Meine Eltern haben einen kleinen Quittenbaum. Klein, aber oho, würde ich sagen. Denn obwohl er tatsächlich keine sehr stattliche Größe hat – gefühlt ist er so groß wie ich – trägt er jedes Jahr wunderbar viele Früchte. Unmassen an Früchten, um genau zu sein. Meine Mama erntet jährlich in etwa eine große Holzkiste voll. Eine große Holzkiste voller Quitten. Die stehen dann da im Keller und leuchten einen an. Strahlen in ihrem schönsten gelben Kleid. Und duften nach Vanille und nach Herbst.
Ich bin jedes Mal ziemlich schockverliebt, wenn ich die Kiste im Keller entdecke. Sehr hübsch, die kubbeligen Früchtchen, denkt man. Aber was machen wir denn jetzt mit euch. Denkt man auch. Klar, Quittensaft für Quittengelee. Mamas superleckeres Quittengelee. Sonntags auf frische Brötchen oder in der Adventszeit auf Früchtebrot oder immer, immer zu Käse, insbesondere Ziegenkäse. Herrlich! Auch wenn ich übers Jahr gut ein paar Gläser Quittengelee alleine vernichte – der Herzensmensch bleibt einzig und allein bei seiner Erdbeermarmelade – kaum schaut man sich um, ist schon wieder ein Jahr vergangen und Mama macht frisches Quittengelee. Für dieses Jahr habe ich mir deshalb vorgenommen, endlich mal etwas anderes mit Quitten anzustellen. Denn ihren Geschmack mag ich unheimlich gern.
So hatten wir letztens Entenbrust zum Abendessen. Klassischerweise gibt es dazu immer etwas Fruchtiges in Form von Preiselbeeren oder Johannisbeergelee. Oder Quittengelee, eh klar. In meiner ambitionierten Quitten-Verarbeitungsmotivation habe ich Quitten gedünstet und ein Ragout daraus gemacht. Das war lecker, aber meine Motivation noch nicht erschöpft. Da ich sowieso vorhatte, diesen supersaftigen Birnenkuchen für den Blog zu backen und Birnen und Quitten gute Freunde sind, habe ich kurzerhand die Hälfte der Birnen durch Quitten ersetzt. Und naja, was soll ich sagen, die beiden haben sich auch umgeben von saftigem Rührteig sehr gut vertragen. Ziemlich gut sogar.
So gut, dass der Herzensmensch, den Mund voller Kuchen und Quitten und Sahne, ein eindeutiges LECKER murmelte. Ihr wisst, dass der Herzensmensch mein klammheimlicher Blogmaßstab in 9 von 10 Fällen ist. Im 10. Fall gibt es etwas mit Urgetreide oder Quinoa, da rümpft er dann schon eher die Nase, aber in den anderen 9 Fällen ist er meine Skala. Nur was seinem skeptischen Gaumen mundet, kommt auf den Blog. Damit stehle ich mich selbstverständlich auch etwas aus der Verantwortung. Ich weiß. Aber wir sind nun immerhin verheiratet – da teilt man doch alles, klar oder?
Wie auch immer, von mir bekommt der Kuchen sowieso 10 von 10 Punkten, weil ich Kuchen liebe, die 1. easy zu machen sind, 2. man die Zutaten alle meist im Haus hat (wir zumindest) und 3. weil sich das Obst beliebig ersetzen lässt. Man könnte auch Äpfel dafür nehmen. Oder nur Birnen. Selbst Blaubeeren machen sich darin gut. Wer keine Tonkabohne im Haus hat, nimmt mehr Vanille. Allerdings kann ich die Anschaffung von Tonkabohne jedem nur empfehlen. Sie hat ein so besonderes Aroma und wertet die einfachsten Dinge damit auf.
Eine Dessertvariation unserer Hochzeit waren Marillen-Quarkknödel mit Tonkabohne-Creme. Ich sags euch, ich bin direkt vom Liebeshimmel in den Tonkabohnenhimmel geschwebt. Und dort erstmal geblieben. Mit Vanille hätten die Knödelchen natürlich auch superlecker geschmeckt, aber die Tonkabohne hat trotzdem haushoch gewonnen. Aber das nur am Rande. Jedenfalls möchte ich euch sehr ans Herz legen, der lieben Quitte eine Chance zu geben – vielleicht ja in diesem Kuchen. Sie wird euch ziemlich verzaubern, versprochen. Im Übrigen macht sie sich auch gut als herbstliche Tischdeko. Für die Quittenskeptiker.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für eine Springform (24cm Durchmesser)
3 kleine Birnen
2 Quitten
½ Vanilleschote
1 EL Vanillezucker
2 EL Mandellikör (optional)
75 g Mehl (ich: Hafermehl)
25 g gemahlene Mandeln (oder mehr Mehl)
1 1/2 TL Backpulver
¼ TL Abrieb einer Tonkabohne (optional Mark einer halben Vanilleschote)
100 g Zucker (ich: 80 g Honig)
1 Prise Salz
4 EL Öl (ich: Sonnenblumenöl)
100g Crème fraîche
2 Eier
Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Eine Springform mit Backpapier auslegen und am Rand fetten.
Die Quitten schälen, vierteln und das Kerngehäuse entfernen. In kleine Würfel schneiden. 500 ml Wasser zum Kochen bringen. Die Quittenwürfel darin mit dem ausgekratzten Mark einer halben Vanilleschote ca. 15 Minuten dünsten. In einem Sieb abtropfen lassen.
Die Birnen ebenfalls schälen, vierteln, das Kerngehäuse entfernen und in kleine Stücke schneiden.
In einer Schüssel die Eier mit dem Öl, dem Zucker, der Crème Fraîche, dem Likör und dem Tonkabohnenabrieb gut verrühren. Das Mehl mit dem Backpulver und dem Salz in einer weiteren Schüssel vermischen. Die Mischung zum restlichen Teig geben und gerade so verrühren, dass keine Klümpchen zu sehen sind. Zum Schluss die Birnen und die Quitten vorsichtig unter den Teig heben.
Den Teig in die vorbereitete Form geben und im vorgeheizten Ofen ca. 35-40 Minuten goldbraun backen. Aus dem Ofen nehmen, etwas abkühlen lassen und mit Puderzucker bestäuben. Der Kuchen schmeckt am besten lauwarm mit etwas Schlagsahne serviert.
1 Kommentar
Hallo Hannah,der Birnen-Quitten Kuchen schmeckt sehr lecker. Ist mal was ganz Besonderes. Auch die Tonka Bohne hab ich jetzt mal ausprobiert. Fein im Geschmack.