Im April alle so: 28Grad. Fühlt sich echt schon an wie Sommer. Im Mai alle so: 28 Grad. Der Sommer hat dieses Jahr den Frühling überholt. Im Juni alle so: 28 Grad. Ok, jetzt ist der Sommer da. Sommer, bist du echt schon da? Es gibt aber doch überall noch Spargel und Rhabarber und in Stuttgart ist eben erst der Holunder verblüht. Ich bin völlig verwirrt. Gefühlt leben wir – mit vielleicht einer Woche Unterbrechung – bereits seit Mitte April mehr oder weniger draußen. Unsere Grill-Bilanz für die Monate April und Mai ist rekordverdächtig.
Wir haben Anfang Juni und an fünf von sieben Tomatenpflanzen hängen schon die ersten kleinen oder auch größeren Bobbel. Die Rosen standen Ende Main in voller Blüte. Das muss über Nacht passiert sein, ansonsten habe ich das irgendwie immer genau beobachtet und mich wie ein kleines Kind gefreut, wenn dann langsam alle Blüten offen waren und alles herrlich duftete. Die Erdbeersaison der guten (!) deutschen Erdbeeren hat eben erst begonnen, da ist es einem irgendwie schon nach Himbeeren, süßen Aprikosen und saftigen Pfirsichen. Ich frühstücke kühle Smoothiebowls, weil ich morgens schon eine Abkühlung brauche. Leicht bekleidet trinken wir schon fast obligatorisch unseren kühlen Weißwein bei lauen Abendtemperaturen.
Gefühlt ist irgendwie schon Juli. Hochsommer. Aber ich muss doch noch Erdbeermarmelade kochen. Und noch ein Spargelrisotto machen und Spargelflammkuchen und Pasta mit Spargel. Können wir kurz den Resetknopf drücken, lieber Sommer? Ganz kurz nur innehalten und dem Frühling die Chance geben, sich richtig zu verabschieden? Uns die Chance geben, kurz durch zu schnaufen. Nochmal die Nägel neu lackieren, da wir wohl erstmal keine geschlossenen Schuhe mehr anziehen müssen. Nochmal ganz schnell Rhabarberkompott machen und direkt aus der Schüssel löffeln um dann ganz leise „bis nächstes Jahr“ zu sagen. Nochmal ein Tag „Spargel satt“ einlegen um dann auch „bis nächstes Jahr“ zu sagen. Sich nochmal daran erfreuen, wie die Rosen nach und nach ihre Knospen öffnen. Nochmal genügend Zeit haben, zu überlegen, wo man nun die besten Holunderblüten ernten kann. Einfach nochmal den Frühling in abgespeckter Kurzfassung erleben.
Für dieses Jahr bleibt das wohl ein Wunschtraum. Also nehmen wir die Natur wie immer, so wie ist sich uns präsentiert und freuen uns an ihr. An ihr und an dem, was sie uns Tolles abgibt. Zum Beispiel Erdbeeren. Endlich schmecken die Früchtchen auch richtig nach was. Also gibt es Erdbeeren. Zum Frühstück, zwischendurch oder als abendlicher Obstsnack. In der Smoothiebowl, auf dem Ziegenkäsebrot, im Salat. Im Kuchen, im Prosecco oder pur. Oder eben in diesem wunderbaren Vanille-Chiapudding. Herrlich vanillig, zuckerfrei, gesund, vollwertköstlich. Geht bei uns als leichtes, sommerliches Dessert durch. Reste verputze ich aber außerordentlich gerne zum Frühstück. Mit Erdbeeren ist der Pudding ein Traum, aber auch andere Beeren oder Pfirsiche, Aprikosen und Nektarinen schmecken bestimmt köstlich dazu.
Man benötigt einige Stunden Vorbereitungszeit, da die Cashewnüsse einweichen müssen und das Ganze dann noch im Kühlschrank gut durchkühlen muss. Aber glaubt mir, es lohnt sich und schon wieder darf man überrascht sein, wie gut ein Dessert aus natürlichen und gesunden Zutaten sein kann. Das Rezept stammt im Übrigen aus meiner Bibel für eine gesunde Vollwertküche: „Celebrating whole food“ heißt das tolle Kochbuch von Amy Chaplin, New Yorks berühmtester Vollwertköchin. Wer sich mehr mit dem Thema Vollwertküche beschäftigen möchte, ist mit diesem Buch sehr gut bedient. Neugierig? Dann kommt hier nun das Rezept.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für vier Portionen (ich habe die im Buch angegebene Menge halbiert)
40 g Chiasamen
½ Vanilleschote (ich: eine ganze Schote)
75 g Cashewkerne
480 ml gefiltertes Wasser (ich: ungefiltert)
4 Medjooldatteln
1 Prise Meersalz
1 Messerspitze Zimt
1 EL Kokosmus oder natives Kokosöl
2 TL Vanilleexrakt (ich: weggelassen, dafür mehr Vanille)
8-10 Erdbeeren
Die Cashewkerne müssen zunächst 6-8 Stunden in 240 ml Wasser eingeweicht werden.
Nach der Einweichzeit die Chiasamen in eine mittelgroße Schüssel geben. Die Vanilleschote auskratzen, das Mark in einen Standmixer geben und die leere Schote zu den Chiasamen geben. Die Cashewkerne abspülen, zusammen mit Datteln, Zimt, Vanilleextrakt, Kokosmus- oder Öl, Salz und 360 ml Wasser in den Standmixer geben. Alles ca. 1-2 Minuten seidig glatt rühren. Die Mischung zusammen mit den restlichen 120 ml Wasser zu den Chiasamen geben und gut verquirlen. Das Ganze ca. 10 Minuten stehen lassen, dabei ab und zu umrühren, damit sich keine Klümpchen bilden. Danach den Pudding für 1-2 Stunden in den Kühlschrank stellen, bis er gut durchgekühlt ist.
Zum Servieren die Vanilleschote aus dem Pudding entfernen, diesen auf Schälchen verteilen und mit den Erdbeeren servieren.
Puddingreste halten sich fest verschlossen bis zu 5 Tagen im Kühlschrank.