Risotto mit Wurzelgemüse – Küchenyoga.

Obwohl ich der weltgrößte Risottofan bin, gab es hier noch nie eins auf dem Blog. Zumindest kein richtiges. Mit richtigem Risottoreis. Dafür mit jeder Menge Alternativen. Hirsotto, Quinotto, Graupenrisotto oder Emmerrisotto. Sie hatten alle ein bzw. zwei Dinge gemein. Gesund. easy zu machen und lecker. Gesund, weil gutes Ur- bzw. Pseudogetreide mit unheimlich vielen Ballaststoffen und Mineralien usw. Easy, weil in einem Topf ohne großes Umrühren machbar. Lecker, weil… naja lecker sowieso.

Trotzdem. Manchmal brauche ich ein richtiges, echtes, (mehr oder weniger) aufwendiges Risotto aus poliertem, weißem Rundkornreis. Mit einem guten Schuss Weißwein. Mit einem großen Stich Butter. Mit übertrieben viel Parmesan. Mit meinem Hannah-Geheimtrick für ein extraschlonziges und cremiges Risotto. Ich rühre nämlich ganz am Schluss immer noch 2 Esslöffel geschlagene Sahne unter das Risotto. Kleine Menge, große Wirkung. So mag ich das. Es macht das Risotto zwar nicht unbedingt leichter. Im Gegenteil. Aber ganz ehrlich? Darauf kommts dann auch nicht mehr an. Ganz nach dem Motto: More is more.

Wenn mir früher einer gesagt hätte, dass solche Zeilen mal aus meiner Feder kommen, hätte ich mich totgelacht. Aber tatsächlich. Etwas entspannter bin ich zwischenzeitlich tatsächlich geworden. Ich kann Ausnahmen zulassen, ohne dass mir gleich das kleine Teufelchen auf der Schulter sitzt und mir ins Ohr flüstert, dass das so gar nicht in meine Ernährungsweise passt, was ich da gerade esse. Tja, du kannst die Klappe halten, liebes Teufelchen. Ich weiß das nämlich selbst, was ich da gerade esse. Und es ist ok. Abgesehen davon sind Ausnahmen ja Ausnahmen, weil man eben nicht einmal die Woche ein Risotto mit Butter und Käse und Sahne isst.

Der Herzensmensch würde jetzt wieder die Augen verdrehen, wenn er lesen würde, was ich gerade schreibe. Die hat nen Knall, denkt er dann wieder. Ich erkenne das an seinem Gesichtsausdruck. Weil er der Meinung ist, selbst wenn ich einmal die Woche so ein Risotto essen würde, es immer noch eine Ausnahme wäre und gar nicht schlimm. Wie sind eben manchmal nicht einer Meinung. Deshalb lasse ich das alles jetzt mal so dahingestellt. Viel schöner ist es doch darüber zu schreiben, was die Zubereitung eines Risottos bei mir tatsächlich auslöst. Ruhe. Gelassenheit. Entspannung. Moment mal: redet die jetzt von Yoga oder von Risotto? Mag vielleicht einer jetzt denken.

Tatsächlich ist für mich die Zubereitung von Risotto fast wie Yoga. Küchenyoga. Wenn ich ein Risotto mache, nehme ich mir Zeit dafür. Es ist nichts was schnell von der Hand geht. Zumindest nicht, wenn es danach wie ein perfektes Risotto schmecken soll. Deshalb plane ich es etwas im Voraus, damit ich nicht unter Druck oder Zeitnot komme. Damit es am Ende schnell gehen kann – denn das richtige Ende abzupassen, ist das A und O eines Risotto – bereite ich alles maximal weit vor.

Sprich, die Sahne wird schon vorher geschlagen, der Parmesan wird gerieben und das Gemüse, dass am Schluss auf das Risotto kommt, wird geputzt und geschnippelt. Der Ofen wird warm gemacht, damit die Teller darin vorher aufwärmen können. Die Brühe wird erhitzt. Der Weißwein wird geöffnet. An der Stelle kommt das, was dem Risotto-Kochen noch das Sahnehäubchen aufsetzt: bevor ich den Wein für das Risotto abmesse, gieße ich mir erstmal einen kräftigen Schluck in mein Weinglas. Das macht das Rühren nachher noch entspannter. Wenn alles vorbereitet ist, kommt mein Lieblingsteil. Rühren und Gießen. Immer im Wechsel. Stetig. 20-25 Minuten lang. Nebenher am Weißwein nippen.

