Ein Klassiker im Hause Schokoladenpfeffer: Hannah hat ein Rezept ausgetüftelt. Herzensmensch war erster Testesser und fand es oberlecker und blogtauglich. Bürokollegen waren zweite Testesser und es hagelte positive Rückmeldungen. Gebongt. Das Ding wird verbloggt und darf eure Gaumen erfreuen. Im Übrigen war ich selbst auch Testesserin und hab mich in das Törtchen reinverliebt, aber meine Meinung hat dann manchmal nicht soviel Gewicht, obwohl das ja auch irgendwie Schwachsinn ist – wer kennts nicht?!
Egal. Jedenfalls sagte ich dem Käsekuchen: „Zieh dein schönstes Kleid an, denn Schokoladenpfeffer rollt den roten Teppich aus und empfängt dich auf dem Blog.“ Gesagt, getan. Dem Käseküchlein konnte man tatsächlich nicht vorwerfen, dass er das nicht ernst nahm. Mit dem Gutaussehen und so. Dem Orangen-Curd gleich dreimal nicht. Im Gegenteil. Ich musste während des gesamten Shootings aufpassen, dass das Glas nicht irgendwann leer war. Rein zufällig ging immer etwas daneben und ich war permanent am Finger abschlecken. Der Herzensmensch hat nicht lange gefackelt. Er ist direkt mit dem Löffel immer wieder ins Set gesprungen. Der Schlingel.
Soweit also alles gut. In meinem Kopf hatte ich mir das Set für die Fotos herrlich ausgemalt. So eine Mischung aus grauem Februarflair gepaart mit den frischen Tönen der Zitrusfrüchte, die uns den Rest des Winters aushalten lassen, auf der anderen Seite aber schon die Sehnsucht nach dem Frühling und den ersten warmen Tagen in unse hervorrufen. Meine Vorstellung war absolut klar. Glasklar. Als auch noch die Lichtverhältnisse am Tag des Shootings auf meiner Seite waren, war ich maximal motiviert. Baute das Set auf. Baute es um. Baute es nochmal um. Und nochmal. Wurde leicht panisch. Wurde panisch. Wurde heftig panisch. Und wütend. Baute nochmal um. Das wollte alles einfach nicht so werden, wie ich mir das in meinem Kopf vorstellte.
Zuletzt machte ich dann doch ein paar Fotos. Hatte aber während ich sie machte schon damit abgeschlossen. Die kommen nicht auf den Blog. Dachte ich. Pech gehabt. Ich zog sie trotzdem auf den Rechner. Da lagen sie dann ein paar Tage. Immer wieder schaute ich sie mir an und war einfach nicht zufrieden. Nach dem xten Mal kam er plötzlich. Dieser Moment. Ich tat es einfach. Ich vergab mir selbst. Ich akzeptierte es. Ich empfand die Fotos als gut genug. Was gleichzeitig bedeutete, dass ich mich als gut genug empfand. Was willst du, Hannah? Sind doch nur Fotos. Denkt ihr jetzt vielleicht. Ja, es sind nur Fotos.
Es ging aber die ganze Zeit nicht um die Fotos. Natürlich nicht. Es ging um meinen ewigen Perfektionismus. Um fehlende Akzeptanz. Um mangelnde Selbstliebe. Um das Gefühl, nicht gut genug zu sein. Um die Stimme in meinem Kopf. Die zwar viel leiser geworden ist, aber immer noch da hockt und an mir rumnörgelt. Um ewige Dialoge und Monologe. Mit dieser Stimme. Mit meinem Innern. Und doch schaffe ich es mittlerweile, dieser Stimme, die ich mir im Übrigen als altes, knorziges Weiblein mit quietschend-rauher Stimme vorstelle, den Mund zu verbieten. In dem ich weiß, dass ich gut genug bin. Dass das was ich tue, gut genug ist. Dass es oft sogar viel mehr als das ist.
Es aber auch gerade so ausreichen könnte. Und immer noch gut wäre. Und so vergebe ich mir. Immer, wenn dieses alte Weiblein mir blöd kommt. Life is short. Love yourself. Hängt an unserem Kühlschrank. Gilt nur für mich. Der Herzensmensch, mein großes Vorbild an der Stelle, macht sich solche Gedanken nicht. Aber er weiß, dass ich mir die mache. Deshalb darf die Karte hängen bleiben. So. Genug Mindfuck für heute! Zurück zum Wesentlichen. Und deshalb schenke ich euch ein wunderbar leckeres Rezept für cremige Käseküchlein, die ganz obendrein noch nicht mal die Ungesündesten sind.
