Gebackene Süßkartoffeln mit Feigen und Ziegenkäse – Übergangslösung.

Das wars. Tschüss Sommer. Hallo Herbst. Zugegeben zwei Wochen mehr Sonne wären nicht schlecht gewesen. Wegen Sommerabschlussgefühl und so. Ich mag das Gefühl, wenn man am Schluss keine Lust mehr auf Hitze und Schwitzen hat. Ich hab dann überhaupt nichts dagegen, wenn unsere Wohnung wieder normale Temperaturen annimmt und ich wieder im oberen Stock – direkt unterm Dach – nicht mehr nur einen Bikini zum Yoga machen anziehen muss. Ich mag es auch, wenn die Abende wieder etwas kürzer werden und ich mich nachts fröstelnd auf meine Decke freue und nicht erst nochmal kalt duschen muss um gut schlafen zu können. Wenn die Blätter sich langsam färben und man wieder Lust auf Strickpullover und Boots bekommt. Alles in allem mag ich das sehr. Nur dieses Jahr hat es irgendwie gefehlt. Oder war nicht so ausgeprägt. Weil eben der Sommer ein komischer Sommer war.

Tut mir leid, Sommer, aber ich schimpf dich jetzt etwas. Weil du nämlich viel Regen im Schlepptau hattest. Und weil du Mitte August gemeint hast, 15 Grad reichen den Kindern durchaus um ihre Sommerferien im Freibad zu verbringen. Die sollen sich nicht so anstellen. Und weil du dich dann klammheimlich aus dem Staub gemacht hast. Plötzlich warst du weg. Kein Tschüss. Kein bis bald, ich komm nochmal. Nix. Einfach weg. Und wir sitzen jetzt hier. Ziemlich verdutzt. Und sollen plötzlich wieder deftige Suppen statt leichten Salaten essen. Nichts gegen Suppe. Aber zwei Wochen später wäre auch gut gewesen. Ich kann das jedenfalls nicht. Ich brauche einen Übergang. In kulinarischer Hinsicht eben auch. Zum Glück gibt es Feigen. Sie verkörpern für mich tatsächlich den Übergang von Sommer zum Herbst. Vielleicht weil es sie auch wirklich nur dann in vollkommen reifer und aromatischer Form zu kaufen gibt. Habt ihr schon mal Feigen im Winter oder Frühjahr gekauft? Dann wisst ihr, was ich meine. Aber jetzt gerade laufen sie zu Höchstform auf. Blau und türkisch oder grün und wild und italienisch. Tatsächlich schmecken sie unterschiedlich, aber beide Sorten sind superlecker. Ganz kurz dauert die Zeit leider. Wenn man die Früchte reif bekommt, merkt man selbst, dass man sie eigentlich direkt verspeisen muss. Lagern ist schlecht. Daher am besten jetzt sofort zugreifen. Und dann diese wunderbare Kombination mit Süßkartoffeln ausprobieren.

Man denkt zunächst, dass das alles etwas lasch um die Ecke kommt. Aber glaubt mir, der Pfiff steckt im Detail. Die Süße der Feigen mit dem herben Ziegenkäse ist sowieso eine Kombination, über die es nichts zu sagen gibt. Vollendung nennt sich das. Die Süßkartoffel passt ebenfalls hervorragend. Und da Süßkartoffel und Feige gleichermaßen eher nicht ganz so dominant sind, ergänzen auch sie sich gut. Und dann kommt da noch die Chili ins Spiel und peppt das ganze Gemisch mit ihrer Schärfe auf. Da wird’s dann lustig. Ein Gericht, das durchaus den Übergang etwas leichter macht. Was kein Wiedergutmachungsangebot bedeutet, lieber Herr Sommer. Aber etwas besänftigt bin ich schon. Wir essen das Gericht als Hauptgang. Manchmal noch mit etwas griechischem Joghurt, in den ich etwas Olivenöl und Salz rühre. Wer Fleisch dazu braucht – Hackbällchen würden meiner Meinung nach gut passen, vielleicht sogar aus Lammhackfleisch. Wegen der orientalischen Note und so. Oder ihr macht es im Rahmen einer Mezze und tischt dazu noch andere Leckereien wie Hummus, Baba Ganoush, Falafel und Fladenbrot auf. Wie auch immer. Nicht zu lange warten. Ihr wisst schon, wegen der Feigen.

Habt es fein.
Eure Hannah

Für zwei gute Esser

1 große Süßkartoffel
6 Feigen
½ Bund Frühlingszwiebeln
1 rote Chilischote
150 g weicher Ziegenkäse (oder Fetakäse)
Olivenöl
20 ml Balsamicoessig
10 g Zucker
Salz
Pfeffer

Den Backofen auf 240 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
Die Süßkartoffeln waschen und mit der Schale der Länge nach halbieren und die Hälften in jeweils drei Spalten schneiden und auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen. Mit etwas Olivenöl beträufeln und Salz und Pfeffer würzen. Ca. 25 Minuten im Ofen backen. Sie sollen weich sein, aber nicht zerfallen. Herausnehmen und abkühlen lassen.
Für die Balsamico-Reduktion den Balsamicoessig mit dem Zucker in einem kleinen Topf aufkochen. Bei verringerter Hitze 2-4 Minuten weiterköcheln lassen, bis die Mischung eindickt. Wenn die Konsistenz von sehr flüssigem Honig erreicht ist, den Topf beiseite stellen. Die Reduktion dickt dann noch etwas weiter ein.
Die Frühlingszwiebeln waschen, halbieren und in ca. 4 cm lange Stücke schneiden. Die Chili in feine Ringe schneiden. 2 EL Olivenöl in einer Pfanne erhitzen und Frühlingszwiebeln und Chiliringe darin 4-5 Minuten unter Rühren anbraten.
Die Feigen waschen und vierteln. Auf einer Platte oder einem großen Teller zunächst die gebackenen Säßkartoffeln verteilen. Darauf die Feigen anrichten. Die Frühlingszwiebeln und Chilis darüber streuen. Den Ziegenkäse mit den Händen grob zerpflücken und auf dem Ganzen verteilen. Nochmals etwas salzen und pfeffern und mit der Balsamico-Reduktion beträufeln. Am besten lauwarm servieren.

Nach einem Rezept von Yotam Ottolenghi aus seinem Buch „Jerusalem“.

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