4 Tage bis Heiligabend. Und wie jedes Jahr hat man das Gefühl, die letzten Tage rasen nur so vorbei. Hab ich auch. Finde es dieses Jahr aber nicht schlimm. Was vermutlich an meinem Urlaub liegt, den ich bereits seit 13. Dezember habe. Ich hatte also Zeit. Viel Zeit. Zeit, die mir im letzten Jahr in der Adventszeit aufgrund eines dringenden Projekts und dem damit verbundenen Berg an Arbeit im Büro gefehlt hat. In der ich mich so gar nicht auf das bevorstehende Weihnachtsfest konzentrieren konnte. Da habe ich dieses Jahr nachgeholt. Und tue es noch. Ich habe das Gefühl, ich atme die Vorweihnachtszeit richtiggehend ein. Ich öle mich damit ein. Ich schlürfe sie runter.
Und es geht mir so gut dabei. Meine Glücksgefühle haben sich vermutlich auch deshalb potenziert, da ich meinen kleinen nach Aufmerksamkeit schreienden Mitbewohner, dem lieben Zwischenrippennerv, zwischenzeitlich mit viel Glühwein ruhigstellen konnte. Er war kurz davor, mir mal wieder die Adventszeit zu verschandeln. Und bin deshalb umso glücklicher. Ab und an gluckert er zwar etwas und versucht die ihn umgebenden Rippenbögen mit in seine miesen Spielchen mit einzubeziehen, aber ich ignoriere ihn erfolgreich. Und so verbringe ich meine Zeit mit wunderbaren Menschen, Dingen und mit mir selbst.
Meditiere viel. Schreibe lange Weihnachtskarten. Zünde so gerne morgens zum Frühstück die Kerzen auf dem Adventskranz an und lasse sie brennen, bis ich irgendwann das Haus verlasse. Weshalb Kerze Nr. 1 in diesem Jahr auch schon fast den Kranz erreicht hat. Es wird also Zeit, dass Weihnachten kommt. Das Geschenkethema habe ich wohl auch noch nie so entspannt erledigt wie in diesem Jahr. Und habe mir dafür unendlich viel Zeit genommen. Ich hab einen ganzen Nachmittag mit den lieben Töchtern meiner besten Freundin Plätzchen gebacken. Überhaupt kann sich der Herzensmensch nicht beschweren, in diesem Jahr plätzchentechnisch nicht voll auf seine Kosten gekommen zu sein. Nun habe ich noch ein paar verbleibende Tage und Stunden um die letzten Dinge zu erledigen. Päckchen zu packen. Mein diesjähriges Geschenk aus der Küche herzustellen. Weihnachtsmusik zu hören. Und noch die diesjährige Dessertfrage für die Weihnachtstage zu klären. Sonst mache ich das immer zusammen mit meiner Mama. Wir überlegen, was gab es die letzten Jahre? Was passt besser zur Gans, was zum Reh? In diesem Jahr übernehme ich das. Und versuche, meine Eltern auch sonst in den Vorbereitungen zu unterstützen, wo ich nur kann. Sie durften in diesem Jahr in den letzten Tagen vor Weihnachten sehr unerwartet noch zwei liebe Menschen ihres engeren und weiteren Umfelds verabschieden und sind dementsprechend gedanklich noch ziemlich weit von der Krippe entfernt. Ich freue mich deshalb umso mehr auf die intensive Zeit des Miteinanders, die Weihnachten für uns als Familie jedes Jahr bedeutet. Vor allem die Momente an Heiligabend, die zwischen der Kirche und der Klingel, wenn Oma und Opa zum traditionellen „Schäufele-Essen“ vor der Türe stehen. Die Momente, wenn wir nur zu viert am Weihnachtsbaum sitzen. Meine Eltern, mein Bruder und ich. Das ganze Haus durch Kerzenlicht erleuchtet. Auch am Baum nur echte