Seit fast drei Wochen befinden wir uns in der Fastenzeit. Ich zumindest. Und der Herzensmensch. Ihr auch? Sieben Wochen ohne. Sieben Wochen Verzicht auf etwas, bei dem einem der Verzicht wirklich schwer fällt. Sieben Wochen etwas bewusster, achtsamer mit sich umgehen. Vielleicht unter der Woche etwas mehr schlafen. Öfter meditieren. Einmal mehr ins Yoga gehen. Das kann jeder auf seine Weise tun. Ich verzichte wie immer auf Kaffee und Industriezucker. Sprich, jeglicher raffinierter weißer Zucker, ebenso wie Rohrohrzucker und brauner Zucker. Erlaubt sind alternative Süßungsmittel, wie bspw. Dattelsüße, Kokosblütenzucker, Honig oder Birkenzucker, aber eben in Maßen. Man könnte sich nun an den Kopf fassen und mich für verrückt erklären. Die Hannah, was muss die denn fasten? Die isst doch eh kaum Zucker. Ja, stimmt. Aber ich hab ja auch meine Ausnahmen und am Wochenende esse auch ich gerne eine Schoki, ein Stück Kuchen und mein inniges Verhältnis zum Dessert und Käsekuchen sollte inzwischen bekannt sein. Sieben Wochen ohne süßen Abschluss nach einem tollen Essen fällt mir wahrlich scher. So und darum geht’s mir. Ich nenn das einfach „am-Wochenende-fasten“.
Vielmehr geht es mir aber auch um den versteckten Zucker, bspw. in Sojasauce, Senf oder Balsamicocreme. Da kann die Lebensmittelindustrie noch ganz schön an sich arbeiten, finde ich. Was für mich aber jedes Jahr die eigentliche Herausforderung ist, ist der Verzicht auf Kaffee. Auch wenn ich meist nur 1 oder 2 Tassen am Tag trinke, die mag ich ganz besonders gerne. Die erste Tasse morgens gegen 10 Uhr im Büro und vielleicht nochmal eine am Nachmittag und am Wochenende beim gemütlichen Frühstück mit dem Herzensmenschen. Das sind meine Lieblinge. Da geht’s nicht nur um den reinen Geschmack oder die Wirkung sondern eher um das ganze Ritualgedöns drum herum. Im Büro habe ich eine kleine Cafétiere, die ich über alles liebe. Und am Wochenende bereite ich unseren Kaffee klassisch italienisch mit unserer Bialetti auf dem Herd zu. Nebenher kochen die Eier, die Milch wird erwärmt und der Tisch schön gedeckt. Ohja, ich bin ein großer Frühstücksfan. Lieber Kaffee, du fehlst mir ganz schön. Auf der anderen Seite bin ich ja auch ein Fan von den kleinen oder größeren Herausforderungen im Leben. Alltag haben wir doch alle zu Genüge.
Life begins out of your comfort zone. So siehts nämlich aus. Also ran an den Zucker oder Kaffee oder Wein oder was auch immer und sieben Wochen links liegen lassen. Ignorieren. Allerdings kennen wir alle auch den lieben Zucker. Wie er da aus der Ecke schreit und versucht, unsere Aufmerksamkeit zu erlangen. Da ist es manchmal ganz schön schwierig, zu widerstehen. Dafür gibt’s dann die sogenannten „Josephstage“. An denen sind Ausnahmen erlaubt. Wobei hier die Betonung klar auf Ausnahmen liegt. Jeden zweiten Tag zum Josephstag zu erklären, würde letztendlich das Ziel dann auch in weite Ferne rücken lassen.
Aber es gibt ja da auch noch die Ausnahmen in Form von „gesunde Nascherei“. Die sind dann da, wenn man ganz dringendes Naschbedürfnis hat, aber das eigentliche Fasten nicht unterbrechen möchte. Zum Glück habe ich letztens diese wunderbaren Orangentrüffel in meinem Kochbuch „Deliciously Ella mit Freunden“ von Ella xx entdeckt. Die werden mich wahrscheinlich nicht nur einmal aus dem tiefen Tal des Verzichts holen. Wer die Kombination von Schokolade und Orange genauso liebt, wird diesen Trüffeln ganz schnell verfallen sein. Alle anderen auch. Der Herzensmensch kann das bezeugen. Er steht nicht so sehr auf die Verbindung von Zitrusfrüchten und Schokolade. Saß dann aber neben mir auf dem Sofa und ließ einen Trüffel nach dem anderen in seinem Mund verschwinden. Dabei hat er irgendwelche unverständlichen Dinge gemurmelt. Ich habe es mal so gedeutet, dass er die kleinen Dinger dann doch nicht so übel fand. Er hätte sie auch alle aufgegessen, wenn ich mir nicht einen Teil sicher versteckt hätte. Hah! Ich hoffe, sie helfen euch auch an manchen schwierigen Tagen über die Fastenzeit hinweg. Und wenn ihr nicht fasten solltet, gibt’s sowieso keinen Grund, sie nicht auszuprobieren.
Habt es fein.
Eure Hannah
Für etwa 16 Trüffel
12 Medjooldatteln (ich: 7 Datteln, 7 getr. Aprikosen)
Saft und Abrieb von einer halben Bio-Orange
3 EL Kakao
1 TL Kokosöl
50 g Pistazien
Die Pistazien im Standmixer fein hacken und in einen tiefen Teller geben. Die Datteln und Aprikosen in Stücke schneiden und zusammen mit der Orangenschale, dem Kokosöl und dem Kakao in den Mixer geben und zu einer feinen Masse mixen. Den Orangensaft dazugeben und nochmals kräftig mixen. Von der Masse mit feuchten Händen kleine bis walnussgroße Kugeln formen und in den Pistazien wälzen. Im Kühlschrank mindestens eine Stunde fest werden lassen. Die Bällchen halten sich im Kühlschrank minimum eine Woche.