Manchmal finde ich uns Menschen schon ziemlich seltsam. Vielleicht trifft es seltsam auch gar nicht, vielmehr wäre interessant das treffende Wort. Wie auch immer. Manchmal würde ich mir wünschen, mehr über die Vorgänge in unserem Groß- und Kleinhirn oder in der linken und der rechten Gehirnhälfte wissen. Warum treffen wir wann welche Entscheidungen und wer steuert da oben eigentlich unsere Gedanken. Nun beziehe ich es mal direkt auf mich. Klar. Ich schreibe hier schließlich ja auch.
Hätte mir vor einem dreiviertel Jahr jemand gesagt, dass ich im August den Kredit für zwei Bauplätze unterschreibe, hätte ich ihm den Vogel gezeigt. Für bekloppt hätte ich denjenigen erklärt. Tja, Recht hätte er gehabt. Nun sitzen wir also hier und warten auf den Notartermin. Klingt jetzt erstmal unspektakulär und man möge sich fragen, was das mit Klein- und Großhirn zu tun hat. Ich will es euch sagen. Vor vier Monaten habe ich zu meiner Herzensdame gesagt, dass ich mich zwar sehr auf das Hausbauen und alles, was damit zusammenhängt, freue, ich jedoch froh bin, dass da noch mindestens zwei Jahre dazwischen sind.
Zwei Jahre hier in meinem geliebten Stuggi, in unserer geliebten Wohnung, auf meinem geliebten Balkon. Mit all den Vorteilen, die diese Stadt zu bieten hat. Natürlich auch mit allen Nachteilen, klar, aber das würde jetzt nicht den Punkt treffen, auf den ich raus will. Ich weiß noch, ich bin damals donnerstagabends von einer wunderbaren Yogastunde heimgelaufen, vorbei an vollen Bars und Restaurants, gut gelaunten Menschen, Afterworkstimmung, Rießling und Negroni, Teller voller Pasta, Sushi oder Falafel. In der warmen Abendsonne habe meiner Herzensdame also ins Handy geheult, ich will hier noch nicht weg. Eigentlich will ich gar nicht weg. Und eigentlich kann ich mir das gar nicht vorstellen, das alles bald nicht mehr um mich zu haben.
Vier Monate später ist eigentlich nicht viel passiert. Ok, wir warten auf Angebote und verschiedene Architekten sind wie wild am Zeichnen um unsere Vorstellungen aufs Papier zu bringen. Aber sonst ist wirklich nicht viel passiert. Äußerlich. Innerlich schon. Da gibt es kein Gejammer mehr in irgendein Handy. Vielmehr gibt es Gejammer hier in unserer Wohnung. Zu heiß. Zu klein. Vor allem der Balkon. Für die vielen Tomaten zumindest. Die Bohnen sind nichts geworden. Weil sie hinter den Tomaten stehen mussten und keine Sonne abbekommen haben. Immer öfter reden wir über den Garten. Immer öfter nervt mich, dass ich nicht einfach direkt in die Natur gehen kann. Obwohl wir hier eine ganz tolle Lage haben und ich nach 15 Minuten joggen nur noch Wald vor mir habe.
Und doch. Wenn wir in unserem Haus wohnen, laufe ich zwei Meter und hab nur noch Felder. Ihr merkt den Unterschied. Worauf ich hinaus will, ist der schiere Automatismus, der in unseren Köpfen stattfindet. Ganz unmerklich, schleichend, still und leise gewöhnt sich unser Kopf an die Situation des Umbruchs. An das Wegziehen. An die Vorstellung, wieder auf dem Land zu leben. Und plötzlich will man das wirklich. Und die Stadt wird manchmal irgendwie doof. Manchmal. Nicht oft. Aber vermutlich immer öfter. Und plötzlich denkt man: Och, das könnte auch irgendwie schneller gehen mit dem Haus. Man überlegt kurz, wie das wäre, Weihnachten 2020… Vermutlich utopisch. Aber trotzdem im Kopf vorstellbar.
Klar sind die Ängste noch da. Vor der Kleingeistigkeit und so. Aber die haben wir im Griff. Wir leben von nun an also in einem Zwischenraum. Physisch in unserer wunderbaren Wohnung. Gedanklich wandert man aber schon im eigenen Garten umher. Oder in der Traumküche. Der Herzensmensch wohl im Gewächshaus. Und sind auf der einen Seite froh, dass alles noch ein bisschen dauert. Und sind andererseits vermehrt hibbelig und ungeduldig. Alles zu seiner Zeit.
Jetzt gibt’s erstmal Essen. Ich hätte ja gern für das Rezept und das Shooting unsere eigenen Bohnen verwendet. Aber ihr wisst ja, wie es ausging. Also hab ich Mamas Bohnen genommen. Auch gut. Immerhin ist das Basilikum für das Pesto Eigenanbau. Ansonsten ist das hier ziemlich italian basic, aber oberlecker. Eines unserer Lieblingsessen im Sommer. Wer Gnocchis nicht selbst machen möchte, kauft einfach welche. Ich mache immer gleich Gnocchi für 20 Personen (gefühlt!) und friere sie roh ein. So haben wir immer welche griffbereit.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für zwei gute Esser
Für die Gnocchi
500 g mehligkochende Kartoffeln
250 g Mehl (ich: Dinkel 630)
50 g Grieß (ich: Dinkelgrieß)
Salz
Für das Pesto
1 großer Bund Basilikum
60 g Parmesankäse
30 g Pinienkerne
120 ml Olivenöl
Für die Fertigstellung
1 EL Olivenöl
1 TL Butter
200 g Bohnen (oder mehr)
Zuerst das Pesto herstellen. Dafür die Pinienkern in einer Pfanne ohne Fett leicht anrösten. Das Basilikum waschen und gut trockenschütteln. Den Parmesankäse reiben. Die trockenen Zutaten in einen Standmixer geben, das Olivenöl langsam in einem dünnen Strahl dazugeben und alles zu Pesto verarbeiten.
Für die Gnocchi die Kartoffeln waschen, ca. 20 Minuten kochen und noch heiß pellen. Mithilfe einer Kartoffelpresse oder eines Stampfers zu Brei verarbeiten. Das Mehl untermischen, gut salzen und alles zu einem geschmeidigen Teig verkneten. Reichlich Salzwasser zum Sieden bringen. Den Teig auf einer bemehlten Arbeitsfläche zu einer daumendicken Wurst formen. Diese mit einem scharfen Messer in kleine Stücke teilen und daraus Gnocchis formen. Auf einer Seite mit einem Gabelrücken leicht eindrücken. Die Gnocchis in das siedende Salzwasser geben, warten bis sie an der Oberfläche schwimmen und mit einem Schaumlöffel gut abgetropft herausheben. Auf einem Teller zwischenparken.
In der Zwischenzeit die Bohnen waschen und putzen und in Salzwasser ca. 10 Minuten bissfest garen. In ein Sieb abgießen und kalt abschrecken.
In einer großen Pfanne Olivenöl und Butter erhitzen. Die fertigen Gnocchis darin von jeder Seite goldbraun anbraten. Die Bohnen kurz vor Schluss untermischen. Das Ganze mit reichlich Pesto vermischen, ggf. noch etwas nachsalzen und servieren.
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