„Foodblogger sind oberflächlich.“ Diese Aussage tätigte zuletzt ein Kommentator unter ein Rezept eines Online-Rezeptbuchs. Konkret meinte er damit, dass es Bloggern egal ist, wie ein Rezept schmeckt. Hauptsache, das Model kann was und die Fotos sind gut. Und auch wenn mich der Kommentar erstmal überhaupt nicht gejuckt hat – oft denke ich bei meinen Rezepten, sie schmecken besser als die Fotos aussehen – hab ich mir doch meine Gedanken dazu gemacht. Dachte an das eine Rezept, das ich letztens aus einem Kochbuch nachgekocht habe. Der Teller auf dem Bild sah unglaublich lecker aus.
Allerdings fragte ich mich irgendwie schon bei der Zubereitung, ob das wohl gut geht. Ging es nicht. Es schmeckte mehr als bescheiden. Ehrlich gesagt war es eine Zumutung. Ein klassischer Fall von: Sieht gut aus. Kann nichts. Möglicherweise ist es aber auch einfach nur Geschmacksache. Und hat unseren Geschmack nicht getroffen. Trotzdem bleibt ein fader Beigeschmack zurück. Wie auch immer. Die Frage, die ich mir selbst oft stelle, trifft den Kern des Ganzen. Inwieweit werden wirklich oft Rezepte veröffentlicht, die genial aussehen, bei denen das Wasser, das sich bei der Bildbetrachtung schon im Mund versammelte, direkt wieder versiegt, als der erste Bissen runtergeschluckt war.
Und dann dachte ich an Schokoladenpfeffer. Welche Rezepte veröffentliche ich hier und welche halte ich zurück, weil zu unfotogen. Und die, die ich veröffentliche, können die geschmacklich auch was. Beim genaueren drüber Nachdenken, habe ich dann aber doch hörbar aufgeatmet. Ich poste hier keinen Schrott und vor allem niemals etwas, das ich nicht selbst als superlecker empfinde. Nur um ein tolles Foto zu veröffentlichen. Nee nee, da steckt schon was hinter der Tellerfassade. Puh. Glück gehabt. Und am Schluss ist es halt wie bei uns Menschen auch. Es gibt ganz tolle Menschen, die unglaublich fotogen sind. Und es gibt ganz tolle Menschen, die weniger fotogen sind.
Aber wollen wir die etwa weniger in unser Leben lassen? Quatsch, wollen wir nicht. Weil es darauf nicht ankommt. Wahre Schönheit kommt eh von innen. Wissen wir alle. Und trifft auf uns Menschen ja auch zu 100% zu. So auch beim Essen. Oder? Na gut, wenn ich jetzt ganz ehrlich bin, und das bin ich ja hier immer, ist es schon so, dass in der Foodfotografie die inneren Werte halt nicht immer alles wett machen können. Ein Beispiel. Ich liebe Schokolade (echt jetzt, Hannah?). Und ich liebe Mousse au Chocolat. Und meine Mousse steht schon seit Beginn des Foodblogs an auf meiner Liste der zu veröffentlichenden Rezepte.
Und ich habe bestimmt schon 13 Mal eine Mousse gemacht, diese geshootet und saß danach heulend auf dem Boden, weil die Fotos nicht gepasst haben. In meinem Bauch einen ganze Schüssel Mousse au Chocolat. Aus Frust. Es ist wie verhext. Ich kann es drehen und wenden, wie ich will. Die liebe Mousse sieht immer ein wenig nach… ihr wisst schon… aus. Braun halt. Und moussig. Nicht unbedingt appetitlich. Aber ich übe weiter. Hah! Ich mach eine Challenge daraus: bis Ende diesen Jahres wird die Mousse hier auf dem Blog sein. Mit akzeptablen Bildern. Ich versprech’s.
Zum Glück handelt es sich dabei um ein Rezept, bei dem der Herzensmensch immer Leuchten in den Augen bekommt, wenn ich schon beim Frühstück sage, dass es heute Abend wieder Mousse au Chocolat zum Nachtisch gibt, weil ich – mal wieder – versuche, sie aufs Bild zu bringen. Um wieder zum Wesentlichen zu kommen. Man kann sicher Foodbloggern in einzelnen Fällen unterstellen, oberflächlich zu sein. Aber ist das denn so schlimm? Das Auge isst schließlich mit.
Und wenn ein Rezept nicht gelingt, trifft es eben entweder nicht den Geschmack oder der Übeltäter steht hinter dem Kochtopf. Oder aber das Rezept ist wirklich kacke – dann ist der Vorwurf der Oberflächlichkeit in jedem Fall begründet. So. Das Wort zum Sonntag. Zum Glück stellt sich die Frage bei den heute mitgebrachten Kartoffelwaffeln nicht. Die sind nämlich ultralecker. Punktum. Und ganz nebenbei sind Waffeln im Allgemeinen höchstfotogen. Innere wie äußere Schönheit. Was für ein Glückspilz, diese Waffel.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für 5-6 Herzwaffeln
Für die Waffeln
650 g Kartoffeln
4 Eier
6 EL Mehl (ich: Kokosmehl, es geht aber auch jedes andere)
2-3 Stängel glatte Petersilie
2 TL Salz
Pfeffer
Muskatnuss
Für den Joghurtdip
200 g griechischer Joghurt
1 TL Olivenöl
Salz
Pfeffer
Für die Eier
2 Eier
1 TL Butter
Salz
Toppings
Avocado
Tomaten
Kresse
Zuerst den Waffelteig vorbereiten. Dafür 2/3 der Kartoffeln fein reiben, 1/3 grob reiben. Die Masse in ein feines Sieb geben und die Flüssigkeit gut ausdrücken. Die Petersilie waschen und fein hacken. Die Kartoffelmasse eine Schüssel geben und mit Eiern, Mehl und Petersilie gut verrühren. Mit ordentlich Muskatnuss, Salz und Pfeffer würzen. Ca. 30 Minuten ruhen lassen. In der Zwischenzeit die Toppings bereitstellen. Den Joghurt mit dem Olivenöl verrühren und mit etwas Salz und Pfeffer würzen.
Das Waffeleisen erhitzen und aus der Kartoffelmasse 5-6 Waffeln ausbacken. Zwischenzeitlich die Spiegeleier braten. Die Waffeln heiß mit Spiegeleiern, Toppings und Joghurtdip servieren.
(Die Waffeln lassen sich sehr gut einfrieren. Nach dem Anftauen einfach kurz im Toaster voll aufbacken.)