Manch einer muss uns gerade für ziemlich gagga halten. Den Herzensmenschen und mich. Das will ich auch gar nicht in Abrede stellen. Von außen betrachtet finde ich es auch eher ein lustiges Bild. Wie wir jeden Morgen mit unseren surrenden Zahnbürsten am Badfenster stehen, in die Weite des Tals schauen und uns fragen, wo sie wohl bleiben. Der Fuchs und das Reh. Abwechselnd kommen sie jeden Morgen auf die Wiesen vor unserem Haus. Der Fuchs schleicht umher und bleibt jeden halben Meter neugierig vor einem Mauseloch stehen. Das Reh – oder oft auch die Rehe – zupft an den Büschen der kleinen Lichtung herum.
Immer ein Ohr angelegt um drohende Gefahr zu wittern. Und schwupps sind sie davon gehüpft. Hah! Wir kennen sie schon genau, unsere Pappenheimer. Was von meiner Familie eher lächelnd kommentiert wird:“ Rehe gabs hier doch schon früher, als du noch klein warst.“, wird von mir gerade täglich gefeiert. Die Entscheidung, Stuttgart den Rücken zu kehren und wieder zu unseren Wurzeln zurückzukehren, war bzw. ist eine der besten Entscheidungen unseres Lebens.
Vielleicht kommt sie auf Platz 2 der besten Entscheidungen. Platz 1 gehört unserer Hochzeit. Eh klar. Aber direkt danach würde ich sie einreihen. Die Angst, der Abschied von Stuttgart würde mit sehr viel Wehmut verbunden sein, hat sich schneller in Luft aufgelöst, als der Milchschaum von manchem Milchersatz. Glück. Ganz viel Glück spüre ich an der Stelle. Der Herzensmensch auch. Aber er muss da nicht immer mit so vielen Emotionen drüber sprechen wie ich. Emotionsbombe die ich bin.
Kann das Glück an manchen Tagen nicht in Worte fassen. Da gibt es nur quiekende Laute, wenn ich bei meinem Streifzug durch die Wälder um unser Haus drei kleine Babyfüchse entdecke. Ich meine, BABYFÜCHSE!! Gibt’s etwas vergleichbar Herziges auf dieser Welt?! Und das meine ich nicht rethorisch. Großes, wirklich großes Glück sind auch unsere Herzensmenschen – zumindest einige davon – die einen Katzensprung entfernt wohnen. Unser Haus ist gerade sehr oft sehr voll und ich genieße es so sehr. Aufgewachsen in einem Haus, in dem die Türen für jeden immer offenstanden, mag ich das genauso fortführen.
Gück ist auch, dass Regionalität und Saisonalität in meiner Küche eine noch größere Bedeutung gewinnen dürfen. Noch vor dem Frühstück mit der leeren Flasche zum Milchhäusle vom Bauern in unserem Dorf zu wackeln, mag ich nicht mehr missen. Aus den Gärten unserer Eltern fast täglich mitversorgt zu werden und zu wissen, dass unser Garten das ab nächstem Jahr auch hergeben wird, ist zutiefst befriedigend. Brot mit dem frisch gemahlenem Mehl vom Biolandhof zwei Dörfer weiter zu backen, lässt es noch besser schmecken.
Meine Glücklichmacherliste ist noch ganz schön lange. Das größte Glück, das ich jedoch innerlich verspüre, ist das Gefühl des Loslassens. Das Gefühl, nach und nach alte Ketten zu sprengen, die mich ziemlich umklammert haben. Von alten Gewohnheiten und Routinen Abstand zu nehmen, die mir schon so lange nicht mehr guttun. Loslassen. In jeglicher Hinsicht. Das gelingt mir zwischen Vogelgezwitscher, Waldesruhe und Grillenzirpen sehr gut. Ich werde darin vermutlich keine Weltmeisterin werden und meine kleinen Dämonen sind immer noch da. Aber ich spaziere mit ihnen nun oft in den Wald und lasse sie dann einfach dort.
