Was für ein Sommer. Jeden Morgen, wenn ich in der S-Bahn die Wettervorhersage für die nächsten Tage anschaue, wird mir ganz schwindelig. Sonne, Sonne, Sonne. Etwas anderes wird nicht angezeigt. Ich hatte mich zwischenzeitlich schon gefragt, ob die Anzeige eventuell kaputt ist. Nachdem aber auch die Nachrichten oder Google einem nichts anderes verraten, wird’s wohl so sein. Es ist heiß. Wir sind nun auch an dem Punkt angekommen, an dem unsere Wohnung dauerhaft 28 Grad hat. Bisschen ekelig, ich weiß. Das Schlafzimmer ist aber zum Glück der einzige Raum, der minimal kühler ist. Und das Gästeklo. Darin halten wir uns aber eher seltener auf.
Minimal kühler bedeutet trotzdem, dass ich langsam darüber nachdenke, ein nasses Handtuch als Bettdecke zu benutzen um meine Körpertemperatur etwas herunterzuschrauben. So habe ich das während meiner Studienzeit gemacht, als ich während meines Praktikums in einer Dachgeschoss-WG im Stuttgarter Westen gewohnt habe. Das waren Grenzerfahrungen was die Hitze betrifft. Dagegen ist unsere Wohnung fast ein Kühlschrank. Weswegen ich die Sache grundsätzlich entspannt sehe. Oder eher genieße. Ich meine, von was reden wir?! 3-4 Wochen, in denen es so richtig heiß ist? Dann ists doch auch schon wieder vorbei mit der Überhitze. Und bis dahin genießen wir diesen Jahrhundertsommer und freuen uns darüber was er mit sich bringt. Unsere Tomaten lieben die Sonne und wie lieben unsere Tomaten und ich bin jeden Abend glücklich, wenn ich nach dem Büro erstmal auf unseren Balkon spaziere und die reifen Früchtchen ernte. Die gibt’s dann mit leckerem Burrata, etwas frischem Ciabatte und einem kühlen Glas Weißwein zum Abendessen. Mehr braucht man bei der Hitze sowieso nicht. Und vor 20:00 Uhr sowieso nicht.
Aber nicht nur die Tomaten, sondern auch die Himbeeren, Brombeeren, Pfirsiche, Feigen und wie sie alle heißen, zelebrieren den Sommer und wachsen und wachsen und wachsen. Und entwickeln durch die Kraft der Sonne ein Aroma, das einem fast schwindelig wird. Ich habe noch nie so gute Pfirsiche wie in diesem Jahr gegessen. Oder die leckeren Brombeeren. Im Übrigen meine Beere des Jahres 2018. Ich bin aktuell süchtig danach. Und das Beste: ich habe nicht weit von unserer Wohnung zufällig ein Plätzchen entdeckt, an dem so, so viele wilde Brombeeren wachsen, dass ich regelmäßig mit meinem Körbchen dorthin wackele und im Brombeerhimmel verschwinde. Mein lieber Kollege hat mir letztens ein großes Körbchen mit den leckersten Mirabellen gebracht. Wie viele Mirabellen kann ein Mensch eigentlich essen? Dachte ich mir, als ich abends fürs Büro einen Mirabellenkuchen gebacken habe und der Berg der kleinen Mirabellensteine neben mir immer größer wurde. Die hatte ich alle gefuttert und irgendwann beschlossen, ich sollte aufhören, wenn ich lieb zu meinem Magen sein möchte.
Den Kuchen habe ich trotzdem gebacken. Er wurde von den Kollegen im Nullkommanichts verputzt. Ist ja auch lecker, so ein Streuselkuchen. Es war im Übrigen der gleiche Kuchen, den ich letztes Jahr mit Aprikosen verbloggt habe. Ein altbewährtes Rezept, das ich gleichermaßen für jegliche Steinfrüchte verwende, aber auch Äpfel und Birnen schmecken herrlich darin. Je nach Obst verwende ich etwas mehr Zimt oder Vanille oder gebe noch etwas gemahlenen Kardamom zu den Streuseln. Aber was rede ich hier eigentlich von Streuselkuchen?! Ich habe doch ein ganz anderes Rezept im Schlepptau.
Eines, dass so richtig nach Sommer schmeckt. Nach Dolce Vita und Urlaub in Italien. Nach lauen Sommerabenden, kühlem Vin Santo und Glühwürmchen. Nach dem ultimativen Abschluss eines tollen Sommerdinners. Oder aber, wenn es einen am Sonntagnachmittag gelüstet – direkt aus dem Kühlschrank kann man auch bei dieser Hitze durchaus ein Stückchen vertragen. Nachdem Cheesecake zu den absoluten Lieblingskuchen des Herzensmenschen gehört (auf die Mohrenkopftorte gehe ich jetzt mal nicht näher ein), ist es ein Unding, dass ich euch noch kein Rezept vorgestellt habe. Daher nichts wie los. Da ich einem klassischen Cheesecake ehrlich gesagt nicht so viel abgewinnen kann, ich aber den Wunsch des Herzensmenschen nach irgendeiner Form von Cheesecake trotzdem ab und an nachkommen möchte, habe ich schon die verschiedensten Rezepte ausprobiert.
