Als Kind bzw. eigentlich bis in die Jugend hinein habe ich Italien als meine zweite Heimat betrachtet. Besser gesagt die Toskana. Lustig, wie man so etwas als Kind empfindet. Dabei sind wir lediglich jedes Jahr dorthin in den Urlaub gefahren. Aber ich weiß noch genau, es hat sich jedes Mal wie „heimkommen“ für mich angefühlt und wenn wir wieder nach Deutschland zurück sind, wurde mir immer das Kinderherz schwer. Ich liebte das Meer und den Strand, an den wir meines Erachtens viel zu selten gefahren sind. Ich liebte die Glühwürmchen, die abends um uns herumgeschwirrt sind. In meinem letzten Urlaub mit meinen Eltern in der Toskana hatte ich meine damalige beste Freundin dabei. Wir haben abends immer heimlich geraucht und dachten, es bekommt niemand mit. Mein Papa hat dann irgendwann den Satz fallen lassen, dass bei uns ja die „Glühwürmchen“ privat vor der Nase herumschwirren würden. Ich bin mir jetzt nicht mehr sicher, ob ich damals schon reflektiert habe, dass er quasi über unsere Übertaten Bescheid wusste. Ich glaube nicht. Mit 15 fühlt man sich doch sowieso irgendwie wie Superwoman und denkt, man könne den Eltern die Welt erklären. Soviel zu den Glühwürmchen.
Was ich auch so sehr liebte, waren die frischgebackenen Brötchen von Christian, dem Besitzer unserer Ferienwohnung. Die hat er jeden Morgen ganz früh gebacken und sie haben so wunderbar geschmeckt. Ich liebte die Olivenbäume und den Duft der Pinienwälder. Ich liebte den Geschmack von den leckersten und reifsten Tomaten und den Geruch einer frischen Foccachia. Ich liebte die hügelige Landschaft der Toskana und das Licht, wenn die Sonne am Untergehen war. Ich liebte Franca, die Köchin, mit ihrer karierten Schürze und weißen Küchenhaube, die die weltbesten Gnocchi gemacht hat und zu der ich jedes Jahr ganz stolz den erlernten Satz „il mangiare era excellente“ gesagt habe. Ich liebte die Geckos an der Wand. Ich liebte, wie mein Bruder und ich damals schon „Koch“ gespielt haben. Ich liebte Italiens bestes Schokoladeneis in San Gimignano. Und sowieso jedes andere Eis und vor allem die Eisportionen. Ich liebte die Lebensweise der Italiener, das Geknatter der Mofas und das Gehupe der emotionalen Autofahrer in Gassen, die so eng waren, das wir uns nie getraut hätten, durchzufahren.
Ich liebte das salzige Gefühl auf der Haut, wenn wir vom Strand zurückgefahren sind. Ich liebte die Einkäufe in den italienischen Supermärkten und Metzgereien, das war immer so viel aufregender als zuhause, weil es so viele unbekannte Sachen gab. Ich könnte seitenlang so weiterschreiben und merke gerade, dass ich alles in Vergangenheitsform geschrieben habe. Ich würde nun aber mal behaupten, dass so gut wie alles noch auf die Gegenwart zutrifft. Ob ich tatsächlich die Geckos noch so interessant finde, sei mal dahingestellt. Die Metzgereien würden mich heute, da ich nur noch selten Fleisch esse, wahrscheinlich auch nicht mehr in ihren Bann reißen. Aber alles andere schon. Und ich merke, ich war viel zu lange nicht in der Toskana. In Italien war ich schon öfters, aber dann in Ligurien oder auch mal mit 18 campen an der Adria (ÜBEL!). Aber eben nicht in meiner geliebten Toskana.
Die gute Nachricht: dieses Jahr isses wieder soweit! Ich werde ganz hibbelig bei dem Gedanken daran. Ende Mai fahren wir hin und meine Sehnsucht wächst von Tag zu Tag. Da es bis Mai noch ein paar Tage sind, gibt’s in der Zwischenzeit die eine oder andere kulinarische Einstimmung. Nicht unbedingt toskanisch, aber auf jeden Fall italienisch. Beispielsweise in Form von unglaublich leckeren Malfatti. Gehen auch als Spinat-Ricotta-Nocken durch. Sie kommen ursprünglich aus der Umgebung um Mailand, der sogenannten Po-Ebene, und Malfatti bedeutet so viel wie „misslungen, missraten“. Das ist wohl auf ihr Aussehen bezogen, wobei ich an der Stelle ganz klar sagen muss, Geschmack kommt vor Aussehen. Und außerdem sind sie doch ziemlich hübsch anzuschauen mit ihrer grün-weißen Musterung. Am liebsten esse ich sie mit Salbeibutter und Parmesan. Dazu ein paar gebratene Pilze oder ein kleiner Salat, mehr braucht es gar nicht. Dass ich eine leichte Schwäche für in Butter gebratenen Salbei habe, kann ich nach dem zweiten Rezept in Folge wohl auch nicht mehr leugnen. Wenn ihr diese nicht teilen könnt, einfach den Salbei weglassen und mit purer gebräunter Butter und viel Parmesan genießen.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für zwei gute Esser
300 g frischer Blattspinat
Kleine Zwiebel
150 g Ricotta
1 Ei
1 kl. Eigelb (oder ½ normalgroßes Eigelb)
100 g Mehl
50 g Parmesan
Butter (ich: Olivenöl)
Muskatnuss
Salz
Pfeffer
30 g Butter
Salbeiblätter
1 Handvoll Parmesan
Den Spinat putzen und waschen. Tropfnass in einen Topf geben und bei mittlerer Hitze zusammenfallen lassen. Herausnehmen und etwas abkühlen lassen. De Blätter dann auspressen und fein hacken. Die Zwiebel schälen und grob hacken. In einem Topf etwas Butter oder Olivenöl erhitzen und die Zwiebel darin glasig dünsten. Den gehackten Spinat untermischen, vom Herd nehmen und abkühlen lassen. Den Parmesan fein reiben. Den Ricotta cremig rühren, Spinat und die Hälfte des Parmesans untermischen. Das Ei und das Eigelb unterrühren und mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss gut würzen. Nach und nach das Mehl einarbeiten und zu einem glatten Teig rühren. Diesen nochmals abschmecken. In einem großen Topf Salzwasser zum Kochen bringen. Mit zwei Esslöffel Nocken vom Teig abstechen. Ins kochende Wasser geben, die Temperatur etwas verringern und die Nocken ziehen lassen bis sie an der Oberfläche schwimmen. Mit einer Schaumkelle herausheben, abtropfen lassen und auf einen Teller geben. In einer Pfanne die Butter zerlassen. Die Salbeiblätter grob hacken und in der Butter andünsten. Die Nocken kurz in der Butter schwenken, mit dem restlichen Parmesan bestreuen und heiß servieren.
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