Oh, du liebe Rhabarberzeit. Wie schön, dass du uns wieder deine volle Aufmerksamkeit schenkst. Kann man Sehnsucht nach einem Gemüse haben? Häh, hat sie Gemüse gesagt? Ja, so ist es. Der liebe Rhabarber zählt sich zu den Gemüsesorten, aber das tut dem ganzen ja keinen Abbruch und bedeutet nicht automatisch, dass wir ihn von nun an mit Salz und Pfeffer würzen müssen. Im Gegenteil, er fühlt sich ziemlich wohl, wenn er in einem Meer aus Zucker badet. Da muss er sich nämlich keine Sorgen machen, dass er den anspruchsvollen Geschmäckern zu säuerlich ist. Wobei ich genau das total gerne mag.
Jedenfalls bin ich wieder voll auf Rhabarber kann man sagen. In meinem Kopf tanzen Rezeptideen einen wilden Reigen und bringen mich damit fast um den Verstand. Tarte Tatin mit Rhabarber, Rhabarberkuchen, Rhabarberhefeschnecken. Rhabarbertiramisu, Rhabarberchutney, Spargel-Rhabarber-Salat. Rhabarberporridge, Rhabarber-Hirseauflauf, Rhabarbermarmelade. Hannah, es reicht! Ok… Ist ja auch nur um euch zu zeigen, was bei mir im Stübchen oben abläuft. Kaum hatte ich die Rezepte dann mal kategorisch sortiert, kam der nächste Schub an Ideen. Und damit aber auch die Panik. Ich hab doch gar nicht die Zeit für all die tollen Sachen. Die Zeit ist immer mein Endgegner. Die Zeit ist mein Feind, gegen den ich tagtäglich ankämpfen muss und der mich leider dann doch meistens in die Knie zwingt. Zum Glück bin ich was das angeht ein Stehaufmännchen und nehme es immer und immer wieder gerne mit ihr auf.
Im aktuellen Rhabarberfall wurde mir dann allerdings auch wieder bewusst gemacht, dass ich nicht die Zeit haben werde, all diese köstlichen Dinge auszuprobieren, zu fotografieren dann auch noch schriftlich meinen Senf in Form eines Blogbeitrags zu geben. Es gab aber noch ein anderes, sehr schlagkräftiges Argument. Es beginnt nämlich nun langsam wieder meine persönlich LIEBLINGSZEIT im Jahr. Die nicht nur den lieben Rhabarber mit sich bringt, sondern auch gleich noch den Spargel und dann auch die Erdbeeren im Schlepptau hat. Und zu all diesen Dingen habe ich 100+ Rezeptideen in meinem Kopf und das läuft dann auch hier ungefähr so ab wie oben beschrieben. Und irgendwann ist dann halt Schluss. Und dann muss ich mich entscheiden und mir überlegen, was ich euch gerne auftische und was vielleicht im nächsten Jahr oder eben gar nicht. That’s reality! Und außerdem möchte ich noch hinzufügen, um hier dann aber auch endgültig zu schweigen, dass ihr es wahrscheinlich nur semigut finden würde, wenn alle zwei Tage das Wort Rhabarber auf dem Blog aufleuchten würde. Würde ich wahrscheinlich auch nicht toll finden. So, jetzt aber zum Wichtigen.
Für heute habe ich mich nämlich entschieden und bringe euch ein ganz tolles Rezept mit. Mal wieder ein Lieblingsrezept von mir. Es ist nämlich nicht nur oberlecker, sondern schlägt auch mal wieder zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Fliegen heißen Puddingcreme auf Mürbteig und Rhabarber. Für mich beides Dinge, die unweigerlich von mir verlangen, direkt meinen Kopf reinzustecken. Sollte bei jemandem tatsächlich beim Gedanken an vanillige Puddingcreme plus Rhabarber plus Himbeeren der Mund furztrocken bleiben, der darf gerne an der Stelle abbrechen. Sorry, das nächste Rezept ist vielleicht ja wieder was. Für alle anderen gilt: diese Kombination ist ein absolutes Dessertträumchen und lohnt sich wirklich, auszuprobieren. Wobei ich mir den Flan auch auf jeder Kuchentafel vorstellen könnte. Mit oder ohne Kompott. Allerdings matcht hier der etwas säuerliche Geschmack des Rhabarbers mit der süßen Puddingcreme perfekt. Wichtig ist, dass der Kuchen mindestens einige Stunden im Kühlschrank durchziehen kann. So entfaltet sich der Geschmack optimal und die Konsistenz der Creme wird wunderbar samtig. Willkommen im Rhabarbertraumland.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für 6 Dessertringe à 10cm oder eine Springform von 20 cm Durchmesser
Für den Mürbteig
200 g Mehl (ich: Dinkel 630)
100 g Butter
25 g Zucker
1 g Salz
15 g Eigelb
50 ml Wasser
Für die Flanmasse
800 ml Milch (ich: 650 ml Milch, 150 ml Sahne)
200 g Zucker (ich: 140 g)
60 g Puddingpulver (ich: Maisstärke)
4 Eier
1 Vanilleschote
Für das Kompott
200 g Rhabarber
150 g Himbeeren
Saft von einer Orange
1 TL Abrieb von einer Bioorange
Kleines Stück Ingwer (ca. 1 cm dick)
100 g Zucker (ich: 60 g Kokosblütenzucker)
Für den Mürbteig das Mehl in eine Schüssel geben. Eine Mulde formen und die Butter in kleinen Stücken in die Mulde geben. Mit den Fingern fein zerreiben. Den Zucker, das Salz, das Wasser und das Eigelb hinzugeben und alles rasch zu einem Teig verkneten. Flach drücken und in Frischhaltefolie gewickelt mindestens 1 Stunde in den Kühlschrank legen.
Aus dem gekühlten Teig jeweils Boden und Rand in den Förmchen formen. Danach die Förmchen nochmals in den Kühlschrank stellen bis die Creme fertig ist.
Den Ofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Für die Creme die Eier mit dem Zucker hell und schaumig aufschlagen. Die Stärke gut einarbeiten. Die Milch mit dem Mark der ausgekratzten Vanilleschote in einem großen Topf aufkochen. Sobald die Milch kocht, die Hälfte davon zum Ei-Zucker-Gemisch geben und kräftig verrühren. Die Masse zu der restlichen Milch wieder zurück in den Topf geben und bei starker Hitze aufkochen lassen. Dabei stets kräftig rühren, damit nichts anbrennt. Sobald die Masse aufwallt und die Creme dick wird, diese von der Kochstelle nehmen und gleichmäßig auf die Förmchen verteilen. Im vorgeheizten Ofen ca. 45 Minuten backen. Aus dem Ofen nehmen, abkühlen lassen und dann für mindestens 4 Stunden, besser über Nacht, in den Kühlschrank stellen.
Während der Kuchen kühlt, das Kompott vorbereiten. Den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Den Rhabarber waschen und ggf. schälen. Schräg in 1-2 cm dicke Stücke schneiden. Die Himbeeren ebenfalls waschen. Beides in eine Auflaufform geben. Den Ingwer in feine Scheibchen schneiden. In einem Topf den Zucker mit dem Ingwer, dem Orangensaft und –abrieb aufkochen. Den Sud über Rhabarber und Himbeeren geben und mit Alufolie abdecken. Ca. 45 Minuten im Ofen backen. Herausnehmen und abkühlen lassen. Die Ingwerscheibchen vor dem Servieren entfernen.
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