3 Monate freier Freitag. Solange bin ich nun schon 80%-Arbeiterin. Zeit für eine kleine Bilanz. Was ich bereits nach ein paar Wochen zu meinem Chef gesagt habe, war in etwa das: „Lieber X, es tut mir leid, aber ich werde nicht mehr in Vollzeit arbeiten.“ Und eines ist sicher: das habe ich nicht nur einfach so gesagt. Das habe ich auch so gemeint. Nein, ehrlich. Mein freier Freitag ist wohl so ziemlich die beste Entscheidung, die ich in diesem Jahr getroffen habe. Und ich freue mich jede Woche aufs Neue darüber. Es ist nur ein Tag. Aber der ist so groß. Und ein absolutes Luxusgut für mich. Durch nichts zu ersetzen. Vor allem nicht durch Geld.
Zeit ist so viel mehr wert als Geld. Haben immer alle gesagt, die in Teilzeit arbeiten. Dass das stimmt, wussten auch alle in Vollzeit Arbeitenden. Mich eingeschlossen. Aber das so wirklich, wirklich stimmt und ein absoluter Unterschied ist, das merke ich erst jetzt so richtig. Und auch wenn der Freitag in erster Linie für Schokoladenpfeffer bestimmt ist und es nicht nur eine Stunde dauert, einen Blogpost von Anfang bis Ende zu erstellen, so bleibt trotzdem noch genug Zeit für andere Dinge. Schöne Dinge. Den Wecker später stellen. Morgens in Ruhe joggen gehen. Die große Runde. Meditation. Ein ausgiebiges Frühstück. Kaffee mit Milchschaum. Lesen.
Oder manchmal auch einfach nur kurz vor mich hinstarren. Das schaffe ich mittlerweile tatsächlich auch ganz gut. Eine Runde ins Städtchen gehen. Und dann bleibt aber auch noch Zeit, Wäsche zu machen. Das Bad zu putzen. All die Dinge, die sonst samstags angefallen sind. Und da irgendwie reingequetscht wurden. Und jetzt bleiben wir samstags nach dem Frühstück oft noch ein bisschen länger sitzen bevor wir auf den Markt gehen. Quatschen können wir sowieso stundenlang. Der Herzensmensch und ich. Und auch auf dem Markt wird rumgetrödelt. Und vielleicht nochmal irgendwo ein Käffchen getrunken. Ich finde es absolut oberherrlich.
Und der Sonntag? Das ist für mich die größte Veränderung. Bin ich sonst immer direkt nach dem Frühstück in die Küche verschwunden und war bis abends bis auf die Minute durchgetaktet, da ich unbedingt den Blogpost veröffentlicht haben wollte, liegt jetzt ein ganzer freier Tag vor mir. Dankbar. Das bin ich im großen Stil. Dafür, dass ich in der Situation bin, mir diesen Tag leisten zu können. Ich bin mir durchaus bewusst darüber, dass das nicht bei jedem möglich ist. Und natürlich steht auch bei mir am Ende des Monats eine andere Zahl auf dem Konto als davor. Ich habe es mir aber schmerzhafter vorgestellt.
Vielmehr schärft es mein Bewusstsein. Bringt mich zum Nachdenken. Was brauche ich wirklich? Habe ich nicht schon alles? Wie viel Konsum ist überhaupt noch gesund? Kann ich neue Dinge überhaupt noch schätzen? Das ganze Thema bekommt aktuell natürlich nochmal mehr Gewicht, wenn wir an den bevorstehenden Hausbau denken. Plötzlich ist da wirklich etwas, für das es sich lohnt, den Euro nochmal rumzudrehen. Weil jeder Euro, den man dafür zur Seite legt, später einen Euro weniger bedeutet. Ob das nun tatsächlich jeder Euro sein muss, oder eben jeder zweite. Manchmal vielleicht auch jeder dritte. Das wird sich zeigen. Ein gesundes Mittelmaß wäre gut. Wie immer eigentlich. Balance ist eben alles. In jeglicher Hinsicht.
Und um zurück auf den freien Freitag zu kommen. Auch hier habe ich das Gefühl, viel mehr im Gleichgewicht zu sein. Da ich grundsätzlich eher 150% in allem gebe und das Büro immer im Kopf mit nach Hause genommen habe, schaffe ich es jetzt, an den drei Tagen den Kopf komplett frei zu bekommen. Ein ganz neues Gefühl ist das. Ein gutes Gefühl. Will ich nicht mehr missen. Zur Feier des freien Freitags gibt’s mal wieder Crumble. Auch wenn heute Samstag ist. Crumble geht immer. Davon habe ich hier schon vorgeschwärmt.
Dazu eine Kombination aus säuerlichen Johannisbeeren und süßen Himbeeren, die in etwas Honig baden dürfen, ansonsten aber nicht mehr brauchen. Außer am Schluss einen großen Schlag Sahne. Achtung: wer ein Gegner von kleinen Kernen ist, die fies in den Zähnen hängen bleiben, der sollte vielleicht auf Blaubeeren ausweichen. Schmeckt auch wunderbar.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für vier kleine Souffléförmchen
Für die Streusel
80 g Mehl (ich: halb Hafermehl, halb Dinkel 630)
20 g Haferflocken
55 g Butter
50g Zucker (ich: 80 g Kokosblütenzucker)
1 Prise Salz
250 g Johannis- und Himbeeren (zur Hälfte gemischt)
3 EL Honig
Schlagsahne
Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze aufheizen. Die Beeren waschen und vorsichtig trockenschütteln. In einer Schüssel behutsam mit dem Honig vermengen. Die Souffléförmchen etwas fetten und die Beeren darin verteilen. Für die Streusel die Butter in einem kleinen Topf bei geringer Hitze schmelzen. Kurz abkühlen lassen. In einer Schüssel das Mehl mit den Haferflocken und dem Zucker mischen. Eine Prise Salz dazugeben. Die flüssige Butter unterrühren und alles mit den Händen zu Streuseln verarbeiten. Die Streusel großzügig über den Beeren verteilen und den Crumble ca. 20-25 Minuten backen. Lauwarm servieren und die Schlagsahne dazu reichen.