Manchmal brauchen sie dann sehr lange, bis sie mich wieder finden. Da war ich längst schon bei Mama im Garten und hab frischen Mangold geerntet um diese leckeren Päckchen zu machen. Mangold geht bei mir ja eh immer. Zwei meiner absolut liebsten Mangoldrezepte haben es auch schon auf den Blog geschafft (hier und hier). Aber diese Päckchen können da auch sehr gut mithalten. Vor allem optisch. Der Herzensmensch hat etwas gegrummelt beim Essen. Mangold in Verbindung mit Grünkern ist bei ihm dann doch etwas schwierig. Was aus meiner Sicht reine Kopfsache bei ihm ist. Aber gut. Ich mag sie und wer gerne Mangold und Grünkern mag, wird sie auch sehr mögen.
Habt es fein.
Eure Hannah
Mangoldpäckchen mit Grünkernfüllung
Zutaten
- 6-8 schöne, großeMangoldblätter
- 100 g Grünkern
- 1 Handvoll Shitakepilze (optional: Champignons)
- 1 kleine Zwiebel
- 1 Handvoll frische Kräuter (ich: Basilikum, Petersilie, Dill)
- 2 EL Ziegenfrischkäse
- 1 EL Parmesankäse gerieben
- 2 EL Pinienkerne
- 2 EL Tomatenmark
- 100 ml Gemüsebrühe
- 50 ml Sahne
- Olivenöl
- Salz
- Pfeffer
- (geräuchertes) Paprikapulver
Anleitungen
- Die Mangoldblätter waschen, die Stiele kappen und beiseitelegen. Die Blätter ganz kurz (30-60 Sekunden) in kochendem Wasser blanchieren. Danach kalt abbrausen, vorsichtig ausschütteln und auf einem Teller ausbreiten.
- Den Grünkern nach Packungsanleitung garen und bis zur weiteren Verwendung beiseitestellen. Die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett goldbraun anrösten und ebenfalls beiseitestellen.
- DieZwiebel schälen und fein hacken. Die Pilze putzen und mit den Mangoldstielen in kleine Würfel schneiden. Die Kräuter waschen, trockenschütteln und fein hacken. Den Parmesankäse fein reiben.
- Für die Füllung etwas Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und die Hälfte der Pilze und der Mangoldstile darin ein paar Minuten andünsten. Etwas salzen und pfeffern und in eine Schüssel füllen. Den Grünkern und die Pinienkerne dazugeben, dabei ein paar Pinienkerne zum Servieren aufbewahren. 2/3 der Kräuter, den Ziegenfrischkäse und den Parmesankäse ebenfalls in die Schüssel geben und alles gut vermengen. Mit Salz, Pfeffer und (geräuchertem) Paprikapulver abschmecken.
- Für die Sauce in der Pfanne wieder etwas Olivenöl erhitzen. Die Zwiebel darin scharf anbraten, so dass sie leicht bräunlich werden. Die restlichen Pilze und Mangoldstiele dazugeben und weitere 4-5 Minuten scharf anbraten, so dass etwas Umami entsteht. Mit der Hälfte der Gemüsebrühe ablöschen. Das Tomatenmark einrühren, die Kräuter hinzugeben und die Sahne dazugeben. Gut mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Hitze herunterschalten und die Sauce leicht vor sich hinköcheln lassen.
- In derZwischenzeit die Mangoldpäckchen vorbereiten. Dazu die Stilachsen in der Mitte der Blätter etwa zu zwei Dritteln herausschneiden, damit die Blätter sich formenl assen. Dort, wo nun ein Spalt entstanden ist, die beiden Blatthälften etwas übereinanderlegen. 1-2 Esslöffel Füllung in die Mitte der Blätter geben. Die Blätter von links und rechts einschlagen und von unten der Länge nach zu Päckchen aufrollen. Wer befürchtet, dass die Päckchen aufgehen (was sie eigentlich nicht tun), kann sie mit einem Kochgarn fixieren.
- Sobald alle Päckchen fertig sind, diese in die Sauce legen und einen Deckel auf die Pfanne legen. Ca. 8-10 Minuten in der Sauce erhitzen. Zum Servieren die Päckchen mit etwas Sauce auf vorgewärmte Teller geben, mit Pinienkernen bestreuen und etwas Parmesankäse darüberreiben.
1 Kommentar
Liebe Hannah,
Deine Mangoldpäckchen hatten wir schon zwei Mal auf dem Mittagstisch. Super lecker. Auch die Soße dazu, echt fein. Liebe Grüße, Edeltraud