Im Sommer über den Wochenmarkt schlendern löst in mir unbeschreibliche Glücksgefühle aus. Wenn die Natur den sechsten Gang einlegt und zur absoluten Höchstform aufläuft und uns eine derart üppige Vielfalt an heimischen Köstlichkeiten beschert, ist es für jedermann, der gerne mit frischen und geschmacksintensiven Zutaten kocht, ein Freudenfest auf dem Wochenmarkt aus den Vollen zu schöpfen. Getoppt wird das dann nur noch, wenn man selbst Hand anlegt und gärtnert, was das Zeug hält um sich dann eine eigene Ernte zu sichern.
In der Stadt scheitert es jedoch zumeist am Platzmangel oder am ungünstig ausgerichteten Balkon. Zeigt der nach Norden oder nehmen ringsum die Nachbarhäuser das komplette Sonnenlicht, fällt die Ernte eher kümmerlich aus. Oder es scheitert schlicht am Desinteresse. Das hat aber dann weniger etwas mit der Stadt zu tun. Im Gegenteil. Seit unsere Hausbaupläne Form annehmen, sind der Herzensmensch und ich des Öfteren in den verschiedensten Neubaugebieten unterwegs.
Da erwischt man uns dann dabei, wie wir uns verstohlen Häuser und Grundstücke anschauen, immer im Kopf überschlagend und vor uns hin murmelnd, wie viel Quadratmeter man hier hat und ob das wohl ein Vollholzhaus dort ist. Ja ok, kann man machen, muss man aber nicht. Wir gehen aber in kein Neubaugebiet zweimal. Um uns nicht nachsagen zu lassen, wir stalken irgendwen. Don’t panic. Falls uns jemand sieht und erkennt und hier zufällig mitliest, für ein Tässchen Kaffee und ein Stück (Käse-)Kuchen sind wir im Übrigen jedoch immer zu haben.
Jedenfalls ist uns bei unseren Streifzügen aufgefallen, dass die meisten Menschen keinen Garten mehr haben. Also da ist schon noch ein Stück Rasen um das Haus herum, aber teilweise wächst keine einzige Blume drauf. Von irgendwelchen Kräuterbeeten oder Tomatenpflanzen ganz zu schweigen. Da liegen die Prioritäten einfach woanders. Völlig ok. Für uns zwar unvorstellbar, aber wie gesagt, völlig ok. Wir sind vermutlich das andere Extrem. Weshalb wir auch zwei Bauplätze bebauen. Damit der Garten maximal groß wird.
Der Herzensmensch beschäftigt sich teilweise eher mit der Konstruktion des Gewächshauses als mit dem Haus. Ich hoffe, es wird nicht größer als das Haus werden. Vermutlich baut er sein Arbeitszimmer direkt dort hinein. Damit er schön zwischen seinen Tomaten, Auberginen und Paprika sitzen kann. Na gut. Ich finde Gewächshäuser zwar enorm hässlich, aber da zählt natürlich das Innere. Und die Vorstellung, all das, was ich gerade jeden Samstag auf dem Wochenmarkt bestaune und in mein Körbchen packe, selbst anzubauen und zu ernten, lässt mich über eine komische Glas-Kunststoff-Konstruktion im Garten dann doch hinwegsehen.
Ich versuche aktuell den Herzensmensch dazu zu überreden, im Gegenzug zu seinem Gewächshaus einen Naturbadeteich im Garten anzulegen. Bisher erfolglos. Weil er meint, dass die Gesamtfläche dafür dann doch etwas zu klein ist. Was er eigentlich damit meint, ist, dass der Badeteich viel zu viel Fläche für potentielle Hochbeete, die Feuerstelle mit Sitzgelegenheiten und den kleinen Fischteich wegnimmt. Ich geb aber noch nicht auf. Außerdem haben wir auch noch sehr, sehr viel Zeit bis dahin. Solange dürfen uns die Gemüse- und Obsthändler unseres Vertrauens jeden Samstag mit ihrer Ernte bzw. ihrer Ware beglücken.
Denn so üppig die Auswahl an heimischen Produkten im Sommer auch ist, für manche Dinge reicht unser Klima dann doch nicht aus. Feigen, Aprikosen, Pfirsiche oder Melonen kommen meist aus Italien oder Frankreich. Das ist ok, solange sie dort nicht vollständig unreif geerntet werden. Da leidet der Geschmack dann doch ziemlich. Meine Frustation ist dann schon ziemlich hoch, wenn ich nur steinharte Aprikosen bekomme, die nach nichts schmecken. Aber gut. Ich will euch ja noch was zum Rezept erzählen. Tarte Tatin zählt nämlich auf jeden Fall zu den Top 5 meiner Lieblingsdesserts. Egal ob mit Äpfeln, Pfirsichen, Rhabarber oder Aprikosen. Gebt mir ein Stück lauwarme Tarte Tatin mit einer Kugel Vanilleeis und ihr macht mich sehr, sehr glücklich.
