Es gibt Phasen im Leben, die laufen einfach. Ohne großes Zutun. Läuft. Lautet dann oft die Antwort, wenn man gefragt wird, wie es einem geht. Und es ist tatsächlich so. Das Leben ist im Flow. Die Tage kommen und gehen, es geht alles seinen Gang. Emotionale Ausbrüche und Achterbahnfahrten? What are you talking about?! Gibt’s in diesen Phasen nicht. Höchstens bei einem traurigen Film und auch dann wirken die Tränchen eher hervorgepresst. In solchen Phasen beamt einen so schnell nichts um. Als ob man seine eigene Batterieladestation direkt im Körper trägt. Der Akku ist ständig aufgeladen.
Und so cruist man durch die Tage, Wochen, Monate, Jahre. Ging mir lange so. Bis dieser Nerv kam. Und plötzlich gerät der Flow ins Stocken. Läuft. Nicht. Ist dann eher die Antwort. Oder zumindest: läuft holprig. Ich will euch jetzt aber gar nicht viel davon erzählen. Ihr kennt meinen Zwischenrippennerv ja bereits fast so gut wie ich. Es gibt jedoch eine entscheidende Neuigkeit. Der wahre Übeltäter ist die Brustwirbelsäule. Und ganz viele Blockierungen, die da ihr Unwesen treiben. Permanent. Also dauerhaft.
Weshalb ich montags, mittwochs und freitags zum Orthopäden renne. Und er mich deblockiert. „Hallo Frau Arnet, wie geht’s uns heute?“ Fragt er jedes Mal. Und versichert mir, dass es bald bergauf geht. Ich nicke brav, schlucke aufsteigende Tränen herunter, steige tapfer auf die Liege und er lässts krachen. Viermal, fünfmal, zweimal. Immer unterschiedlich. Aber nie ist nichts zu hören, in meiner leider schon immer sehr instabilen Wirbelsäule. Kurzzeitig fühle ich mich wie ein leichtes Vögelchen. Das ist toll. Ein paar Stunden hält es an. Dann schieben die doofen verhärteten Muskeln die Rippengelenke wieder raus. Und der Nerv wird wieder eingequetscht. Und schreit mich an. Sorry, Nerv, ich weiß…
Das schlägt mir gerade ganz schön aufs Gemüt. Und mein Kampfgeist sackt manchmal einfach in sich zusammen. Ich muss die Last auf meinen Schultern reduzieren. Stress meiden. Päckchen abgeben anstatt alles tragen zu wollen. Also sinngemäß. Meint meine Heilpraktikerin. Versuch ich ja. Und trotzdem scheint mein Rückgrad gerade nicht stark sein zu wollen. Das nehme ich jetzt also hin. Und bin trotzdem optimistisch. Meistens zumindest. Und lerne viel aus dieser Situation. Wie wenig ich ihn geschätzt habe, den „Flow“, der mich so lange begleitet hat. Über welche Kleinigkeiten ich mich aufgeregt habe. Wie ungeduldig ich oft war. Mit mir. Mit allem. Mit dem Leben. Wie schnell ich unterwegs war. In jeglicher Hinsicht.
Und jetzt? Gehe ich langsamer. Bin geduldiger. Nehme kleine Glücklichmacher im Alltag um mich herum viel aufmerksamer wahr. Hier ein Auszug von ganz individuellen Glücklichmachern, die zur Aufheiterung der etwas bescheidenen Situation gerade beitragen. Zeit mit dem Herzensmenschen. Morgendliches Vogelgezwitscher. Sonne. Frische Blumen. Der samstägliche Wochenmarkteinkauf. Wenn die Mitarbeiter im Bioladen schon genau wissen, welche Brötchen man möchte. Den großen Kaffee mit viel Milchschaum, den ich mir gerade jeden Montag, Mittwoch und Freitag gönne, während ich von zuhause aus arbeite bis ich zum Orthopäden losziehe.
Guter Kaffee im Allgemeinen. Und Milchschaum im Allgemeinen. Die Sprachnachrichten meiner Mädels. Zeit mit dem Herzensmenschen. Das Glücksgefühl, wenn wieder Dienstag ist und ich zum Meditationskurs gehen darf. Tägliches Meditieren seit ein paar Wochen. Bewusstes Atmen. Der Duft von Kuchen im Ofen. Yin Yoga. Zeit mit dem Herzensmenschen. Badewanne. Gute Grapefruits. Hochzeitsbilder anschauen. Ein gutes Buch. Lange Spaziergänge. Wahrnehmen, wie die Natur erwacht. Kinderlachen. Mit Mama telefonieren. Zeit mit dem Herzensmenschen.
Und noch so vieles mehr, aber ihr müsst schon wieder so viel lesen, deshalb mach ich jetzt einen Punkt. Um noch zu dem letzten Glücklichmacher in Form dieses superschokoladigen, supersaftigen, supereinfachen und absolut selbstheilenden Schokogugl zu kommen. Absoluter Seelentröster sag ich euch. Der Cheesecakeswirl kam spontan hinzu, genauso wie die Himbeeren. Der Gugl schmeckt aber auch ohne superlecker. Probierts aus.
Habt es fein. Und bleibt gesund.
Eure Hannah
Für eine große Guglhupfform
200 g dunkle Schokolade
100 g Butter
140 g Rohrohrzucker
200 g Creme Fraîche
3 Eier
200 g gemahlene Mandeln
100 g Mehl (ich: Dinkel 630)
1 TL Backpulver
3 EL Kakaopulver
1 Prise Salz
Für die Füllung
125 g Frischkäse
50 g Rohrohrzucker
1 TL Vanillezucker
25 g Ei
1 TL Mehl
1 Handvoll Himbeeren (frisch oder gefroren)
Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Eine Guglhupfform fetten und mit etwas Mehl ausstäuben.
Die Schokolade in Stücke brechen und gemeinsam mit der Butter über dem Wasserbad schmelzen. Etwas abkühlen lassen.
Zucker und Eier schaumig mit dem Handrührgerät hell aufschlagen. Die Creme Fraîche und die Schokoladen-Butter-Mischung unterrühren. In einer Schüssel das Mehl mit Mandeln, Kakao, Backpulver und Salz vermischen. Zur Schokoladenmasse geben und gerade so lange unterrühren, bis alles vermischt ist.
Für die Füllung den Frischkäse mit Zucker und Vanillezucker cremig rühren. Das Ei und das Mehl dazugeben und kurz unterrühren.
2/3 der Schokomasse in die Guglhupfform füllen. In der Mitte eine kleine Mulde formen. Darin die Cheesecakefüllung verteilen. Den restlichen Schokoteig darauf verteilen. Die Himbeeren auf den Teig geben und leicht eindrücken.
Im vorgeheizten Ofen ca. 50 Minuten backen. Stäbchenprobe machen. Den Kuchen 10 Minuten in der Form abkühlen lassen, danach stürzen und vollständig auskühlen lassen. Mit Puderzucker bestäuben.
3 Kommentare
Hallo Hannah, ein super lecker Kuchen. Hat auch am 4. Tag nach dem Backen noch prima geschmeckt. Sehr fein die Frischkäseschicht und die Himbeeren im Kuchen. Wird auf jeden Fall wiederholt. Liebe Grüße, Edeltraud
Lieben Dank, Edeltraud, das freut mich sehr!
Viele Grüße
Hannah