Stopp! Bevor irgendjemand gerade den Rezepttitel liest und direkt auf dem Absatz kehrt machen möchte, den bitte ich zu bleiben. Es lohnt sich. Versprochen. Mir ist durchaus bewusst, dass die Steckrübe nicht unbedingt das erste Treppchen bei einem Herbst-/Winter-Gemüseschaulaufen gewinnt. Aber sie ist eben auch nicht die, die nicht mehr verdient hat, als der Gewinnerin das Krönchen aufzusetzen. Im Übrigen glaube ich, die Gewinner bei diesem Schaulaufen sind auf jeden Fall die Grünkohls und Wirsings der Gemüsewelt. Sie sind schon wahre Schönheiten. Was meint ihr?
Ich habe den Herzensmensch natürlich direkt befragt, wer seiner Meinung nach die Herbst-/Winter-Laufstege erobert. Prompt kam von ihm: Kürbis. Ich meinte dann, er hat die Frage nicht verstanden. Also hat er nochmal nachgedacht. Grünkohl, meinte er dann. Bei mir war es Wirsing. Wir haben uns auf Beides geeinigt. Seitdem betont er dennoch bei jedem Kürbis, was für ein schönes Gemüse das doch ist. Ganz klar ein Zeichen von Mitleid. Mitleid hab ich für den Kürbis nicht. 1. ist er ja schon schön. Zwar nicht übertrieben attraktiv. Aber schön. Und 2. gehört er zweifelsohne zu den Lieblingsgemüsen der Deutschen. Das ist doch auch etwas.
Mitleid habe ich tatsächlich aber mit meiner lieben Freundin Steckrübe. Die hat manchmal schon ein tristes Dasein, wie sie da so in ihrer Kiste beim Gemüsehändler unseres Vertrauens liegt. Was für eine Schmach, immer gegen ihre Kumpels rundherum zu verlieren. Da wandern Petersilienwurzeln und Kohlköpfe noch und nöcher in die Körbchen. Und Kürbisse, eh klar. Aber die Steckrüben, die werden ignoriert. Und zwar so richtig. Nicht von uns. Ich korrigiere: nicht von mir. Der Herzensmensch rümpft auch erstmal die Nase, wenn ich am Schluss unseres Einkaufs noch sage: „Und dann bitte noch eine Steckrübe. Ja, eine große, bitte!“ Ich sehe die Rüben schon fast aus der Kiste hüpfen. Vor Freude, dass sie mit ins Körbchen dürfen. Vom Herzensmenschen kommt jedes Mal dieselbe Frage: „Und was machen wir jetzt mit der Steckrübe?“ Ach, mir fällt schon was ein. Ist immer meine Antwort.
Und das tut es auch. Und schmecken tut es ihm jedes Mal. Aber so richtig. Eigentlich liebt er die Steckrübe wirklich. Was mich jeden Herbst und Winter dazu motiviert, neue Rezepte auszuprobieren. Gewonnen hat bisher mal wieder mein Küchengott Yotam Ottolenghi. Ich brauch das eigentlich gar nicht mehr explizit zu erwähnen. Er gewinnt ja sowieso immer. In einem seiner vegetarischen Bücher habe ich vor ein paar Jahren ein Rezept für mit Steckrüben gefüllte Paprika aus dem Ofen entdeckt. Mit Ziegenkäse überbacken. Alter Schwede! Reinverliebt haben wir uns. Aber auf direktem Weg. Seitdem ist ein absoluter Steckrübenklassiker in unserer Küche. Falls ihr das Buch besitzen solltet, bitte, bitte probiert das Rezept unbedingt aus.
Vielleicht stelle ich es euch auch mal hier vor. Erstmal versuche ich aber, die Steckrübe auf diesem easypeasy Weg in eure Herzen zu schießen. Mit diesen ofenfrischen, superleckeren Wedges. Dass sie zudem äußerst gesund und kalorienarm sind, ist eine angenehme Nebenwirkung. Die Steckrübe hat nämlich tatsächlich einiges zu bieten, was Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe angeht. Zudem ist sie ein beachtlicher Eisenlieferant. Das in ihr enthaltene Eisen ist auch nicht an Oxalsäure gebunden und kann vom Körper deshalb sehr gut alleine aufgenommen werden. Ihr wisst, was ich meine?! Übrig gebliebene Wedges schmecken auch wunderbar in einem Salat aus Belugalinsen und im Ofen gerösteten (Winter-)Gemüsen, Ziegenkäse und viel Petersilie. Es würde mich sehr glücklich machen, wenn ihr meiner Freundin, der Steckrübe, eine Chance gebt. Sie hat es verdient.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für zwei gute Esser
1 große Steckrübe
1 TL Ahornsirup
3 EL Olivenöl
Salz
Für den Dip
200 g griechischer Joghurt
50 g Fetakäse
1 kl. Handvoll Walnusskerne
1 EL glatte Petersilie
½ Zitrone
Salz
Pfeffer
Den Backofen auf 200 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
Die Steckrübe schälen und in ca. 1 cm dicke Spalten schneiden. In einer Schüssel mit Ahornsirup und Olivenöl vermischen und etwas salzen. Auf einem mit Backpapier ausgelegten Backblech verteilen und ca. 25 Minuten rösten. Zwischendrin wenden.
Für den Joghurt die Walnüsse fein hacken. Den Feta mit einer Gabel zerdrücken. Die Petersilie waschen, trockenschütteln und fein hacken. Alle Zutaten vermischen. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken.
3 Kommentare
Eigentlich….war die Entscheidung schon für ein Steckrüben Curry gefallen, dann habe ich Dein Rezept entdeckt, perfekt, denn Feta ist auch noch da, das gibt es morgen bei uns. Danke für diese Idee.
Das freut mich, liebe Petra!
Lasst es euch schmecken 🙂