Zitronenkuchen mit Holunderblütensirup – Gefühlschaos.

Fast ein Jahr ist es her, da hab ich diesen wunderbaren Milchreiskuchen mit Kirschkompott gebacken. Und dabei ein paar Gedanken aus mir herauspurzeln lassen. Thema: Heimat. Und es ist lustig, denn ein Jahr später sitze ich wieder hier und lasse zu genau dem gleichen Thema Gedanken aus mir herauspurzeln, die ich seit einiger Zeit wieder stark in mir trage und manchmal nicht genau weiß, wohin damit. Im Vergleich zum Blogpost im letzten Jahr haben sich jedoch zwischenzeitlich die Rahmenbedingungen geändert.

Wir wohnen zwar immer noch im geliebten Stuggi, haben jedoch zwei Bauplätze reserviert. Im Schwarzwald. Dort, wo wir aufgewachsen sind. Bzw. 5 km von meinem Elternhaus und 10 km vom Elternhaus des Herzensmenschen – um penibel genau zu sein. Aber was sind das schon für Distanzen? Das ist oft nicht mal meine durchschnittliche Laufstrecke. Und außerdem: Dorf ist Dorf. Könnte man meinen. So einfach ist es aber dann doch nicht.

„Was wollt ihr denn in Lombach?“ Die Frage stellten meine Großeltern mit wirklich ernster Miene (sie wohnen immerhin im gleichen Dorf wie meine Eltern). Direkt im Anschluss fügte aber mein Opa mit etwas milderer Miene hinzu, dass die Bewohner meines Elterndorfes mit den Bewohnern von Lombach immer ein gutes Verhältnis hatten. Ähm, what? Über was reden wir hier eigentlich? Ich sag ja, Dorf ist nicht gleich Dorf. Da wird dann schon genau unterschieden. Ich weiß noch, wie man früher immer über ein paar Dörfer in der Nachbarschaft geredet hat: Da wohnen Katzenfänger. Oder: Da essen sie Hunde: Oder: Dort wohnen nur Nazis. Ein sehr bekannter und beliebter Spruch war auch: Lieber einen Sack voll Ratten als ein Weib aus Glatten (das allerdings auf breitestem schwäbisch). Ohne Worte!

So und nun stehe ich vor der Frage: Will ich das wirklich? Will ich wirklich dorthin zurück? Ich habe ziemlich große Angst. Vor vielen Dingen. Einfältigkeit und Kleingeistigkeit. Die sind ganz vorne mit dabei. Raus aus der Anonymität der Großstadt, hinein ins Landleben, wo jeder alles über jeden weiß. Gefühlt zumindest. Wo Anonymität keinen Platz hat. Weil man dann ausgeschlossen wird. Übertrieben gesagt zumindest. Dann denke ich aber wieder an das wunderbare Grundstück, dass wir – wenn nichts mehr schiefgeht – nun kaufen und bebauen werden. Ein ganz kleines neu erschlossenes Baugebiet. Gerade mal zehn Bauplätze. Zwei davon werden uns gehören.

Lage am Dorfrand. Zu zwei Seiten unbebaut. Nur noch Felder, Wiesen und irgendwann der Wald. Ein Bach, der unten am Grundstück vorbeifließt. Ich kann direkt aus dem Haus übers Feld joggen. Ein großer Garten. Der Herzensmensch, der ziemlich eskalieren wird, was den Anbau von Gemüse angeht. Die Anzahl Tomaten von aktuell sieben Pflanzen auf unserem Balkon wird sich vermutlich verdoppeln. Wenn es reicht. Nachdem ich todesmutig über dem Schwabtunnel balanciert bin, um die Holunderblüten für das Kuchenshooting zu pflücken, gibt es vielleicht dann auch einen Holunderstrauch im Garten. Also alles so, wie wir uns das immer vorgestellt hatten. Ein absoluter Glücksgriff also.

Die beiden Herzen in meiner Brust schlagen grad ziemlich laut. Um die Wette quasi. Und doch schlägt keines höher. Denn auch wenn ich momentan das Leben in Stuttgart mit all seinen Vorzügen noch sehr schätze, weiß ich jetzt schon, dass mir das Leben auf dem Land gut tun wird. Weil es mich ruhiger macht. Ich kenne mich. Ich tue mich ja so schon schwer, innerlich zur Ruhe zu kommen. Da trägt das Gewusel in der Stadt natürlich auch seinen Teil dabei. Ich merke das immer, wenn ich bei meinen Eltern bin. Papas Hühner im Obstgarten zuschaue. Die Uhren ticken da einfach langsamer.

