Himbeer-Zitronen-Küchlein – Festgefahren.

In meinem Kopf sieht es oft so aus: Der Sommer zieht sein schönstes Kleid an, verwöhnt uns mit blauem Himmel und lauen Abenden. Man nimmt sich einen Tag frei. Man möchte morgens am liebsten schon seinen Kaffee mit einer Kugel Eis pimpen, mittags dann etwas Melone im Schatten essen, nachmittags an den See fahren. Noch mehr Melone essen. Man kommt nach Hause, hält unterwegs beim französischen Delikatessenladen, kauft etwas Baguette, guten Käse, ein tolles Chutney und einen gekühlten Weißwein. Vielleicht noch ein kleines Dessert. Am Obst- und Gemüsestand gegenüber holt man noch ein paar Trauben oder Beeren oder was man eben gerne zum Käse essen mag.

Zuhause angekommen, packt man schnell eine Decke, Servietten, Becher und ein Jäckchen zum Überziehen ein. Es soll ja lauschig werden. Und dann fährt man mit dem Herzensmenschen (oder mit mehreren Herzensmenschen) an einen idyllischen Ort in der Natur, auf eine Blumenwiese oder an einen See und macht ein tolles Picknick, trinkt den kühlen Weißwein, lauscht dem Gezirpe der Grillen. Wenn es dunkel wird, packt man alles wieder zusammen und fällt zuhause glückselig und zufrieden in den Schlaf. Ganz beseelt von so einem wunderbaren Tag mit wunderbaren Menschen. Das Leben ist schön. Uuund cut.

Wie es an den meisten Tagen unter der Woche wirklich ist: um 05:30 Uhr klingelt mein Wecker, dann gehe ich joggen oder auch nicht, bin um 7 Uhr im Büro, arbeite den ganzen Tag, bin je nach Sportprogramm zwischen 18 und 19:30 Uhr zuhause. Dann wird mit dem Herzensmenschen gekocht und gegessen. Dann ist schon fast halb neun und die Lieblingsserie wird gestartet. Um 22 Uhr liege ich im Bett. Das ist jetzt natürlich ziemlich überspitzt ausgedrückt und natürlich läuft nicht jeder Abend so ab, aber sehr viele schon. Die Alltagsroutine hat einen dann doch so fest im Griff und die Tage und Wochen vergehen so schnell.

Das ist auch ok und ich liebe ebenso die Alltagsabende mit dem Herzensmenschen und sowieso jede Zeit, die wir miteinander verbringen, aber trotzdem muss man einfach ab und an diesen ganzen Kreislauf unterbrechen und einfach… picknicken gehen. Oder sonst mehr machen. Einmal mehr unter der Woche rausgehen. Einmal mehr erst um 23 Uhr ins Bett. What? Ja, Hannah, das verkraftest du schon! Na gut. Ich bin tatsächlich einfach ein ziemlicher Routinenmensch. Das habe ich mittlerweile auch akzeptiert und ich mag ja auch meine ganzen komischen Rituale. Aber ich mag es auch, mich immer wieder zu hinterfragen und meine Lebensweise zu hinterdenken. Und dabei komme ich dann sehr oft auf den Trichter, dass ich mir manche Zustände anders wünsche, mir aber durch meine gewissermaßen Unflexibilität selbst im Weg stehe.

Sobald ich das wieder erkannt habe, arbeite ich an mir und ändere etwas. Das hält zwar meist nur kurz, aber immerhin. Der Weg ist ja das Ziel. Und deshalb werden wir in diesem Sommer noch picknicken. Vielleicht sogar noch öfters. Vielleicht noch dreimal. Oder sagen wir zweimal, dann hängt die Latte nicht so hoch. Das ist nämlich ein weiterer Punkt auf meiner Selbstbearbeitungs-To Do-Liste. Die Erwartungshaltung an mich selbst etwas herunterschrauben. Aber das erzähle ich euch ein anderes Mal. Fürs Erste gibt es nämlich jetzt passend zu unserem Sommerpicknick wunderbar saftige Himbeer-Zitronen-Küchlein. Eigentlich könnten die kleinen Dinger auch als Muffins durchgehen, zumindest werden sie in den entsprechenden Förmchen gebacken.

Wenn man sie jedoch nach dem Backen stürzt, haben sie eine sehr hübsche Form, die man wunderbar mit Beeren dekorieren kann. Ich habe die Variante etwas gesünder gehalten und habe gaaaanz viele gemahlene Mandeln verwendet, dazu Kokosblütenzucker und etwas Vollkornreismehl. Es geht aber natürlich auch stinknormales Mehl und Rohrohzucker. Den würde ich weißem Zucker in jedem Fall vorziehen, da sein leichter Karamellgeschmack gut zu den Mandeln passt. Falls ihr keine Himbeeren zur Hand habt, Brombeeren oder Blaubeeren schmecken genauso köstlich. Picknicktauglich sind sie in jedem Fall. Vielleicht habe ich euch ja jetzt auch motiviert, mal wieder aus alten Routinen auszubrechen. Oder ihr kommt einfach mit uns picknicken. Gehen wir‘s an.

Habt es fein.
Eure Hannah


Für 12 Küchlein

190 g gemahlene Mandeln
45 g Mehl (ich: Reisvollkornmehl)
¼ TL Backpulver
1 Prise Salz
170 g Zucker (ich: Kokosblütenzucker)
190 g weiche Butter
4 große Eier
½ Vanilleschote
1 TL Zitronenabrieb
60 ml Zitronensaft
100 g frische Himbeeren

Für den Guss
20 ml Zitronensaft
160 g Puderzucker (ich: 60 g)

Frische Himbeeren zum Dekorieren

Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Ein Muffinblech gut fetten und die Förmchen mit etwas Mehl ausstäuben.
Die Himbeeren waschen und etwas abtupfen. Die Butter mit dem Zucker, dem Mark der Vanilleschote und dem Zitronenabrieb in der Küchenmaschine oder mit dem Handrührgerät cremig schlagen. Abwechselnd Eier und Mandeln hinzugeben und gut verrühren. Das Mehl mit dem Backpulver und Salz mischen und unter die Mandelmischung rühren. Zuletzt den Zitronensaft kurz einrühren. Den Teig gleichmäßig auf die Muffinförmchen verteilen. Jeweils auf jeden Vertiefung ein paar Himbeeren geben und etwas in den Teig eindrücken. Ca. 30 Minuten backen bis die Küchlein am Rand goldbraun sind. Stäbchenprobe machen. Aus dem Ofen nehmen und 10 Minuten in der Form auskühlen lassen. Danach die Küchlein auf ein Gitter stürzen. Dafür die gesamte Form am besten ein paar Mal auf die Arbeitsplatte klopfen. Vollständig auskühlen lassen. Für den Guss den Puderzucker mit dem Zitronensaft verrühren und auf die Küchlein gießen. Es darf an den Seiten ruhig etwas herunterlaufen. Die Himbeeren auf den Guss setzen.

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