Es folgt: eine Gartenode. Jeder, der mit Gärtnern und Gedöns nichts am Hut hat und sich auch in keinster Weise dafür interessiert, gerne einfach zum letzten Abschnitt springen. Dort erzähle ich was zum Rezept. An alle anderen: es wird etwas kitschig.
Der Herzensmensch und ich wohnen nunmehr 1 Jahr und zwei Monate in unserem Häuschen im Schnuckeldorf. Der Dringlichkeit gefolgt, wurden im letzten Jahr erstmal Sachen im Haus oder die Garagen oder das Carport oder sonstige einundfünzigtausend Dinge, die eben so anfallen, organisiert, betoniert, finanziert. Der Garten wurde erstmal gekonnt ignoriert. Dort lag ein riesiger Haufen Muttererde. Und der lag da gut. Mit riesig meine ich im Übrigen riesig. Der Garten allein misst ca. 1000qm, auf der Häfte davon lag ein Erdhügel. Ihr könnt euch das Ausmaß in etwa vortellen.
Mit Beginn diesen Jahres und jedem einzelnen Tag davon, konnten wir den Anblick dieses Hügels, der mittlerweile mehr als stark bewachsen war, nicht mehr ertragen. Versperrte er uns durch die meterhohen Disteln, die darauf ihr Unwesen trieben mittlerweile auch jegliche Sicht in das weite Tal direkt hinter unserem Grundstück. Es war also klar. 2022 wird das Gartenjahr. Der Erdbauer kam, wälzte die Tonnen Muttererde hin und her und modellierte uns eine sehr große ebene Fläche, eine kleinere Terasse weiter oben und eine dritte Ebene oben an der Straße. Hanggrundstück, ihr wisst schon.
Die Pflasterarbeiten rund ums Haus fanden statt und wir mussten ab Februar endlich nicht mehr auf Holzbrettern ins Haus laufen. Die Erdbauerkollegen zogen wieder ab und für den Herzensmensch und mich war klar: jetzt kommt unser Part. Den Garten anlegen wollen wir komplett selbst übernehmen. Schritt für Schritt. Wir haben ja ein paar Jahre Zeit. Da wir genaue Vorstellungen haben, wird es auch die Zeit in Anspruch nehmen. Ein moderner Cottagegarten soll es werden. Mit etwas englischem Touch. Mit etwas Bauerngartentouch. Mit ungemein tollen Stauden, natürlich farblich abgestimmt. Eh klar.
Mit sehr viel Nutzfläche für Gemüse- und Obstanbau. Vielleicht eine Fläche für ein paar Hühner. Ein Gartenteich. Das Gewächshaus soll ein Glasgewächshaus mit schwarzen Stahlstreben werden. In meinen Träumen richte ich dort Dinnerpartys aus. Mit unzähligen Lichterketten. Leider kostet ein solches Gewächshaus ein Vermögen. Also erstmal kein Gewächshaus. Anfang des Jahres schrieben wir eine Liste: Tomaten, Gurken, Zucchini, Stangenbohnen, Buschbohnen, Kürbisse, Blumenkohl, Brokkoli, Mangolg, Kohlrabi, Salate, Paprika, Ziebeln, Rosenkohl, Möhren, Radieschen, Rote und Bunte Beeten.
Das sollte die Gemüseernte 2022 werden. Da ich einen Menschen mit perfektionistischem Tatendrang geheiratet habe, wurde nicht lange gefackelt und unter der Anleitung des Herzensmenschen entstand ein vier auf fünf Meter großes Gemüsebeet, dass uns genau diese Ernte nun beschert. Nie und nimmer hätten wir damit gerechnet, dass das Gemüse bereits im ersten Jahr so unglaublich toll wächst. Vermutlich hätte ich aber auch nie und nimmer damit gerechnet, dass wir uns mit soviel Hingabe der richtigen Anzucht und Pflege der einzelnen Gemüsesorten widme nund ich alle acht Tage den Feierabend damit verbringe, die Erde aufzulockern und sämtliches Unkraut herauszuzupfen.
Wir ertrinken nun zwar etwas in unseren riesigen Salatköpfen, dieses Gefühl jedoch, als ich die erste Rote Beete aus der Erde gezogen habe. Das war unglaublich. Und sowieso: die Abende sind lange geworden bei uns. Oft kommen wir mit der Dunkelheit ins Haus. Die letzten Wochen waren körperlich und nervlich auch manchmal sehr herausfordernd. Vielleicht haben wir auch ein kleines Trauma vom stundenlangen, nein tagelangen Aufsammeln tonnenweiser Steine um endlich den Rasen aussäen zu können. Und doch, wenn wir abends dreckig und verschwitzt mit der Dämmerung hereinkommen, während wir unter die Dusche hüpfen das Pastawasser kocht, der Weißwein im Kühlschrank wartet und wir uns um 21:30 Uhr ausgehungert über einen Topf voller Sommerpasta hermachen, dann grinsen wir uns oft nur noch an. Glücklich. So, so sehr glücklich. To be continued.
Apropos Rote Beete. Diesen Salat gibt es ziemlich oft bei uns. Er schmeckt superlecker, vereint tolle Aromen und die Kosistenz macht Spaß. Wir essen ihn oft einfach zu einem Topf Pellkartoffeln oder zu Bratkartoffeln. Ein wachsweiches Ei macht sich auch gut dazu. Ich kann mir auch Räucherfisch sehr gut dazu vorstellen. Der Salat lässt sich wunderbar vorbereiten und schmeckt gut durchgezogen am Allerbesten. Reste halten sich problemlos im Kühlschrank.
Inspiration für noch mehr Rote Beete-Rezepte gibt’s hier oder hier oder auch einfach im Archiv. Für den Fall das ihr gerade auch die tollen Knollen aus der Erde zieht.
Habt es fein.
Eure Hannah
Rote Beete-Salat mit Apfel und Essiggurken
Zutaten
- 2 kleine Knollen Rote Beete (oder eine sehr große Knolle)
- 1 kleine rote Zwiebel
- 1 Apfel
- 6-7 Essiggurken (ich nehme die kleinen Cornichons)
- 1 kleiner Bund Dill
- 3-4 Stängel Petersilie
- 3 EL dicker griechischer Joghurt
- 1 EL Olivenöl
- 1 EL weißer Balsamicoessig
- Salz
- Pfeffer
Anleitungen
Für die Rote Beete
- Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Die Rote Beete von den Blättern befreien und ungeschält in Alufolie einschlagen. Im vorgeheizten Ofen ca. 45 Minuten backen. Mit einem scharfen Messer den Gartest machen. Gleitet die Klinge leicht durch die Knolle, kann die Rote Beete aus dem Ofen geholt werden. Ansonsten nochmals 10-15 Minuten weitergaren.
- Die Knollen aus der Alufolie nehmen und auskühlen lassen.
Für den Salat
- Die Zwiebel schälen und fein hacken. Den Apfel waschen und in kleine Stücke schneiden. Die Essiggurken in kleine Würfel schneiden. Die Kräuter waschen, trockenschütteln und sehr fein hacken. Die Rote Beete mit Handschuhen schälen und ebenfalls in kleine Würfel schneiden. Alles in eine große Schüssel geben.
- In einer kleinen Schüssel den Joghurt mit dem Olivenöl cremig rühren. Balsamicoessig unterrühren und mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- Das Joghurtdressing zu den restlichen Zutaten in die Schüssel geben und alles gut vermengen. Mindestens 1 Stunde im Kühlschrank durchziehen lassen.