Mit feiner Orangennote und nussigem Mandelboden. Herrlich. Das war aber noch nicht alles. Getoppt wird das Ganze mit dem leckersten, flaumig-samtigsten Orangen-Honig-Curd ever. Ich schwör. Von dem Curd am besten die doppelte Menge machen. Er hält sich gut 1 Woche oder noch länger im Kühlschrank und schmeckt wunderbar auf frische Brötchen oder in Quark eingerührt und mit ein paar Hanfsamen getoppt.
Habt es fein. Und seid lieb zu euch.
Eure Hannah
Für sechs kleine Küchlein (Dessertringe à 8 cm Durchmesser, alternativ 12 Muffinförmchen)
Für den Boden
8 Medjooldatteln (optional: halb Datteln, halb getrocknete Aprikosen)
75 g Mandeln
Für die Käsekuchencreme
60 g Mehl (ich: Vollkorn-Reismehl)
1 EL Speisestärke
½ TL Backpulver
3 Eier
½ Vanilleschote
125 g Kokosöl (oder zimmerwarme, weiche Butter)
500 g Quark
100 ml Ahornsirup
Abrieb und Saft einer halben (Blut-)Orange
Für den Orangen-Honig-Curd (ein großes Marmeladenglas)
250 ml frisch gepresster Orangensaft (ich: Halb-Blutorangen)
½ TL gemahlener Ingwer (optional)
70 g weiche Butter
50 ml flüssiger Honig
2 Eier
2 Eigelb
1 Prise Salz
Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
Die Mandeln auf einem Backblech verteilen und im vorgeheizten Boden ca. 10 Minuten rösten. Etwas abkühlen lassen. Die Datteln entsteinen und zusammen mit den Mandeln in einem Standmixer mixen, bis eine klebrige Masse entsteht. Diese auf die Dessertringe aufteilen und gut festdrücken.
Die Backofentemperatur auf 170 Grad herunterdrehen. Ein Backblech mit Backpapier auslegen und die Dessertringe daraufsetzen.
Für die Käsekuchencreme das Kokosöl in einem kleinen Topf zum Schmelzen bringen und etwas abkühlen lassen. Das Mehl mit der Stärke und dem Backpulver in einer Schüssel vermengen. Die Eier trennen. Die Eigelbe zusammen mit dem ausgekratzten Mark der Vanilleschote, Saft und Abrieb der Orange, Ahornsirup und Kokosöl in einer Schüssel verquirlen. Die Mehlmischung unterziehen. Den Quark cremig rühren und ebenfalls zügig unterziehen. Die Eiweiße mit einer Prise Salz zu Eischnee schlagen und unter die Creme haben.
Die Masse auf die Dessertringe aufteilen und im vorgeheizten Boden ca. 40 Minuten backen. Die Küchlein dürfen in der Mitte noch etwas feucht sein. Den Ofen ausschalten, einen Kochlöffel in die Backofentür stecken, so dass sie einen Spalt breit geöffnet ist und die Küchlein weitere 25 Minuten im Ofen stehen lassen. Danach herausnehmen, vollständig abkühlen lassen und für mindestens 4 Stunden in den Kühlschrank stellen.
In der Zwischenzeit den Curd vorbereiten. Dafür den Orangensaft mit dem Ingwer in einem kleinen Topf zum Köcheln bringen und solange einkochen bis noch ca. 150 ml übrig sind. Abkühlen lassen.
Die Butter in einer hitzebeständigen Schüssel cremig rühren. Den Honig dazugeben und ordentlich aufschlagen. Die Eigelbe und das Salz hinzufügen und gut einrühren. Dann die Eier einzeln unterrühren. Den Orangensaft durch ein Sieb auf zweimal hinzufügen und jeweils gut einarbeiten. Einen kleinen Topf zu einem Drittel mit Wasser füllen und zum Kochen bringen. Etwas herunterdrehen, so dass das Wasser noch leicht simmert. Die Schüssel mit der Curdmasse auf den Topf stellen und die Masse unter ständigem Rühren langsam erhitzen. Solange weiterrühren, bis die Masse eindickt. Das dauert ca. 15-20 Minuten (durchhalten, es lohnt sich). Wenn die Masse so eingedickt ist, dass nicht unmittelbar von einem Löffel tropft, in ein ausgespültes Glas füllen und abkühlen lassen.
Zum Servieren die Käseküchlein auf Teller setzen und die Oberfläche großzügig mit Orangen-Curd bestreichen.