Kerzen. Im Hintergrund klingt leise das Weihnachtsoratorium. In diesem intimen Moment, wie er nur zwischen uns vieren sein kann, ist für mich Weihnachten. Hier spüre ich den ganzen Zauber. Hier bin ich in meiner Krippe. Bin immer noch Kind. Der Zauber hält über die ganzen Festtage an. Jährlich findet alles bei meinen Eltern statt – die wunderbarsten Gastgeber und meine großen Vorbilder. Das Haus über drei Tage voll, Topfgeklapper, Stimmengewirr, klassische Weihnachtsmusik von morgens bis abends, und doch so sehr entspannt und friedlich. Ich musste dem Herzensmenschen letztens erst wieder sagen, dass ich mir nicht vorstellen kann, Weihnachten irgendwann mal anders zu feiern. Wenn wir selbst Kinder haben. Und in unserem Haus wohnen. Vielleicht müssen wir dann zweimal Heiligabend feiern. Und die Tage danach ebenfalls. Aber bis dahin ist noch Zeit. In diesem Jahr läuft alles wie immer. Und das ist auch gut so. Ein letztes Rezept soll es vor Weihnachten noch werden. Bratäpfel. Vor drei Jahren waren sie unser Weihnachtsdessert am 1. Weihnachtsfeiertag. Wir essen sie aber den ganzen Winter über gerne. Ich habe sie für den Herzensmenschen und mich etwas gesünder abgewandelt und eine vegane Vanille-Zimtsauce dazu gemacht. Ihr könnt aber natürlich auch eine klassische Vanillesaue dazu servieren. Oder Vanilleeis. Das passt auch hervorragend.
Ich wünsche euch das wunderbarste und friedvollste Weihnachten mit euren Lieben. Mit Tannenduft und Kerzenlicht, Wärme und Stille, Liebe und Freude.
Habt es fein.
Eure HannahFür vier gute Esser
Für die Bratäpfel
4 aromatisch Äpfel (Boskop oder Elstar)
4 EL gehackte Mandeln
2 EL Rosinen
4 Dörrpflaumen (oder mehr Rosinen)
5 cl Rum
1 EL gemahlene Haselnüsse
1 TL Honig (vegan: Ahornsirup)
100 ml Apfelsaft
Für die Vanille-Zimtsauce
500 ml pflanzliche Milche (ich: Mandel-Hafermilch)
1 Vanilleschote
4 TL Speisestärke
½ TL Zimt
2 EL Ahornsirup (oder nach Belieben)
Die Dörrpflaumen klein hacken. Zusammen mit den Rosinen und den Mandeln in eine Schüssel geben. Den Rum darüber schütten und das Ganze für ein paar Stunden oder über Nacht einweichen.
Den Backofen auf 200 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
Die Äpfel waschen und das obere Drittel mitsamt Stiel abschneiden. Mit einem Esslöffel das Fruchtfleisch aus den Äpfeln höhlen. Kleinschneiden und in eine Schüssel geben. Die Haselnüsse und den Honig dazugeben und gut vermengen. Die Rosinenmischung ebenfalls daruntermischen. Die Füllung auf die Äpfel aufteilen und jeweils den Deckel aufsetzen. Eine Auflaufform mit etwas Butter einfetten. Den Apfelsaft angießen und die Äpfel in die Auflaufform setzen. Falls von der Füllung etwas übrig ist, kann diese einfach in der Auflaufform verteilt werden. Im vorgeheizten Backofen auf der höchstmöglichen Schiene ca. 30 Minuten weich braten.
Für die Vanillesauce die Vanilleschote auskratzen. Das Vanillemark, die ausgekratze Hülse sowie Zimt und Ahornsirup in der Milch aufkochen. Die Speisestärke mit 5 EL kalter Milch glattrühren. In die heiße Vanillemilch einrühren und nochmals kurz aufkochen lassen.
Die heißen Bratäpfel etwas abkühlen lassen und lauwarm mit der Sauce servieren.
1 Kommentar