Ich würde mich nicht unbedingt als DEN typischen Frankreich-Fan bezeichnen. So muss ich nicht jedes Jahr dreimal nach Frankreich in den Urlaub fahren und ich kann auch nicht gut französisch sprechen. Leider. Schulfranzösisch eben. Vielmehr geht da nicht. Obwohl ich in den Semesterferien oft für ein paar Wochen in Südfrankreich gearbeitet habe. Allerdings für und bei einer deutschen Familie. Bekannte meines Papas. Tolle Menschen. Ich habe auf meinem Trip durch Australien nach der Schulzeit ab und an bei ihnen in Melbourne gewohnt.
Sie haben dort als Expats ein paar Jahre gelebt und gearbeitet. Die „Frau“ hat eine Bilderbuchkarriere hingelegt. Und wollte plötzlich aussteigen. Das hat sie getan und sie haben die Zelte dort abgebrochen. Ihre Karriere auch. Und sind nach Südfrankreich gezogen. Dort hat sie sich selbstständig gemacht. Mit einem ganz tollen Konzept. Wir haben den Kontakt gehalten und ich bin während des Studiums regelmäßig dorthin geflogen. Hab sie bei ihrer Arbeit unterstützt und auf die Kids aufgepasst, wenn sie auf Reisen war. Der „Mann“ hat unter der Woche in Deutschland gearbeitet. Und Karriere gemacht. Ziemlich verrücktes Modell.
Aber ich fand es toll und aufregend und habe viel von ihr gelernt. Wie ich immer abschweife… Aber ihr sollt die ganze Geschichte kennen. Sonst fragt sich jeder: Häh, Frankreich? Häh, deutsche Familie? War sie ein Aupair? Ich dachte, sie hätte BWL studiert? Zumindest würden in meinem Kopf solche Fragen herumschwirren. Um auf meine Französischkenntnisse zurückzukommen, die leider auch während der Zeit in Frankreich nicht wirklich verbessern konnte. Jedes Mal, wenn das Telefon geklingelt hat und ich alleine oder nur mit den Kids im Haus war, hab ich innere Kämpfe ausgefochten, ob ich nun rangehen und stottern – oder im schlimmsten Fall stumm sein soll oder ob ich mich tot stelle. Ich würde sagen, ich habe das 50:50 umgesetzt.
Und doch würde ich – trotz mangelnden Französischkenntnissen – sagen, ich habe ein Faible für Frankreich. Ein großes sogar. Für die Kultur. Die Menschen. Die Art, das Leben zu genießen. Zu Essen. Zu Trinken. Ich mag das sehr. Ich liebe französische Filme und Bücher. Ich liebe französischen Käse. Wein und Baguette. Als wir diesen Sommer wieder in Südfrankreich im Urlaub waren, dachte ich einmal mehr, dass ich auch Französinnen toll finde. Sie wirken auch in Jeans und T-Shirt irgendwie elegant. Selbst rauchend und Kaffee trinkend verlieren sie dieses gewissen Etwas nicht. Darüber hinaus gibt es keine Frau, die es nicht beherrscht, viele Menschen rund um ihren Tisch zu versammeln und kurzerhand ein einfaches, aber köstliches Menü zu zaubern. Und dabei völlig gelassen und … nun ja, elegant zu bleiben.
Gemeinsam am Tisch sitzen. Gemeinsam essen, trinken, lachen und reden. Dafür leben sie. Die Franzosen. Vermutlich ist es das, was mich am Meisten zu ihnen hinzieht. Weil ich genau dafür brenne. Menschen an einen Tisch bringen. Verbindungen schaffen durch gemeinsame Stunden, gutes Essen und eine lockere Atmosphäre. Wertvolle Zeit und wertvolles Miteinandern. Neben dem ganzen „Savoir vivre“, das die Franzosen ziemlich gut drauf haben, gibt es aber noch etwas, das maßgeblich zu meinem Frankreich-Faible beiträgt.
Die französische Patisserie. Hell, yes! Tartes, Macarons, Petits Fours. Schönste Kunstwerke aus Früchten, Nüssen, Butter und Zucker. Egal wo ich an dem Schaufenster einer französischen Konditorei vorbeilaufe, ich muss mindestens stehenbleiben. Und stauen. Oft zieht es mich dann doch rein. Und nicht mit leeren Händen wieder hinaus. Das ist Sünde, die glücklich macht. Und weil wir das ja nicht jeden Tag machen, gibt es heute ein Rezept – inspiriert von unserem Frankreichurlaub im Juli – das euch in den absoluten Patisserie-Himmel katapultiert.