Entgegen dem Vorurteil, dass die Zubereitung etwas tricky ist, habe ich euch heute eine wunderbar köstliche Tarte Tatin mit Weinbergpfirsichen im Schlepptau. Ich mache sie in einer gusseisernen, ofenfesten Pfanne, in der die Tarte dann direkt in den Ofen wandert. Man kann aber genauso gut das Karamell in einer normalen Pfanne vorbereiten und dann schnell in eine mit Backpapier ausgelegte Springform gießen, darauf die Früchte verteilen, mit dem Boden belegen und die Tarte darin backen. Ich sage euch, es lohnt sich. Als i-Tüpfelchen gibts noch mein Rezept für absolut obercremiges und leckeres Vanilleeis on Top. Hierzu ist jedoch eine Eismaschine erforderlich. Wer keine besitzt, nimmt einfach fertiges Vanilleeis. Oder einfach geschlagene Sahne mit etwas Vanille verfeinert. Die schmeckt auf himmlisch zur Tarte Tatin.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für eine gusseiserne Pfanne oder Springform mit 26 cm Durchmesser
Für den Mürbteig
100 g Mehl (ich: Dinkel 630)
40 g kalte Butter
25 g Zucker
1 Ei
1 Prise Salz
Für das Karamell
125 g Zucker
40 g Butter
6 platte Weinbergpfirsiche
1 EL Rosmarin
Für das Vanilleeis (für vier Personen)
250 ml Milch
250 ml Sahne
100 g Zucker
1 Vanilleschote
2 Eier
2 Eigelb
Zuerst das Vanilleeis vorbereiten.
Dafür die Milch mit der Sahne, dem Zucker, dem Mark der ausgekratzten Vanilleschote und der Vanilleschote in einem Topf aufkochen. Die Eier und Eigelb in einer Schüssel verquirlen. Sobald die Milch-Sahne-Mischung kocht, die Vanilleschote entfernen. Die Masse ganz langsam (!)zu den Eiern gießen. Dabei langsam die Temperatur angleichen, so dass die Eier nicht stocken. Alles zurück in den Topf gießen und nochmals langsam erhitzen. Es darf nicht mehr kochen! Dann die Masse zur Rose abziehen. Das kann man testen, indem man einen Kochlöffel in die Masse tunkt und diese mit einem Löffelstil einmal in der Mitte durchteilt. Die Masse fließt dann nicht mehr zusammen, sondern es bleibt ein Strich zu sehen. Oder man pustet auf die Masse und es entstehen sanfte Wellen. Die Masse abkühlen lassen und in der Eismaschine cremig gefrieren lassen.
Für die Tarte Tatin zunächst die Zutaten für den Mürbteig rasch miteinander verkneten. Eine platte Scheibe formen und diese in Frischhaltefolie im Kühlschrank mindestens 30 Minuten ruhen lassen.
Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Die Pfirsiche waschen, entsteinen und in schmale Scheiben schneiden. Den Rosmarin fein hacken. Für das Karamell den Zucker in einer Pfanne bei mittlerer Hitze langsam flüssig schmelzen lassen. Sobald er fast geschmolzen ist, die Butter dazugeben. Dabei nicht umrühren, höchstens die Pfanne etwas gleichmäßig schwenken. Wenn eine Springform zum Backen verwendet wird, diese in der Zeit, in der der Zucker schmilzt, etwas fetten und mit Backpapier auslegen. Auch den Rand auskleiden. Den Mürbteig ungefähr auf die Größe der Pfanne oder Backform kreisrund auswellen. Sobald Butter und Zucker miteinander verschmolzen sind, die Pfirsichscheiben und den Rosmarin entweder direkt in der Pfanne verteilen oder das Karamell schnell in die Backform gießen und Pfirsichscheiben und Rosmarin darauf verteilen. Den ausgewellten Teig auf die Pfirsichscheiben legen und am Rand leicht andrücken. Mit einer Gabel mehrmals einstechen.
Im vorgeheizten Backofen ca. 25-30 Minuten backen. Aus dem Ofen nehmen, 5 Minuten abkühlen lassen, von der Springform ggf. den Rand entfernen und dann mithilfe auf einen umgedrehten Teller stürzen. Wenn etwas Karamell daneben läuft, ist das nicht schlimm.
Lauwarm mit Vanilleeis oder Sahne servieren.