Ich mag das mit dem Siebenschläfer immer nur bedingt glauben. Eigentlich mag ich es nur glauben, wenn am Siebenschläfertag das schönste Sommerwetter ist. Dann glaube ich nur zu gerne, dass wir von nun an sieben Wochen Sommer haben. Wenn es jedoch an diesem Tag regnet oder schmuddelig oder wie dieses Jahr so ziemlich durchwachsen ist, dann mag ich dieser ominösen Theorie auf gar keinen Fall auch nur einen Ansatz von Glauben schenken. Tja, so male ich mir dann manchmal meine kleine Sommerwetterwelt zurecht… und werde, so wie dieses Jahr, eines Besseren belehrt. Ich kann mich noch genau an den Siebenschläfertag in diesem Jahr erinnern. Da war ich nämlich morgens meine Runde joggen und fand es ganz merkwürdig schwül-kalt-heiß. Komisch war das. Zudem lagen überall Äste und Blätter, die es nachts mit viel Wind und Regen von den Bäumen gefetzt wurde. Da ich aber im Herzen Optimist bin, hab ich das Ganze erstmal verdrängt. Bin in Ruhe weitergejoggt und dachte, der Siebenschläfer wird’s schon richten. Naja. Der Tag blieb komisch durchwachsen und es folgten sieben und mehr durchwachsene Wochen in denen sich der Sommer immer wieder bis zur Gürtellinie zeigte um sich dann wieder geniert in der Ecke zu verstecken.
Auch an diesem nicht gerade vor sommerlichen Temperaturen strotzenden Wochenende schoss mir nicht nur einmal der Gedanke an meine liebe Freundin Badewanne im Kopf herum. Den Prachtkerl von Sommer bekamen wir leider nicht wirklich zu Gesicht. Mensch Sommer, schäm dich doch nicht! Du kannst dich durchaus zeigen lassen! Du lässt sogar unsere Herzen höher schlagen. Also bitte, bitte, komm nochmal raus und mach uns glücklich. Wie gut, dass unser Balkon den Späßen des Wettergottes trotzt und uns ganz unabhängig davon die tollsten Sommergefühle beschert. Wenn wir rausschauen oder abends beim Essen draußen sitzen, finden wir uns inmitten von ganz vielen großen und kleinen, gelben und roten Punkten wieder. Unsere Sommerjuwelen quasi.
Noch nie hatten wir eine so reiche Tomatenernte wie dieses Jahr. Wir sind tatsächlich schon an dem Punkt, es „Überfluss“ zu nennen. Tomaten im Überfluss. Das kannte ich bisher nur von den unzähligen Tomatenpflanzen meiner Eltern. Es fühlt sich aber so gut an, sag ich euch. Zu überlegen, was man heute wieder Tolles mit den runden Dingern zaubert. Caprese, Pasta, Tomatensalat, Tomaten aus dem Ofen, Tomatensugo für eine Parmigiana. Die Liste ist lang und noch längst nicht erschöpft. Dass Tomaten und Käse eine unschlagbare Symbiose bilden, ist jedem bekannt. Vor allem (Büffel-)Mozzarella, Burrata und Parmesan sind aus der Tomatenküche nicht wegzudenken. Ich bringe heute aber was anderes mit. Heute kommt der Ziegenkäse ins Spiel. Wer meine Selbstbeschreibung gelesen hat, weiß, dass Ziegenkäse ein Muss-Bestandteil meines Kühlschrankes ist. Egal ob Ziegenbrie, Ziegenfrischkäse oder Ziegenkäserolle. Aktuell habe ich sogar alle drei im Kühlschrank. Ok, das muss dann nicht immer sein.
Zumindest das Vorhandensein von einer der Sorten schenkt mir einen ruhigen Puls. Zur-Not-gibt’s-halt-irgendwas-mit-Ziegenkäse ist noch so ein Küchencredo von mir. Und weil Ziegenkäse die größte Daseinsberechtigung für mich hat, ich eine absolute Quiche- und Tarte-Liebhaberin bin und unsere Tomaten mich sowieso gerade wunschlos machen, vereine ich alles und packe es in diese himmlische Quiche. Der Basilikum auf unserem Balkon hat meine Gedanken gelesen und auch noch schnell ganz laut „Hier“ gerufen, also pack ich den halt auch noch rein. Dazu ein knackiger grüner Salat mit Zitronendressing und zumindest auf unseren Tellern zeigt der Sommer ganz kurz seine volle Breitseite. Hach, wenn er doch nur nicht so schüchtern wäre…
Habt es fein.
Eure Hannah
Für eine Tarteform mit 22 cm Durchmesser
Für den Mürbteig
160 g Mehl
60 g Ziegenfrischkäse (oder stattdessen 60 g mehr Butter)
60 g Butter
1 Ei
1 TL getrockneter Oregano (optional)
Salz
Für die Masse
150 g Ziegenfrischkäse (oder stattdessen 150 g Ricotta)
100 g griechischer Joghurt
1 Ei
1 Bund Basilikum
Etwas Zitronenabrieb
Ca. 10 Cocktailtomaten oder 3 Rundtomaten(am besten gelb, grün und rot gemischt)
Olivenöl
Salz
Pfeffer
Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Alle Zutaten für den Mürbteig rasch verkneten und ca. 0,5 cm dick auswellen. Eine Tarteform mit Backpapier auslegen und den Teig in die Form drücken. Mit Backpapier und Hülsenfrüchten belegen und ca. 10 Minuten blindbacken.
Währenddessen die Masse vorbereiten. Dazu die Basilikumblätter abzupfen, waschen und gut trocknschütteln. Den Ziegenfrischkäse mit dem Joghurt, dem Ei, den Basilikumblättern und dem Zitronenabrieb fein pürieren. Mit Salz und Pfeffer gut würzen. Die Cocktailtomaten halbieren. Wer Rundtomaten nimmt, diese in dünne Scheiben schneiden. Die Masse auf dem vorgebackenen Teig verteilen und ca. 10 Minuten backen. Dann aus dem Ofen nehmen und die Tomaten darauf platzieren. Diese mit etwas Olivenöl beträufeln und nochmals etwas salzen und pfeffern. Ca. 20-25 Minuten backen. Schmeckt lauwarm oder mit Zimmertemperatur sehr gut.
2 Kommentare
Meine Ricotta-Tarte sah zwar nicht ganz so hübsch aus wie deine 🙂 sie schmeckte aber vorzüglich – wahnsinnig tolles Geschmackserlebnis! Danke für das tolle Rezept!
Liebe Grüsse aus Basel
Selina
(eine Freundin von Hännah G.)
Liebe Selina,
es freut mich sehr, dass dir die Tomatentarte so gut schmeckt.
Ich finde auch, der Basilikum verleiht ihr ein ganz tolles Aroma, ohne zu dominant zu sein.
Steht auf jeden Fall nächsten Sommer wieder auf dem Speiseplan 😉
Viele liebe Grüße
Hannah