spargel-Kaffee. Eh klar. Traditionell gibt es dazu meinen liebsten Secco Rosé von Kessler.
Ich genehmige mir zwei Gläschen. Manchmal mag ich das. Am Sonntagnachmittag ganz leicht bedüdelt sein. Vor allem am Geburtstag. Traditionell wünsche ich mich einen bunten Geburtstagsblumenstrauß aus Mamas Garten. Traditionell ist es einfach ein rundum wunderschöner Tag. An dem alles so sein muss, wie immer. Klar. Hätte mir vor vier Monaten jemand gesagt, dass dieses Jahr so überhaupt nichts „wie immer“ wird, wäre das Geschrei vermutlich ziemlich groß gewesen. Gut also, dass ich in den letzten Wochen langsam darauf vorbereitet wurde. Gut für meine Nerven. Gut für die Nerven des Herzensmenschen. Und eigentlich aller Beteiligter an diesem Tag.
Wohlwissend, dass es mit Hannah nicht unbedingt lustig ist, wenn nicht alles nach Plan läuft. Und jetzt? Finde ich es gar nicht schlimm. Es ist eben, wie es ist. Und es gibt durchaus Schlimmeres. Und wir sind alle gesund. Und außerdem wird es trotzdem ein Mini-Spargelessen geben. Im Rahmen der Regeln. Und es wird ein Mini-Kaffeeklatsch geben. Die Menge an Kuchen wird allerdings nicht schrumpfen. Warum auch? Dann gibt es am Montag auch noch Kuchen. Besser geht’s ja nicht. Außerdem wollte ich zumindest den Samstag vor dem besagten Sonntag traditionell verbringen. Nämlich in meiner Küche.
Die sich jedes Jahr in eine kleine französische Patisserie verwandelt. Weil ich schon ein Faible für maximal aufwendige Tartes und Törtchen habe. Mir aber dafür aber schlicht so oft die Zeit fehlt. Aber für besagten Anlass wird der Samstag geblockt. Und in Teilen schon der Freitag. Für die ersten Schritte der großen Bäckerei. In diesem Jahr habe ich mir rausgesucht: eine original französische, klassische Erdbeertorte. Mit weichem Biskuit und flaumiger Vanillecreme. Wiener Masse und Diplomatencreme, um hier mit etwas Fachjargon um mich zu schmeißen. Ich weiß nicht, was mich gestern geritten hat, aber ich habe die Eier und den Zucker für den Biskuit gestern per Hand aufgeschlagen. 25 Minuten.
Herausgekommen ist der wohl fluffigste Biskuit überhaupt und: Muskelkater in der rechten Schulter like hell. Ich vermute, Yoga wird heute nichts. Notiz an mich selbst: die Küchenmaschine macht das auch toll. Und es ist sogar ihre Daseinsberechtigung. Die will ich ihr nicht wegnehmen. Wie auch immer. Nebst der Erdbeertorte gibt es noch einen Baba au Rhum. Kennt ihr das? Das ist ein Hefeguglhupf, der durch und durch mit Sirup (in dem Rum enthalten ist, daher der Name) getränkt wird. Mit einem riesigen Turm Schlagsahne in der Mitte. Ultraklebrig, aber sowas von sündiggut.
Der Teig für den Baba geht aktuell bei 30 Grad im Ofen. Die Diplomatencreme kühlt im Kühli und bevor ich gleich 1kg Erdbeeren in Scheiben schneide, tippsel ich euch noch schnell eine geniale Verwendung für übriggebliebenen Ricotta, der bei uns öfter im Kühlschrank zu finden ist. Mit toller Zitrusnote, etwas Mohn und karamellisierter Zuckerdecke wird ein tolles kleines Dessert daraus, das schnell zusammengerührt und überhaupt nicht aufwendig ist. Dazu frische Erdbeeren. Eh klar. Was anderes geht ab jetzt bis Ende Juni sowieso nicht mehr.
Habt es fein.
Eure Hannah
Ricotta-Zitronenpudding "Brulée"
Zutaten
Für den Ricottapudding
- 200 g Ricotta
- 3 Eier
- 2 TL Zitronenabrieb
- 1 EL Mohn
- 1/2 Vanilleschote
- 3 EL Honig (oder 40 g Zucker)
- 20 g Grieß (ich: Dinkelgrieß)
- 100 ml Milch (ich: Hafermilch)
- Rohrohrzucker nach Bedarf
Für die Erdbeeren
- 250 g süße Erdbeeren (oder mehr)
- 1 EL Honig
Anleitungen
- Den Backofen auf 160 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
- Die Milch in einem Topf erhitzen, den Grieß einrühren, kurz ausquellen und abkühlen lassen.
- Inzwischen die Eier trennen. Den Ricotta mit den Eigelben, dem Honig, dem Mohn und der Zitronenschale gründlich verrühren. Die Eiweiße mit einer Prise Salz zu Einschnee schlagen.
- Den Grieß unter die Ricottamasse rühren, dann den Eischnee unterziehen.
- Soufflé- oder Puddingschälchen mit etwas Butter ausreiben. Die Masse auf die Förmchen verteilen. Eine große Auflaufform oder ein tiefes Backblech ca. 2 cm hoch mit heißem Wasser füllen. Die Schälchen hineinstellen und im vorgeheizten Ofen ca. 50 Minuten garen. Den Ofen ausschalten und die Pudding bei leicht geöffneter Tür etwas abkühlen lassen. Herausnehmen und vollständig abkühlen lassen.
- In der Zwischenzeit die Erdbeeren waschen, putzen und vierteln. Mit flüssigem Honig vermischen und beiseite stellen.
- Zum Servieren auf jeden Pudding etwas Zucker verteilen und diesen mit einem Bunsenbrenner oder unter dem Ofengrill knusprig karamellisieren. Die Pudding mit den Erdbeeren servieren.
4 Kommentare
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebe Hannah!
Mein Lieblingsmonat ist auch der Mai und da weder mein Mann, noch ich im Mai Geburtstag haben, haben wir im Mai geheiratet.
Hab einen schönen Tag mit all‘ den Leckereien und Kaffee Klatsch im Rahmen der Regeln – geht auch (kann ich aus Erfahrung sagen!)
Dein Ricotta Flan sieht lecker aus! Ausgedruckt und mich über die tolle, neue, komfortable Möglichkeit des Rezeptdrucks gefreut! 😉
Herzlich, Hannah
Ganz lieben Dank, Hannah, hab mich sehr über deine Wünsche gefreut!
Und der Mai ist natürlich auch ein superschöner Hochzeitsmonat 🙂
Viele liebe Grüße
Hannah
Liebe Hannah, auch von mir herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag… ich bin auch ein Mai-Kind . Deine Fotos sind wirklich wunderschön…und allein schon ein Gaumenschmaus. Vielleicht schaffe ich es auch einmal ein Rezept auszuprobieren … ich nehme es mir vor . Liebe Grüße Gabriele
Liebe Gabriele,
herzlichen Dank – sowohl für die Glückwünsche als auch für das Kompliment
Die Glückwünsche möchte ich unter uns Maienkindern natürlich gerne zurückgeben 🙂
Probier gerne mal ein Rezept aus und melde dich bei Fragen einfach.
Liebe Grüße
Hannah