Letztes gesehen: die Titelseite eines Magazins der Süddeutschen Zeitung. Der Wortlaut der Headline war ungefähr: Warum schaffen wir es nicht mehr, einfach mal öfters nichts zu tun? Bzw. warum erkennen wir nicht, dass Nichtstun manchmal einfach gut genug ist?
Gute Frage. Nächste Frage. Dachte ich erst. Dann blieb ich mit meinen Gedanken doch daran hängen. Stimmt, dachte ich. Wann hast du das letzte Mal wirklich nichts getan? Also wirklich nichts? Einfach mal vor dich hin gestarrt und den Geräuschen gelauscht, die dich so umgeben. Faul in der Sonne gelegen, eventuell noch ein Buch in der Hand, dass aber letztendlich dann aus der Hand rutscht, weil man ein kleines Schläfchen einlegt.
Keine Sorge, wenn du jetzt grübelst und dein Gehirnschmalz anfängt zu arbeiten um fieberhaft zu überlegen, wann das denn gewesen sein könnte. Das letzte Mal Nichtstun. Keine Sorge, denn vermutlich geht es ganz, ganz arg vielen Mitmenschen so. Auch ich habe mir diese Frage gestellt. Mir, der Königin des Nicht-Nichtstuns. Der Doing-Queen. Der, die nie stillsitzen kann. Immer am Rödeln, Machen und Tun. Sieben Tage die Woche. Muss das denn sein? Bin ich da stolz drauf? Würde ich nicht auch gerne einfach mal vor mich hinstarren? Mich langweilen? Ja doch, irgendwie schon. Sagt mir zumindest mein Bauch seit einer Weile. Einfach mal einen Gang runterschalten. Die eigene Erwartungshaltung in Frage stellen, neu beleuchten und vielleicht eine Stufe runterschrauben. Die ist es nämlich, die mich permanent treibt. Nicht die Erwartungshaltung anderer an mich.
Aber heh, es wäre ja gelacht, wenn man dieses nervige Stimmchen im Hirn nicht einfach mal ruhigstellen könnte. Austricksen meinetwegen. Ehrlich gesagt hab ich genau das letztens gemacht. Ich hatte zwei Wochen Urlaub und dachte, das bietet sich ja perfekt an, um mein Vorhaben des Nichtstuns direkt in die Tat umzusetzen. Und wisst ihr was? Das hab ich auch gemacht. Vielleicht nicht so wie andere das machen würden, aber für meine Verhältnisse war das schon sehr gut. Wirklich gut. So gut, dass es sogar dem Herzensmenschen aufgefallen ist. Er war nahezu verstört wie ich das konnte. Ich war auch kurz verstört. Und fand es dann aber einfach gut.
Wie ich bewusst die Laufschuhe daheim gelassen habe, als wir eine Woche in die Toskana gefahren sind. Weil ich genau wusste, wenn ich sie dabei habe, bin ich wieder die Getriebene. Dann stehe ich im Urlaub morgens um 7 Uhr auf, um Laufen zu gehen. Wo ich doch schon so lange einfach mal wieder mit dem Herzensmenschen aufwachen wollte. Mich nochmal rumdrehen und einkuscheln. So war es und es war unheimlich toll. Und was ist passiert? Rein gar nichts. Ich lebe noch. Zweimal bin ich morgens in den Pool, hab ein paar Bahnen gezogen, danach in der Morgensonne Yoga gemacht und ansonsten den Sporttrieb Sporttrieb sein lassen. Und mir umso mehr jeden Tag ein Eis gegönnt. Als wir wieder zuhause waren, war ich tatsächlich in einem für mich ziemlich langsamen Modus.
Ganz kurz bin ich eskaliert als ein Picknick mit zwei Freundinnen am schönen Bodensee anstand. Hatte vor meinem inneren Auge eine Picknickdecke voller gesunder Leckereien und wollte schon loslegen. Kam dann nochmals kurz zur Besinnung, als mir bewusst wurde, dass wir a) nur drei Mädels und ein 8-monatiges Baby waren und b) die Welt wiedermal nicht untergehen würde, wenn ich nur drei anstatt sieben Sachen vorbereite. Und verhungern würden wir auch nicht. Also hab ich einen Gang zurückgeschalten und mich auf ein paar Kleinigkeiten beschränkt. Und dann einfach nur die Zeit mit den Mädels am See genossen. Ich hatte für meinen Urlaub eigentlich geplant, ganz viele Blogposts vorzubereiten. Am Ende habe ich genau einen geschrieben. Für die Hochzeit wollte ich auch viel mehr planen. Hab ich nicht gemacht.
Stattdessen haben wir jeden Tag spät und ausgiebig gefrühstückt. Oder wir waren frühstücken. Ich habe mal wieder ein neues, ganz tolles Yogastudio ausprobiert. Ich habe gefühlt stundenlang den Tomaten auf unserem Balkon beim Wachsen zugesehen. Habe mich gesonnt. Viel gelesen. Mal wieder einen ausgiebigen Shoppingtag eingelegt. Für meine Verhältnisse war ich richtig faul. Und was ist passiert? Wieder rein gar nichts! Stattdessen war ich nach den zwei Wochen richtig toll erholt und hatte eine Grundentspannung in mir, wie ich sie sehr selten habe. Nun bin ich wieder voll drin, das Rädchen dreht sich wieder schneller und ich bin schon wieder die Doing-Queen. Aber trotzdem nehme ich aus diesem Urlaub viel mit. Mein Vorbild-Urlaub. Der mir gezeigt hat, wie gut es sich anfühlt, mal zur Ruhe zu kommen. Dinge geschehen zu lassen. Was ich mir vornehme: öfters kleine Oasen zu schaffen. Öfters mal nichts tun. Öfters mich morgens nochmal einkuscheln als hektisch in die Laufschuhe zu steigen. Denn es passiert doch rein gar nichts. Es ist doch alles gut. Und passend zum Faulsein gibt’s heute dieses easy Süppchen, das wahrscheinlich 5 Minuten in der Vorbereitung braucht und dann auch noch kalt gegessen wird. Ein Süppchen für Faule, perfekt für heiße Sommertage.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für zwei gute Esser
300 g gefrorene Erbsen
1 kleine Zwiebel
½ l Gemüsebrühe
300 ml Buttermilch
1 kleiner Bund Minze
Salz
Pfeffer
2 EL Naturjoghurt
Einige Minzblättchen zum Garnieren
4 Scheiben gutes Baguette
1 Zweig Rosmarin
Olivenöl
Die Zwiebel schälen und fein hacken. Etwas Olivenöl in einem Topf erhitzen und die Zwiebel darin glasig dünsten. Die Erbsen dazu geben und kurz mitdünsten. Dann die Gemüsebrühe hinzugießen und das Ganze ca. 10 Minuten köcheln lassen. Die Suppe pürieren, mit Salz und Pfeffer abschmecken und erkalten lassen. Die Minze waschen und fein hacken. Sobald die Suppe kalt ist, Buttermilch und Minze hinzufügen und sämig pürieren. Nochmals mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Für die Baguettescheiben etwas Olivenöl in einer Pfanne erhitzen. Die Rosmarinnadeln abzupfen. Baguettescheiben zusammen mit dem Rosmarin in die Pfanne geben und auf beiden Seiten goldbraun rösten.
Die Suppe auf Schüsseln oder Gläser verteilen, mit einem Klecks Joghurt und etwas Minze garnieren und zusammen mit dem Brot servieren.