F-R-Ü-H-L-I-N-G. Wie sehr ich mich jedes Jahr auf diese Jahreszeit freue. Wenn die ersten Magnolien blühen, wenn man – zwar noch in eine Decke gekuschelt – den ersten Cappucchino in der Sonne trinken kann, wenn die Tage wieder länger werden und man überhaupt das Gefühl hat, die Welt um einen herum wacht wieder auf, lächelt wieder und alles ist wieder ein kleines Bisschen schöner. Ich bin ein absolutes Frühlingskind. Das liegt wahrscheinlich nicht zuletzt daran, dass ich im Mai geboren wurde. „Spargel und Erdbeeren“ ist meine 5. Jahreszeit. Ich freue mich jedes Jahr wie ein kleines Kind, wenn ich wieder die ersten Ranunkeln in der Vase habe und in meinem Marktkörbchen Kresse, Spargel und Erdbeeren liegen. Da der Herzensmensch und ich sehr auf eine saisonale Ernährung achten und es im Winter sehr, sehr oft Knollengemüse und Kohl gibt, fühlt sich die veränderte Auswahl an unseren Markständen ab Anfang März an wie ein Befreiungsschlag.
Für mich beginnt die Spargel- und Erdbeersaison zwar trotzdem allerfrühestens und je nach Qualität Mitte April, die Erdbeerensaison meist erst ab Mitte Mai so richtig, aber man kann sich auch ohne diese beiden Vertreter wunderbar auf den Frühling einstellen. Zum Beispiel mit diesen wunderbaren Ziegenkäse-Rucola-Nocken. Wer bei Ziegenkäse jetzt die Nase rümpft kann trotzdem getrost weiterlesen – normaler Frischkäse schmeckt hier auch prima, dann würde ich die Masse allerdings noch etwas mehr würzen. Der Rucola hat einen tollen nussigen, aber nicht zu dominanten Eigengeschmack und die Farbe der Nocken ist sowieso ganz toll und frühlingshaft, nämlich ein sattes Grün. Und überhaupt schmeckt das ganze Gericht total nach Frühling. Und wieder mal braucht hier kein Mensch Fleisch dazu, die kulinarischen Mitspieler können ganz allein wunderbar miteinander spielen und haben ihren Spaß dabei. Zusammen mit einem frühlingshaften gemischten Salat hat man eine ganz tolle Mahlzeit. Ich habe übrigens ganz bewusst das Wort Nocken und nicht Gnocchi gewählt. Gnocchi suggerieren immer gleich eine ganz bestimme Form. Nocken sind da anspruchsloser, die stehen zu ihrem teils etwas unförmigen Aussehen. An der Stelle möchte ich euch aber nicht untersagen, aus der Masse optisch einwandfreie Gnocchi zu rollen. Dem Geschmack tut beides keinen Abbruch und darum geht’s ja in erster Linie.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für zwei gute Esser
125 g Rucola (ca. 1 Bund)
125 g Ziegenfrischkäse (oder normaler Frischkäse)
80 g Mehl (ich: Dinkelmehl 1050)
20 g Parmesan
1 Schalotte (oder halbe Zwiebel)
1 Ei
Olivenöl
Muskat
Salz
Pfeffer
Den Rucola von den Stielenden befreien, waschen und in einem Topf mit reichlich kochendem Wasser 3-4 Minuten in sich zusammenfallen lassen. In ein Sieb abschöpfen und sofort mit kaltem Wasser abschrecken. Das kochende Wasser aufbewahren, Salz hinzufügen und bis zur weiteren Verwendung leise köcheln lassen.
Die Schalotte schälen und sehr fein hacken. Den Parmesan reiben. Etwas Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Schalotte darin andünsten. In der Zwischenzeit den Rucola mit dem Ei im Standmixer pürieren. Dann gemeinsam mit der Schalotte sowie den restlichen Zutaten in einer Schüssel zu einer cremigen Masse verkneten. Falls die Masse extrem weich-klebrig ist noch etwas Mehl hinzufügen.
Das Wasser nun wieder richtig zum Sieden bringen. Mit zwei Teelöffeln von der Masse walnussgroße Nocken abstechen und in das heiße Wasser geben. So lange ziehen lassen, bis die Nocken von alleine an die Oberfläche schwimmen. Mit einer Schöpfkelle herausheben, kurz abtropfen lassen und auf einen Teller geben.
Die Nocken in etwas Butter anbraten, etwas Parmesan darüber streuen und, bestenfalls auf vorgewärmten Tellern, servieren. Dazu passt ein frühlingsfrischer Salat.