Rote Bete-Ricotta-Knödel mit gebratenem Apfel und Thymianbutter – Glückshappen.

Jawohl. Zu kleinen Glückshappen habe ich die kleinen Knödelchen ernannt. Man kann ja auch gar nicht anders als sie wunderbar entzückend zu finden und sich an ihnen zu erfreuen. So unschuldig rosarot liegen sie auf dem Teller. So samtig-flaumig zergehen sie auf der Zunge. Glückshappen. Trostspender. Oder wie ich sie gerade nennen mag. Passt alles. Sage und schreibe dreimal haben wir sie innerhalb von 5 Tage gegessen. Was daran lag, dass ich eine riesige Portion gemacht habe und sie so lecker waren, dass wir sie nicht einfrieren wollten.

Also wurden sie im Kühlschrank aufbewahrt und wir haben ein Experiment gemacht, wie lange sie ihre samtige Flaumigkeit (gibt es das Wort?!) bewahren. Ich habe sie dann jedes Mal nochmals kurz in kochendes Wasser geschmissen und dann mit etwas Parmesan im Ofen gratiniert. Wir können nun also sagen, dass sie auch an Tag 5 noch sehr lecker waren. Eigentlich haben sie unverändert zu Tag 2 geschmeckt. Wir können aber auch sagen, dass sie an Tag 1, also frisch gerollt und gegart, am absolut leckersten waren. Wie das grundsätzlich bei so Knödeln oder Nocken oder Gnocchi ist.

Die gebratenen Apfelscheiben dazu waren eine spontane Eingebung. Die Thymianbutter auch. Weil Apfel und Thymian sowieso ein unschlagbares Team sind. Der Herzensmensch war zunächst kritisch. Klar. Irgendetwas mit „Mädchenessen“ hatte er genuschelt. Jaja. Ich habe es wie immer gekonnt ignoriert. Kenn ihn doch. Den Pappenheimer. Und wusste ganz genau, dass ihm das alles hervorragend schmecken würde. So war es auch. In die Äpfel – die er ja besonders kritisch beäugt hatte, wäre er am liebsten reingelegen. Hat mir fast keine mehr übriggelassen, der Schlingel. Ich blieb tapfer. Ist er glücklich, bin ich es dreimal. Hach, dass muss Liebe sein.

Den letzten Knödel haben wir feierlich geteilt. Der Liebe wegen. Ihre wahren Fähigkeiten zeigten die rosa Knödel im Übrigen, als sich durch sie meine den halben Tag schon eher hängenden Mundwinkel ziemlich schnell und weit nach oben zogen, als ich den ersten Knödel im Mund hatte. Regelrechte Trostspender waren sie. Alles-wird-gut-Knödel. Es war einer dieser Tage, an denen mein unterer Rücken mir mal wieder den Krieg erklärt hat. Leider tut er das seit ein paar Wochen in regelmäßigen Abständen mal mehr, mal weniger. Eher mehr.

In solchen Phasen verliere ich manchmal meine über Jahre aufgebaute Tapferkeit. Und auch meine Geduld. Wohlwissend, dass das nur gerade wieder eine schlechte Phase ist und die vorbeigeht und ich dann wieder lange Zeit Ruhe haben werde. Trotzdem. Manchmal muss ich sie schon schimpfen. Die Wirbelsäule und die kaputten Bandscheiben. Da würde ich sie gern fragen, was ich falsch gemacht habe, um so eine beleidigte Reaktion zu bekommen. Leider herrscht da unten nur Stille. Niemand spricht mit mir.

Na gut. Dafür gab es an diesem einen Abend die Knödel. Und sie haben mich tatsächlich abgelenkt. Und glücklich gemacht. Und weil man Glück ja immer teilen soll, bekommt ihr heute das Rezept. Um euch auch glücklich zu machen. Oder Trost zu spenden. Oder zu sagen, alles wird gut. Knödel gut, alles gut. So könnte man es auch nennen.