Und noch muss ich mich ja gar nicht verabschieden. Bis es soweit ist, vergehen noch viele, viele Monate. Und die genieße ich in vollen Zügen. Und freu mich nebenher daran, mit dem Herzensmenschen unser Haus zu planen. Unser Herzensprojekt. Der Gute ist schon voll dabei. Da kommt seine perfektionistische Ader ziemlich durch. Was natürlich toll ist. Vermutlich wird er mir aber auch oft damit auf den Wecker gehen. Aber das ist ok. Deshalb hab ich ihn ja auch geheiratet. Worauf ich mich aber auch mit am Meisten freue: aktuell zwei, bald wahrscheinlich drei meiner Herzensdamen leben noch oder wieder im Schwarzwald. Und wir freuen uns jetzt schon auf vereinte Prosecco-Abende und ganz viel Mädelsgequatsche. Und außerdem: wenn wir zusammen sind, ist es sowieso wurscht, ob das in Lombach, in Stuttgart oder an der Nordsee ist.

Jetzt gibt es sowieso erst mal wieder Kuchen. Und zwar mal wieder ein absolut saftiges Rührkuchenträumchen. Mit Joghurt. Und mit Zitrone und Holunderblütensirup. Superfix zusammengerührt. Und wenn ich mich jetzt leise frage, ob ich lieber ein Stück davon auf unserem schönen Balkon in Stuggi oder aber auf unserer potentiellen Gartenterrasse zwischen duftenden Rosen und Holundersträuchern genießen würde, schlägt das eine Herz in meiner Brust ein ganz klein wenig lauter. So oder so, ein Glas Prosecco macht sich zu diesem Kuchen immer gut.

Habt es fein.
Eure Hannah

Für eine Gugelhupfform

200 g weiche Butter
150 g Rohrohrzucker
1 TL Vanillezucker
1 Prise Salz
3 Eier
Saft und Abrieb von einer Biozitrone
250 g griechischer Joghurt
280 g Mehl (ich: halb Dinkel 630, halb Hafermehl)
1 Pck. Backpulver
50 g gemahlene Mandeln
80 ml plus 3-4 EL Holunderblütensirup

Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
Die Zitrone heiß abwaschen. Die Schale fein abreiben, den Saft auspressen. Das Mehl mit dem Backpulver und den Mandeln in einer Schüssel vermischen. Die weiche Butter mit dem Zucker, dem Vanillezucker und dem Salz in der Küchenmaschine schaumig schlagen. Die Eier nach und nach gut unterrühren. Joghurt, Zitronenabrieb und -saft und den Holundersirup dazugeben und unterrühren. Zuletzt das Mehlgemisch dazugeben und kurz verrühren, bis sich alles verbunden hat. Eine Guglhupfform etwas fetten. Den Teig hineinfüllen und im vorgeheizten Backofen ca. 45 Minuten backen. Stäbchenprobe machen. Wenn der Kuchen zu dunkel wird, mit etwas Alufolie bedecken. Den Kuchen aus dem Ofen nehmen und die Unterseite noch in der Form mit etwas Holundersirup bestreichen. Kurz abkühlen lassen dann stürzen und mit dem restlichen Holunderblütensirup bestreichen. Vollständig abkühlen lassen und mit etwas Puderzucker bestäubt servieren.

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2 Kommentare

  1. Interessantes Rezept, wie viele viele andere auf Deinem Blog auch, herzlichen Dank für’s Weitergeben!

    Kannst Du verraten, wo man diese schöne Gugelhupfform bekommen oder bestellen kann?

    Danke und liebe Grüsse, Heike

    1. Liebe Heike,
      vielen Dank für dein Kompliment, das freut mich immer riesig!

      Die Guglhupfform als auch die Form des Schokogugl mit Cheesecakeswirl sind von Nordicware und über das Internet erhältlich.
      Die haben wunderschöne Formen, leider nicht ganz billig. Aber das Preis-Leistungsverhältnis stimmt
      trotzdem.

      Alles Liebe
      Hannah

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