Es ist wieder diese typische Zeit. Zwischen den Jahreszeiten. Übergangszeit. Vor allem der Übergang von Winter zu Frühling und von Sommer zu Herbst fällt da ziemlich ins Gewicht. Dann verbringe ich morgens kostbare Minuten vor der Garderobe und stelle mir zu viele Fragen. Reicht der Blazer? Oder doch ne Jacke drüber? Vielleicht auch ein Baumwolljäckchen unter den Blazer über die Bluse? Dann siehst du aber aus wie gestopft, Hannah! Ok, dann nur der Blazer! Oder doch das Kleid mit den langen Ärmeln? Egal, das ziehe ich jetzt an. Immer wieder der nervöse Blick zur Uhr. Dann aber noch: geh ich heute nochmal barfuss in die Schuhe oder ziehe ich Strümpfe an? Oder nehm ich die Schuhe mit und zieh einfach Sneakers an? Zum Kleid? What? Mittlerweile sind dann auch schon wieder fünf Minuten vorbei.
Zum Glück geht es nicht jeden Tag so, aber an 9 von 10 Tagen wahrscheinlich schon. Es ist aber auch wirklich ein schwieriges Thema oder sehe nur ich das so? Auf dem Wochenmarkt verhalten wir uns im Übrigen ähnlich. Nehmen wir nochmal Blaubeeren mit oder doch schon Birnen? Oder beides? Meistens landet dann in diesen Zeiten beides in unserem Körbchen. Das geht dann zwei oder drei Wochen so, bis wieder klare Verhältnisse herrschen. Genauso ist das ja auch mit den Klamotten. In zwei Wochen werde ich mich schätzungsweise morgens nicht mehr fragen, ob ich tatsächlich ohne Jacke aus dem Haus gehen will. Also ist ja eigentlich alles gut.
Und doch… So ganz loslassen möchte ich diesen Sommer noch nicht. Er war so gut zu uns. Als ich letzte Woche das erste Mal gefühlt seit April wieder eine lange Jeans angezogen habe, kam ich mir vor, wie in Zwangskleidung zu stecken. Und abends Strümpfe zu tragen, weil meine Füße kalt sind, macht mich grad auch ziemlich fertig. Nächste Woche soll es in Stuttgart nochmal fast bis 30 Grad geben. Ein letztes Aufbäumen des Spätsommers. Das gibt Hoffnung, dass ich die Strümpfe nochmals für kurze Zeit wegpacken kann.
Und doch bemerkt man überall die kleinen Zeichen, die der September mit sich bringt. Das leiste Flüstern, mit dem er den Herbst ruft. Das Licht wird goldener. Das Rosa der Wolken intensiver. Es riecht nach Pflaumenkuchen und Zimt. Und morgens ist es wieder stockfinster, wenn ich aufstehe. Die Luft ist wieder klarer, das merke ich vor allem, wenn ich morgens joggen gehe. Ich habe zum ersten Mal letzten Sonntag wieder einen heißen Kakao getrunken. Den liebe ich ja, hab aber nur so richtig Lust drauf, wenn es draußen kälter ist oder, so wie letzten Sonntag, der Regen gegen die Scheiben prasselt und man sich einfach nur in eine Decke kuscheln möchte.
Da hat mir der Kakao dann auch ins Ohr geraunzt, dass ich bald wieder ganz oft Kakao trinken werde. Und in die Badewanne liege. Und innerlich habe ich mich ganz leise und heimlich schon darauf gefreut. Dass der Herbst kommt. Mit dem Frühling meine Lieblingsjahreszeit. Und dass ich die kommende warme Woche nochmal ausgiebig genießen möchte, aber doch merke, wie es eigentlich schon gar nicht mehr so richtig passt. Zu den allmählich bunt werdenden Blättern und den vielen Äpfeln, Birnen und Zwetschgen. Und auch mein Frühstück morgens ändert sich wieder. Es muss wieder warm werden. Und schön getreidig. Nix mehr mit Kokos oder kühle Smoothiebowls. Nächstes Jahr wieder.
Getreidig ist er, der heute mitgebrachte Emmer-Getreideporridge. Und so lecker. Und vielseitig abwandelbar. Für jeden Geschmack. Und weil ich ihn so unglaublich gerne leiden mag, bekommt ihr heute das Rezept. Spätsommerlich-herbstlich variiert was die Toppings angeht. Aus dem einfachen Grund, weil ich mich nicht entscheiden konnte. Und ich deshalb jeden Tag eine andere Kombination aus Obst und Nüssen auf das Porridge gebe. Mal mag ich Birne mit Datteln und Mandeln am liebsten, ein anderes Mal gedünstete Zimtäpfel und Blaubeeren. Und während der Feigenzeit gibts die sowieso jeden Tag. Muss ja ausgenutzt werden. Vom Porridge selbst bereite ich sonntags meist eine große Schüssel vor, die reicht dann über die Woche. Ich mische morgens dann nur noch etwas warme Getreidemilch drunter und gebe mein Obst drauf. Damit spare ich mir die Minuten, die ich für das anfangs erwähnte Kleidungsproblem benötige. Und gut durchgezogen, schmeckt er sowieso noch besser. Zwei Fliegen also.
Kennt ihr Emmer? Emmer ist der ältesten und gesündesten Getreidesorten überhaupt und feiert seit einigen Jahren sein großes Comeback. Ich bin ein großer Fan und liebe Emmer in jeglichen erdenklichen Formen. Das Emmerbrot aus unserem Bioladen ist eines meiner Lieblingsbrote. Ich koche aber auch gerne die Emmerkörner und mische sie unter gedünstetes Gemüse oder in Salate. Oder aber ich verwende Emmer in Form der Emmerflocken für mein Frühstück. Der nussige und getreidige Geschmack ist grandios. Emmer enthält einen verhältnismäßig hohen Ballaststoffanteil, genauso wie einen hohen Anteil an Mineralstoffen. In Kombination mit den anderen Zutaten in meinem Porridge handelt es sich dabei um ein absolut gesundes und leckeres Kraftbömbchen. So wie ich das gerne mag.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für eine große Schüssel (oder vier Portionen)
Für das Porridge
4 EL Emmerflocken
2 EL gemahlenen Braunhirse
2 EL gemahlene Erdmandeln
2 EL Weizenkeime
2 EL gemahlene Leinsamen
1 EL Chiasamen
1 EL Hanfsamen
½ TL Zimt
½ TL Piment (optional)
½ l (Getreide-)Milch (ich: Hafermilch)
3 EL Joghurt (ich: Kokosjoghurt)
3 EL Nussmus (optional, ich: Mandelmus)
1 EL Honig (optional)
Für die Toppings
Feigen
Trauben
Äpfel
Blaubeeren
Birnen
Medjooldatteln
Mandeln
Kakaonibs
Für das Porridge alle trockenen Zutaten in einer Schüssel mischen. Die Milch, den Joghurt, das Nussmus und den Honig zugeben und alles gut verrühren. Über Nacht im Kühlschrank ziehen lassen. Am Morgen etwas Milch erwärmen und unter die gewünschte Portion rühren. Bei Bedarf noch Gewürze und Süßungsmittel nach Wahl hinzufügen.
Für das Apfeltopping die Äpfel in einer Pfanne mit etwas Kokosöl und Zimt einige Minuten dünsten. Sie sollten aber noch Biss haben.
Alle anderen Toppings nach Belieben auf dem Porridge anrichten.
Das Porridge hält sich im Kühlschrank mindestens 5 Tage.