Habt es fein.
Eure Hannah

Für zwei bis drei gute Esser (oder ungefähr 16 kleine Knödel)

Für die Knödel
150 g Rote Bete plus ½ Knolle für das Kochwasser (frisch und gekocht oder vorgegart)
250 g Ricotta
1 Ei
50 g geriebener Parmesankäse
25 g Grieß (ich: Dinkelgrieß)
100 g Mehl (ich: Kamutmehl)
Muskatnuss
Salz
Pfeffer

Für die Äpfel
1-2 kleine Äpfel
2 EL Butter
1 TL Thymian (frisch oder getrocknet)

1 kl. Handvoll Walnusskerne

Für die Knödel die Rote Bete zusammen mit dem Ei in einem Standmixer pürieren. In eine Schüssel mit Ricotta, Mehl, Grieß und Parmasan geben. Salzen, pfeffern und etwas Muskatnussabrieb dazugeben. Alles zu einem Teig verrühren (hierzu Gummihandschuhe anziehen). Der Teig ist sehr weich, aber das ist in Ordnung. 20 Minuten ziehen lassen.
Einen großen Topf mit Salzwasser zum Kochen bringen. Die Temperatur etwas herunterdrehen, so dass das Wasser gerade so an seiner Siedetemperatur ist. Die übrige Hälfte der Rote Bete in das Wasser geben. Sie ist notwendig, damit die Knödel ihre schöne Farbe behalten. Mit den Händen tischtennisballgroße Knödel formen und in das siedende Wasser geben. Solange garen, bis sie an der Oberfläche schwimmen.
In der Zwischenzeit die Äpfel waschen und schälen und am Stück in dünne Scheiben schneiden. Die Kerne herausklopfen. In einer Pfanne die Butter zerlassen, die Thymianblättchen dazugeben und die Äpfel von beiden Seiten ein paar Minuten goldbraun braten. Aus der Pfanne nehmen.
In einer weiteren Pfanne ohne Fett die Walnusskerne rösten, bis sie nussig duften.
Die fertigen Knödel mit einem Schaumlöffel aus dem Wasser heben, etwas abtropfen lassen und sofort in die restliche Thymianbutter in der Pfanne geben. Kurz darin schwenken.
Die Knödel zusammen mit den Apfelscheiben und ein paar Walnüssen auf vorgewärmten Tellern anrichten. Etwas Parmesan darüber hobeln und servieren. Dazu passt ein grüner Salat.

Du magst vielleicht auch

5 Kommentare

  1. Liebe Hannah,

    ich habe schön einige deine tollen Rezepte nachgekocht und war bisher stets begeistert (ganz zu schweigen von deinen lieben Texten).
    Nur diesmal ging es echt nicht gut… der Teig war wirklich sehr sehr weich – wie hast du da überhaupt so schöne Knödel wie auf den Bildern formen können?!
    Meine haben auch noch mehr Farbe verloren trotz der Knolle im Topf, es erinnerte dann von der Optik her an noch nicht durchgegartes Fleisch 😀

    Dann doch lieber wieder etwas mit Ziegenkäse 😉

    Liebe Grüße,
    Anja

    1. Liebe Anja,
      wie schade, das tut mir leid.
      Der Teig ist tatsächlich sehr weich. Je nachdem gebe ich dann immer noch etwas Mehl hinzu,
      damit er griffiger wird. Und die Hände mache ich wirklich schön feucht, dann ist das Formen der
      Knödel nicht so schwierig.
      Die Farbe hängt vermutlich mit der Intensität der Farbe in der Knolle zusammen. Wobei síe bei mir
      bisher eigentlich immer sehr schön pink wurden.

      Ich hoffe, sie haben dir trotzdem geschmeckt, auch wenn die Optik etwas schwierig war?!

      Lieben Dank für dein Feedback und ich hoffe,
      das nächste Rezept überzeugt dich wieder 😉

      Viele Grüße
      Hannah

  2. Hallo Hannah,
    geschmacklich waren sie ganz gut, mal sehen, vielleicht bekommen sie eines Tages nochmal eine zweite Chance. Solange freue ich mich auf neue Rezepte oder probiere mich durch das Nocken/Gnocchi-Repertoire – mit dieser Vorliebe sind wir definitiv auf einer Linie. 😉
    Alles Gute für den Zwischenrippennerv!
    Viele Grüße,
    Anja

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.