Entweder mit dem Herzensmensch etwas plaudern. Oder einfach meinen Gedanken nachhängen. Auch wenn der Herzensmensch und ich ansonsten in der Küche ständig quasseln – während ich im Risotto rühre, mag ich am liebsten einfach vor mich hingucken. Einatmen. Ausatmen. Ich sag ja, irgendwie wie Yoga. Besinnliches Kochen ist das. Als mir einmal jemand erklärt hat, er liebt seinen Thermomix so sehr, weil das Risotto sich darin von selbst zubereitet, bin ich fast umgefallen. Die Person hat schnell das Thema gewechselt, da sie wohl gemerkt hat, wie meine Gesichtszüge zunehmend entgleisten.

Es gibt doch nichts Schöneres als entspanntes Kochen. Bei einem Risotto hat man in der Regel nicht mehr als zwei Töpfe auf dem Herd. Man muss nicht tausend Dinge gleichzeitig machen, sondern kann sich ganz gelassen auf das Rühren konzentrieren. Wenn das Risotto ganz am Schluss noch kurz zugedeckt auf dem Herd ruht, kann man den Tisch schön decken, den restlichen Wein verteilen und Kerzen anzünden. Um dann das dampfende Risotto auf Schüsseln zu verteilen und mit noch mehr Parmesan zu bestreuen. Perfekt. Macht ihr mit?

Habt es fein.
Eure Hannah

Ps. Für das Risotto habe ich mir wunderbaren Risottoreis bei Hagen Grote (www.hagengrote.de) bestellt. Schaut dort doch mal vorbei – es gibt dort so viele Produkte, die das Küchenherz höher schlagen lassen. An der Stelle vielen Dank für die Zusammenarbeit.

Für zwei gute Esser

150 g Risottoreis
700 ml Gemüsebrühe
50 ml Weißwein
1 EL Butter
50 ml Sahne
50 g Parmesan
Olivenöl
1 kleine Zwiebel
1 kleine Pastinake
1 Möhre (ich: Urmöhre, deshalb der Lilastich)
1 kleine gelbe Bete
1 kleine rote Bete
1 TL getrockneter Thymian
1 EL Petersilie
1 TL Abrieb einer Biozitrone
Salz
Pfeffer

Zunächst alles vorbereiten. Den Parmesan und die Zitronenschale reiben. Die Sahne steif schlagen und im Kühlschrank aufbewahren. Das Gemüse putzen und in 1 cm große Würfel schneiden. Die Gemüsebrühe zum Köcheln bringen und warmhalten. Die Zwiebel schälen und fein würfeln. In einem großen Topf etwas Olivenöl erhitzen. Die Zwiebel darin andünsten. Die Hälfte der Pastinake und der Möhre hinzugeben und 2-3 Minuten mitdünsten. Den Risottoreis ebenfalls mit dazugeben und kurz anbraten. Mit Weißwein ablöschen und köcheln lassen bis der Weißwein aufgesogen ist. Dann Brühe an das Risotto gießen, so dass der Reis bedeckt ist und warten, bis er vollständig aufgesogen wurde. Dabei immer stetig rühren. So verfahren, bis alle Brühe aufgebraucht ist. Das dauert ca. 20 Minuten. In der Zwischenzeit in einer kleinen Pfanne etwas Olivenöl erhitzen und das restliche Gemüse bei starker Hitze ca. 10 Minuten anbraten. Den Thymian unterrühren und etwas Salz und Pfeffer dazugeben. Beiseite stellen. Wenn das Risotto gar ist, die Zitronenschale, die Petersilie, die Butter und die Hälfte des Parmesan unterrühren. Mit Salz und Pfeffer abschmecken. Am Schluss die geschlagene Sahne unterheben. Das Risotto auf vorgewärmte Teller verteilen und mit dem restlichen Gemüse getoppt servieren.

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