Manche waren ok, andere oberlecker. So wie dieses Exemplar hier. Das Rezept stammt mal wieder von keinem Geringeren als dem lieben Yotam. Ich liebe sein Buch „Sweet“ einfach und ich werde nicht eher ruhen, bis ich alle Rezepte ausprobiert habe. Die bisherigen waren allesamt gigantisch und ich werde euch auch in Zukunft nicht verschonen. Gibt aber Schlimmeres, oder? Hier kommt nun also die Kombi, die einen nicht schlafen lässt, wenn man weiß, dass da noch ein Stückchen im Kühlschrank wartet: Aprikose, Amaretto und geröstete Mandeln. Überzeugt euch selbst.
Habt es fein.
Eure Hannah
Nach einem Rezept von Yotam Ottolenghi aus seinem Buch „Sweet“.
Für eine kleine Springform mit 20cm Durchmesser
Für den Boden
120 g Vollkornkekse (ich: Dinkelvollkornkekse)
35 g Butter
50 g Mandelblättchen
230 g Aprikosen (entsteint)
Für die Füllung
560 g Frischkäse (ich: halb Frischkäse (der mit weniger Fett), halb Quark)
3 große Eier
120 g Zucker (ich: Birkenzucker)
60 g Sauerrahm
45 ml Amaretto
1 EL Abrieb einer Bioorange (ich: weggelassen)
Mark von ½ Vanilleschote
Für das Topping
250 g Aprikosen (entsteint)
1 EL Amaretto
1 EL Zucker
10 g Mandelblättchen
Zunächst die Aprikosen für den Boden rösten. Dafür den Backofen auf 160 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Aprikosen halbieren und mit der Schnittseite nach oben auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech setzen. Ca. 20 Minuten rösten. Sie sollten weich sein aber nicht auseinanderfallen. Zum Abkühlen beiseitestellen.
Den Backofen nun auf 170 Grad Ober-/Unterhitze heizen.
In der Zwischenzeit die Mandelblättchen in einer Pfanne ohne Fett goldbraun rösten. Eine Springform etwas buttern und sowohl den Boden als auch den Rand mit Backpapier auslegen. Die Butter bei geringer Hitze schmelzen und etwas abkühlen lassen. Die Kekse mit einem Standmixer oder mit Nudelholz fein hacken, bis sie die Konsistenz von Semmelbröseln haben. Mit der Butter und den Mandelblättchen gut vermischen und in der Springform verteilen. Mit den Händen oder einem Glas gut festdrücken. Bis zur weiteren Verwendung in den Kühlschrank stellen.
Für die Füllung den Frischkäse mit dem Zucker mit dem Handrührgerät cremig rühren. Nach und nach die Eier, dann den Sauerrahm, Amaretto und die Orangenschale und das Mark der Vanilleschote dazugeben und gut verrühren.
Die Form aus dem Kühlschrank holen. Die gerösteten Aprikosen dicht an dicht mit der Schnittfläche nach unten auf den Boden setzen. Die Füllung vorsichtig darüber gießen. Die Springform auf ein Backblech stellen und ca. 1 Stunde im vorgeheizten Ofen backen. Die Füllung sollte am Rand festgeworden sein, in der Mitte darf der Kuchen aber noch etwas wackeln. Den Ofen ausschalten und den Kuchen eine weitere Stunde im Ofen stehenlassen, dabei die Ofentür mit einem Kochlöffel einen Spaltbreit offenlassen. Danach locker mit Frischhaltefolie abdecken und mindestens 3 Stunden oder über Nacht im Kühlschrank durchkühlen und vollständig fest werden lassen.
Für das Topping an dem Tag, an dem der Kuchen serviert werden soll, den Backofen auf 210 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Aprikosen halbieren und mit der Schnittseite nach oben auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. 25 Minuten rösten. Sie sollten weich sein, jedoch nicht zerfallen. Die Aprikosen mit dem Zucker bestreuen und mit Amaretto beträufeln und nochmals für 10 Minuten backen, bis sich etwas Sirup gebildet hat. Aus dem Ofen nehmen und zum Abkühlen beiseitestellen. Die Mandelblättchen in einer Pfanne ohne Fett goldbraun rösten.
Kurz vor dem Servieren die Springform öffnen, das Backpapier entfernen und den Kuchen auf eine Platte setzen. Die gerösteten Aprikosen in der Mitte des Kuchens anrichten, mit den restlichen Mandelblättchen bestreuen und servieren.