Frischkornmüsli – die Königsklasse unter den Müslis, Porridges und Overnight Oats dieser Welt. Anstelle von bereits gemahlenen Getreideflocken werden ganze Körner verwendet. Die werden mit der Getreidequetsche oder einem Standmixer grob geschrotet. Dann dürfen sie ein paar Stunden in Wasser baden um etwas zu quellen und dadurch verträglicher zu werden. Heraus kommt ein cremiger Getreidebrei, der ultragesund und an Ballaststoffen kaum zu überbieten ist. Das Frischkornmüsli erinnert mich sehr an meine Großmutter. Eine wunderbare Frau, die leider viel zu früh und viel zu jung gestorben ist. Da war ich gerade 9.
Und trotzdem sind die Erinnerungen an sie so präzise , intensiv und schön und durch kleinste Dinge in meinem Kopf abrufbar. Ich habe eine ganz besondere Verbindung zu ihr. Und fühle mich oft dabei ertappt, wie ich in den Himmel schaue und mit ihr rede. Ganz leise. Mein Papa meint oft, ich hätte ihre Nase. Die sich wie bei ihr immer kräuselt, wenn mir etwas stinkt. Und überhaupt, ich hätte ihr Wesen. Viele Wesenszüge von ihr erkennt er in mir wieder. Vielleicht ist deshalb die Verbindung so stark. Ich kann mich an nichts in meiner Kindheit so sehr erinnern wie an sie. Die Erinnerungen sind teilweise so stark, dass ich nicht glauben kann, dass all das schon 25 Jahre zurückliegt.
Ich erinnere mich an das Knarzen der Holzdielen in ihrem so liebevoll renovierten Bauernhaus. An den tollen Bauerngarten mit dem alten Zwetschgenbaum. Und dem Kirschbaum, der zu meiner Taufe für mich gepflanzt wurde. Großmutter war für mich eine richtig edle Dame und ich fand sie immer wunderschön. In ihren tollen Kleidern mit ihrem wunderschönen Schmuck. Nach ihrem Tod habe ich die Kleider und den Schmuck ganz oft angezogen und damit selbst edle Dame gespielt. Was man als Mädchen halt so macht. Sie war Lehrerin. Ich habe sie aber immer als Köchin gesehen. Sie hat so gern gekocht und in der Küche gestanden. Vielleicht habe ich es von ihr. Die Liebe zum Kochen und Backen.
Sie hat ein tolles Buch gehabt. Das hat ihr ihre Freundin gebastelt. Da hat sie immer reingeschrieben, wer wann zum Essen da war und was sie gekocht hat. Meine Eltern führen das Buch seit ihrem Tod weiter und schreiben ihre Menüabfolgen, die sie für ihre Gäste kochen, hinein. Meine Mama hat mir ebenfalls so ein Buch gebastelt, in das ich immer hineinschreibe, wenn unserer Lieben der Herzensmensch und ich mit mehreren Gängen bekochen. Mein Bruder und ich haben als Kinder oft bei Großmutter geschlafen und wir durften dann immer mit ihr im großen Ehebett schlafen. Sie schlief auf Großvaters ehemaliger Seite und wir auf ihrer Seite. Vor dem Einschlafen brachte sie uns immer eine gusseiserne Bettflasche, wickelte eine Wolldecke drum herum und stellte sie an unsere Füße, damit wir nicht froren.
Am nächsten Morgen gab es duftenden Kakao für mich, für meinem Bruder Ovomaltine und Schwarztee mit Milch für Großmutter. Und immer gab es ihr einzigartiges Frischkornmüsli. Wir duften dafür die Körner am Vorabend durch die Getreidequetsche drehen. Ich kann mich noch genau an den Geschmack erinnern und als ich das erste Mal vor einiger Zeit selbst ein Frischkornmüsli gemacht habe, hat mich die plötzliche, so intensive Erinnerung fast umgehauen. Meine Großi hätte Schokoladenpfeffer ganz toll gefunden, da bin ich mir sicher. Und bestimmt bekommt sie es im Himmel mit und freut sich sehr, dass ich heute ihr Rezept für das Frischkornmüsli verrate.
Die Getreidequetsche von ihr hat mein Papa letztens für mich im Keller gefunden und ich freue mich jetzt schon, wenn sie im Haus in unsere Küche einzieht. Hier in der Wohnung habe ich Küchenutensilien-Anschaffungsverbot vom Herzensmenschen bekommen, da sich bei uns die Dinge mittlerweile teilweise riskant stapeln. Ich muss mich also noch etwas gedulden, aber mit dem Standmixer funktioniert das Müsli auch wunderbar. Das Müsli ist im Kühlschrank 2-3 Tage haltbar, länger würde ich es allerdings nicht lagern sondern lieber wieder frisch zubereiten. Probiert es aus, es ist ganz einfach.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für zwei gute Esser
6 EL Getreidekörner (ich verwende eine Sechskornmischung)
2 EL Hirsekörner
1-2 EL Zitronensaft
1 EL Honig (oder mehr, wenn man es süßer möchte)
1 Apfel
1 EL Sahne (optional)
etw. Milch (ich: Hafermilch)
Joghurt nach Belieben
Gehackte Nüsse nach Wahl
Frisches Obst nach Wahl
Die Getreidekörner mit Hilfe einer Getreidequetsche oder im Standmixer grob schroten. Das Schrot mindestens 5 Stunden oder aber über Nacht in Wasser einweichen. Dabei soviel Wasser verwenden, dass das Schrot gerade so bedeckt ist. Nach der Einweichzeit ggf. etwas Flüssigkeit wegschütten. Den Zitronensaft und den Honig in das Müsli rühren. Den Apfel waschen, das Kerngehäuse entfernen und mit der Schale in das Müsli reiben. Je nach gewünschter Konsistenz etwas (Getreide-)Milch dazugeben und optional einen Schuss Sahne oder etwas Joghurt dazugeben. Das kann jeder nach seinem eigenen Geschmack handhaben. Mit gehackten Nüssen und frischem Obst servieren.
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