Wir haben etwas länger gebraucht, um gute Freunde zu werden. Der Tofu und ich. Lange Zeit dachte ich, ich kann ihn gar nicht essen, da bei mir eine Allergie gegen Sojabohnen als Kreuzallergie der Erdnuss festgestellt wurde. Ich habe dieses Ergebnis allerdings von Anfang an eher misstrauisch beäugt. Und dachte nicht im Schlaf daran, mir meine geliebte Sojasauce zu verbieten. Ich hatte sowieso schon immer meine Zweifel, dass darin noch viel von der Sojabohne als solche übrig ist. Also verwendete ich sie auch nach dem Allergietest munter weiter.
Bei Tofu war ich da dann doch etwas vorsichtiger. Er sah irgendwie mehr nach Sojabohne aus. Als der Herzensmensch und ich vor ein paar Jahren unsere erste vegane Phase hatten und vier Wochen lang auf jegliche tierischen Produkte verzichtet, da hab ich mich dann doch getraut. Und ließ im Bioladen einen Block Tofu in den Wagen plumsen. Wir stellten uns damals ziemlich an. Absolute Tofu-Anfänger. Weswegen unser erster Versuch uns nicht wirklich überzeugte. Fade und gummiartig. Trotz geschmacksintensivem Thai-Curry, in das er hineinwanderte. Proteingehalt hin oder her. Sorry. Allergietechnisch stand ich allerdings immer noch wie da wie ne eins. Keine Schnappatmung. Kein Hautausschlag. Kein Notarzt. Kein Krankenhaus. Pah. Ich glaube deshalb bis heute an den absoluten Sojabohnen-Allergie-Mythos.
Jedenfalls verging dann doch einige Zeit, bis mal wieder ein Tofuklotz im Einkaufswagen lag. Dieses Mal allerdings Räuchertofu. Der uns tatsächlich direkt mehr überzeugte als sein cleaner Bruder. Mittlerweile mögen wir ihn tatsächlich sehr gerne und er wandert regelmäßig in die Pfanne. Oder in den Ofen, wie bei dieser absolut leckeren Wirsing-Quiche. Ein weiterer Blogpost mit Räuchertofu befindet sich bereits in der Pipeline und wartet auf seinen Einsatz. Wir waren jedenfalls überzeugt von der Räuchervariante.
Wenn ich euch jetzt sage, wer mich dann letztendlich gezwungen hat, nochmal ein kleines Tofu-Stelldichein zu wagen, wird der eine oder andere brave Mitleser nur weise wissend mit dem Kopf nicken. Klar, es kann nur einer gewesen sein: der absolut hinreißende Herr Ottolenghi. Ich sag ja, der kann alles mit mir machen. Ich schlage seine Bücher auf, verliere mich in seinen Rezepten und die irrsten Zutaten wandern wir von selbst in meinen Einkaufswagen. Und so kam es, dass der Tofu nun doch noch einer unserer Freunde wurde. Wegen der unglaublich tollen Rezepte, die Herrn Ottolenghi immer wieder damit kreiiert. Ganz vorne mit dabei der gebratene Rosenkohl mit Tofu. Immer und immer wieder.
Wir haben aber Einiges gelernt zwischenzeitlich. Zum Beispiel, dass man ihn besser zehn Stunden anstatt zehn Minuten in seiner Marinade baden lässt. Oder dass knusprig panierter Tofu tatsächlich ziemlich geil ist. Nachdem ich mich in den letzten Jahren sehr mit unterschiedlichsten Ernährungsformen auseinandergesetzt habe, ist mir aufgefallen, wie vielfältig einsetzbar Tofu auch in der Dessertküche oder in der veganen Konditorei ist. Aufgrund seines neutralen Geschmacks dient er wunderbar als „Masse“ in Kuchen oder Cremes. Und trotzdem: als ich das erste Mal für einen veganen Käsekuchen Tofu püriert habe, fand ich das so semigut. Die Konsistenz hat mich aber dann letztendlich überzeugt.
Und so habe ich dann irgendwann Tofu unter meine Cashewcreme gemixt und fand das richtig, richtig lecker! Cremig, flaumig, fluffig. Besser geht fast nicht. Mit etwas Vanille, Tonkabohne und Orangenabrieb absolut göttlich. Um den sowieso schon hohen Eiweißgehalt noch etwas zu toppen, kann bei Bedarf noch etwas Skyr unter die Creme gerührt werden. Ist aber auch ohne superlecker. Auch hier lohnt es sich, eine ordentliche Portion zu machen und sein morgendliches Porridge damit zu toppen. Die Creme hält sich im Kühlschrank problemlos mehrere Tage. Und das Beste: niemand wird hier auf die Idee kommen, dass sich Tofu in der Creme versteckt. Ausprobieren lohnt sich also allemal.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für vier Dessertliebhaber
80g Cashewkerne
200 g Tofu
½ Vanilleschote
Saft und Abrieb einer halben Zitrone
Saft und Abrieb einer halben Orange
Etw. Tonkabohnenabrieb
3 EL Ahornsirup (wer es süßer haben möchte, etwas mehr)
200g Skyr (optional, vegan: vegane Quarkalternative)
Toppings
Granatapfelkerne
2 Blutorangen
Die Cashewkerne für mindestens 3 Stunden in reichlich kaltem Wasser einweichen. Danach abgießen und in einem Sieb etwas abtropfen lassen.
Die Kerne aus dem Granatapfel herauslösen. Das geht am Besten in dem ihr eine Schüssel mit Wasser füllt und die Kerne quasi „unter Wasser“ herauslöst. Somit werden unschöne Spritzer zu allen Seiten vermieden. Die Blutorangen filetieren.
Cashewkerne zusammen mit dem Tofu, dem ausgekratzten Mark der Vanilleschote, Saft und Abrieb der Zitrusfrüchte, dem Tonkabohnenabrieb sowie dem Ahornsirup in einen Standmixer geben und cremig pürieren. Den Skyr unterrühren und die Creme auf Dessertgläschen verteilen. Diese bis zur Verwendung kühlstellen.
Vor dem Servieren mit Granantapfelkernen und filetieren Blutorangenscheiben dekorieren.
2 Kommentare
Liebe Hannah, diesen fixen Nachtisch habe ich heute nachgemixt und er ist ganz köstlich! Tofu stand ich auch eher kritisch gegenüber und auch bis heute mag ich nicht jeden Tofu und er muss gut zubereitet sein, oder eben mit anderen schmackhaften Zutaten bis zur Unkenntlochkeit vermixt sein 😉 Dann ist er ne prima Sache!
Liebe Grüße von Namensschwester Hannah
Liebe Hannah,
freut mich sehr, dass es mir mit dem Rezept gelungen ist,
dir Tofu erfolgreich unterzujubeln 🙂
Schön, dass es dir geschmeckt hat! Ich mag die Creme auch
sehr gerne, da sie schön luftig, aber trotzdem sehr cremig ist.
Alles Liebe
Hannah