Vielleicht auch in den Butter-Zuckerhimmel. Wobei ich die Zuckermenge ziemlich reduziert habe. Und das dabei auch noch kinderleicht ist. Also das Rezept. Der einzige Nachteil ist, dass die Tarte nicht lange überlebt. Und man den Drang hat, sie direkt wieder zu backen. Diszipliniert müsst ihr dann aber selbst sein. Damit will ich nichts zu tun haben.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für eine 24cm Tarteform (am besten mit Hebeboden)
Für den Pâte sablèe (süßer Mürbteig)
150 g Mehl (ich: Dinkel 630)
100 g kalte Butter
½ TL Salz
50 g Zucker (ich: 40 g Rohrohrzucker)
Für die Mandelcreme
100 g sehr weiche, zimmerwarme Butter
100 g Zucker
100 g Mandelmehl oder blanchierte, gemahlene Mandeln
2 Eier
Für die pochierten Birnen
2-3 Birnen (ich: Sorte Williams Christ)
150 g Rohrohrzucker
1 Vanilleschote
1 TL Quittengelee &1 EL Mandellikör (optional)
Zunächst den Pâte Sablée herstellen. Dafür das Mehl in eine Schüssel oder auf ein Arbeitsbrett geben. Etwas anhäufen und eine Mulde formen. Die kalte Butter in Würfel in die Mulde geben. Mit den Händen in das Mehl einarbeiten, bis kleine Brösel entstehen. Diese wieder anhäufen und eine Mulde formen. Den Zucker und das Salz hineingeben. Rasch in die das Mehl-Butter-Gemisch einarbeiten, dabei möglichst wenig kneten. Den Teig zu einer Kugel formen und in Frischhaltefolie gewickelt mindestens 2 Stunden in den Kühlschrank legen.
Derweil die Birnen pochieren. Dafür 500 ml Wasser zusammen mit dem Zucker und der längs halbierten Vanilleschote zum Kochen bringen. Die ganzen Birnen schälen und mitsamt Stiel in den Topf legen. Ca. 15 Minuten köcheln lassen. Die Birnen herausnehmen und zum Abkühlen beiseitelegen.
Für die Mandelcreme die weiche Butter in eine Schüssel geben. Mit einem Teigschaber cremig verarbeiten. Die Mandeln und den Zucker dazugeben und mit dem Teigschaber in die Butter einarbeiten. Dann die Eier dazugeben und mit dem Schneebesen gut verrühren, so dass eine cremige Masse entsteht.
Den Ofen auf 175 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Eine Tarteform gut buttern. Den Teig aus dem Kühlschrank holen und auf einer bemehlten Arbeitsfläche auf die Größe der Tarteform auswellen. In die Form legen und einen Rand hochziehen. Alternativ kann der Teig auch mit den Händen in die Form gedrückt werden. Die Form samt Teig für 15 Minuten in den Kühlschrank stellen.
In der Zwischenzeit von einer Birne den Stielansatz großzügig abschneiden, dieser wird in die Mitte der Tarte gesetzt. Die Birnen achteln und das Kerngehäuse entfernen.
Die Tarteform aus dem Kühlschrank holen, die Mandelcreme gleichmäßig auf dem Teig verteilen und die Birnenspalten darauf arrangieren. Das Stück mit dem Stil in die Mitte setzen. Die Tarte ca. 40-45 Minuten goldbraun backen. Optional das Quittengelee mit dem Mandellikör verrühren und die noch heiße Tarte damit bepinseln. Die Tarte auskühlen lassen und mit Puderzucker bestäuben.
6 Kommentare
Ahoi Hannah, bitte zwei Fragen. Sie schreiben zu der Birnenbearbeitung: „… Dafür 500 ml zusammen mit dem Zucker …“ – Wir vermuten, Sie meinen 500 ml Wasser, oder? – Ferner ist uns aufgefallen, dass Sie zu der Mandelcrème kein weiteres Bindemittel wie etwas Stärke oder Mehl angeben, wird dadurch die Chose nicht zu flüssig? – Danke sehr und freundliche Grüße aus Rostock
Lieber Herbert,
genau, es muss 500ml Wasser heißen – ich passe das gleich an.
Die Creme wird tatsächlich nicht zu flüssig, sondern nur die Butter und die Mandeln
sehr schön sämig und cremig. Die Eier binden das Ganze beim Backen.
Einfach ausprobieren, die Tarte schmeckt himmlisch 🙂
Gutes Gelingen und viele Grüße
Hannah
Bin schon gespannt wie gut due Tarte schmeckt, sue ist gerade im Ofen!
Ich hoffe sehr, dass sie dir geschmeckt hat 🙂
Hallo Hannah,
schön, dass du da bist. Deine Birnentart ist, mit den Worten meiner blasierten Jujutsu-Freundin, „zum Niederknien“. Ich kann gut verstehen, dass dich das Kochen und Backen sehr erfüllt, ich spreche immer gerne von einer „metaphysischen Erfahrung“. Wir modernen Frauen sind ja nicht die altbackenen Hausfrauen von anno dazumal, sondern stehen frei und selbstbestimmt in der Küche – und darauf dürfen wir auch stolz sein!
Solidarische und feministische Grüße
„Zum Niederknien“ – na, das freut mich aber wirklich sehr 🙂